zur Situation auf dem Berliner Mietmarkt
im Bezirk Pankow (Prenzlauer Berg) im Jahr 2019
– zur Vereinfachung wurde das generische Maskulinum verwendet –
Prenzlauer Berg gehört zu dem Bezirk Pankow und dieser macht von der Fläche her etwa 12% von Berlin aus. Von den 3.748.148 Menschen, die 2019 in Berlin lebten, waren 407.039 davon aus Pankow – das sind circa 11%. Ganz Berlin verzeichnete 2019 1.949.252 Wohnungen. In Pankow waren es lediglich 217.872, was dennoch knapp über 11% darstellen. Der Anteil der Mietwohnungen im Bezirk betrug 84,6% [1]. Im November 2019 betrug die Kaltmiete pro m2 zwischen 11,91€ und 24,76€ [2]. Bei einer Wohnungsgröße von beispielsweise 40m2 würde man dementsprechend zwischen 478,80€ und 990,40€ im Monat zahlen. Diese Preise sind wenig verwunderlich, denn Prenzlauer Berg erfreut sich einer sehr guten Wohnlage [3]. Dies liegt vor allem an der guten Anbindung zum Zentrum, den vielen Kiezen sowie der familienfreundlichen Infrastruktur. Mit 3.064 Neubauwohnungen, die zum Bau genehmigt wurden, waren die Bezirke Pankow und Mitte Spitzenreiter Ende 2018 [1]. Eine stetige Bauaktivität ist wichtig, um der Wohnungsknappheit entgegenzuwirken. Auch die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen war relativ hoch in Pankow. 2.152 Wohnungen wurden bis Ende 2018 fertiggestellt. Davon waren circa 4/5 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Für meine Interviewpartnerin kam eher eine Wohnung mit einem oder zwei Wohnräumen in Frage. Der Anteil an Einraumwohnungen am Wohnungsbestand betrug circa 23% und der Anteil an Zweiraumwohnungen lag bei etwa 33%. Im Jahr 2019 sanken die Angebotsmieten für Altwohnungen in Berlin leicht um 3,2% auf 10,16€ pro m2. Für Neubauwohnungen betrug der mittlere Mietpreis hingegen 14,04€ je m2. Stellt man die Anzahl an Wohnungsbeständen und die Anzahl an Privathaushalten gegenüber, lässt sich eindeutig ein Nachfrageüberhang feststellen. Ende 2018 gab es insgesamt 1.080.144 Ein- und Zweiraumwohnungen in Berlin. Die Anzahl der Ein bis Zwei Personen Privathaushalte betrug dagegen 1.642.000 [1]. Dies zeigt, dass sich viele Menschen, die allein leben, sogar noch größere Wohnung als Zweiraumwohnungen leisten können bzw. müssen.
Meine Interviewpartnerin, Katja, war zum Zeitpunkt der Wohnungssuche 25 Jahre alt, studierte Vollzeit Rechtswissenschaften und arbeitete nebenbei als Tutorin an einer Berliner Universität. Ursprünglich komm sie aus Baden-Württemberg und ist im Jahr 2016 nach Berlin gekommen. Ihre Ausgangslage war auf den ersten Blick keine schlechte. Sie lebte zusammen mit ihrem Bruder in einer Wohnung mit zwei Zimmern in Prenzlauer Berg (Kopenhagener Straße). Und dennoch war es für sie sehr wichtig, dass sie so schnell wie möglich eine eigene Wohnung findet. Der studiumsbedingte Stress und das anstehende Repetitorium würden eine parallele Wohnungssuche quasi unmöglich machen. Für die neue Wohnung gab es ein paar Einschränkungen. Da nur circa 1200€ zur Verfügung standen, durfte die Warmmiete keinesfalls mehr als 600€ pro Monat betragen. Außerdem sollte die Wohnung entweder in Mitte oder in Prenzlauer Berg sein, da sie jeden Tag in der juristischen Bibliothek der HU am Bebelplatz verbrachte und somit Zeit sparen wollte. Daher ging ungefähr ab Mitte Oktober 2019 die intensive Suche los. Beschränkt hat sie sich auf die Suche über Onlineportale wie Immobilienscout und auch Ebay Kleinanzeigen. Bis sie letztendlich auf die Wohnung gestoßen ist, die es geworden ist, musste sie natürlich zahlreiche Besichtigungen mitmachen und etliche Bewerbungen versenden. Bei ihrer Bewerbung hatte sie den Vorteil, dass ihr Bruder sich dazu bereit erklärt hat, sich mit in den Mietvertrag schreiben zu lassen. Da er bereits ein festes Einkommen hatte, standen die Chancen für sie so deutlich besser. Neben Anschreiben mussten nämlich auch Einkommensnachweise und eine aktuelle Bescheinigung über einen negativen Schufa Eintrag beigefügt werden. Häufig wurde man nicht einmal zu Besichtigungen eingeladen. Wenn es dann aber doch klappte und man sich die Wohnung anschauen durfte, wusste man nie was einen erwartet. Es gab Besichtigungen, bei denen waren 20-30 Personen vor Ort. Bei anderen war es gerade mal eine Handvoll. Die Wohnungssuche stellte sich als zäh heraus und nicht so einfach, wie sie es sich erhofft hatte. Häufig sahen die Wohnung in echt anders aus, als sie in den Online-Inseraten aussahen oder sie wurde erst gar nicht zur Besichtigung eingeladen. Die Motivation und Hoffnung begannen langsam zu schwinden. „Es war sehr ätzend. Ich war quasi unter Dauerstrom. Auf der einen Seite die Belastung durch die Uni bzw. das Repetitorium und auf der anderen Seite der Druck, schnellstmöglich eine passende Wohnung zu finden. Ich wollte ja auch nicht einfach irgendeine nehmen. Also ich hatte halt auch keine niedrigen Ansprüche, muss ich zugeben. Aber währenddessen war es schon eine Katastrophe. Und ich war oft der Verzweiflung nahe.“ Sagte sie selbst. Anfang Dezember hat Katja eine Wohnung in der Kastanienallee entdeckt. Diese Straße war bereits als sie nach Berlin zog ihr Wunsch-Wohnort. „Ehrlich gesagt war es schon immer mein Traum, in der Kastanienallee zu leben“ erinnert sie sich. Denn bereits bevor sie nach Berlin kam, hatte sie viel von der Kastanienallee gehört und fand diese Straße anziehend. Die Wohnung sah in dem Inserat optimal aus! 32m2, neue Küche, neues Bad, aber dafür auch 480€ Kaltmiete. Auch für diese Wohnung bewarb sie sich natürlich. Glücklicherweise wurde sie auch kurze Zeit später zu der Besichtigung eingeladen. Der Termin kollidierte nur leider mit einem anderen privaten Termin. Und niedergeschlagen von den vielen Absagen nicht beachteten Bewerbungen, entschied sie sich dafür, an dieser Besichtigung nicht teilzunehmen. Nichtsdestotrotz schickte sie zu dem Zeitpunkt, wo eigentlich die Besichtigung stattfinden sollte, ihre ganzen Unterlagen an die Wohnungsbaugesellschaft. Zu verlieren hatte sie immerhin nichts. Nach wenigen Tagen erhielt sie eine Mail, in der ihr für genau diese Wohnung zugesagt wurde. Dies stellt sie vor das nächste Problem: Sie hatte jetzt zwar die Zusage für eine Wohnung, wusste aber nicht, wie diese Wohnung tatsächlich aussieht. Nach langem Hadern mit sich selbst, entschied sie sich dazu, die Wohnung zu nehmen. Bei der Schlüsselübergabe fiel ihr ein Stein vom Herzen, als sie die Wohnung betrat und alles deutlich besser aussah, als sie sich hätte vorstellen können. Dass der Berliner Wohnungsmarkt alles andere als leicht ist, ist unbestritten. Das Wohnungsangebot in Prenzlauer Berg ist grundsätzlich nicht so „schlecht“ wie man es vermuten könnte. Was das Finden einer Wohnung erschwert, sind vor allem zwei Bedingungen: Erstens die Anforderungen an die Mietinteressenten. Wenn beispielsweise Studierende ohne festes und geregeltes Einkommen den Wunsch haben, in Prenzlauer Berg zu wohnen, ist dies nahezu unmöglich. Ohne Bürgen oder jemanden mit festem Einkommen, der sich mit in den Mietvertrag schreiben lässt, wird man direkt aussortiert und nicht einmal zur Besichtigung eingeladen. Aus Sicht der Vermieter ist dies natürlich verständlich. Zweitens und das ist wohl ein bezirksübergreifendes Problem: Die Vielzahl an Bewerbungen. Wenn sich auf eine Wohnung teilweise bis zu 1000 Menschen bewerben, dann sehen die Chancen für einen selbst natürlich nicht gut aus. Die Geschichte meiner Interviewpartnerin zeigt jedoch, dass es neben harter Recherche und Durchhaltevermögen vor allem eines bedingt: Glück. Deshalb ist es auch wichtig, sich von Absagen und ignorierten Bewerbungen nicht abschrecken zu lassen und weiter zu suchen.
__________________________________
Quellenangaben
[1] ibb Wohnungsmarktbericht 2019 https://www.ibb.de/media/dokumente/publikationen/berliner-wohnungsmarkt/wohnungsmarktbericht/ibb_wohnungsmarktbericht_2019.pdf |
[2] Mietspiegel in Berlin (Prenzlauer Berg) https://www.immowelt.de/immobilienpreise/berlin-prenzlauer-berg/mietspiegel |
[3] Berliner Mietspiegel 2019 https://www.immowelt.de/immobilienpreise/berlin-prenzlauer-berg/mietspiegel |