Future Publications in den Humanities

Wissenschaftsblog zum DFG-Projekt Fu-PusH

Fu-PusH-Workshop zu Finanzierung und Rechtsgrundlagen des digitalen Publizierens. Am 08.01.2016 in Berlin.

Das Fu-PusH-Projekt wird das Jahr 2016 standesgemäß mit einem Workshop einleiten. Am 08. Januar laden wir entsprechend zu einem hoffentlich so intensiven wie produktiven Austausch mit den Akzenten Finanzierung und Rechtsgrundlagen des digitalen Publizierens in den Geisteswissenschaften ein. Dafür haben wir eine Reihe von Expertinnen und Experten gewinnen können. Das ausführliche Programm gibt es über diese Website oder nachstehend als Flyer. (Das Bild führt zum PDF-Download.)

Die interessierte Fachöffentlichkeit ist ebenfalls herzlich eingeladen. Wir würden uns vorab aus Planungsgründen über eine kurze Nachricht per E-Mail (Kontaktadressen) freuen.

Flyer Fu-PusH Workshop 2016
Flyer Fu-PusH Workshop 2016 – PDF-Download

Wir planen weiterhin, den Workshop live in einem Etherpad zu dokumentieren. Dort können auch gern bereits vorab Fragen und Anregungen zur Veranstaltung notiert werden. Weiterhin freuen wir uns wie immer und auch den Workshop begleitend über Interaktionen mit unserem Twitter-Stream: @fupush | #fupush

Toolbox aktuell: Das remind-to-read-Widget des New Yorker.

Weil es uns schon häufiger positiv auffiel und weil wir generell auch auf kleine Alltagserleichterungen für die digitale Arbeit, zu die für uns auch das Lesen von so genannten Long-Read-Texten zählt, hinweisen wollen, möchten wir an dieser Stelle nur einmal kurz vermerken, dass wir die Idee ausgezeichnet finden, am Fließtext einen Erinnerungsservice per Widget einzubinden, der den Leser bzw. die Leserin nach eine selbst bestimmbaren Zeit (Auswahlmenü) per E-Mail zum Text zurückholt.

Umgesetzt hat diese Funktion die Zeitschrift The New Yorker in diesem Herbst für seine Desktop-Ansicht. Scrollt man auf einem der Texte (z.B. diesem) nach unten, erscheint die Option in einer denkbar dezenten Fassung. Wir sind gespannt, ob dies auch generell demnächst ein Standard für digitale Magazintexte wird.

Reading-Reminder-Tool der Zeitschrift The New Yorker
Reading-Reminder-Tool der Zeitschrift The New Yorker

Weitere Informationen zum Widget gibt es in diesem Artikel beim Nieman Lab: Can’t finish a New Yorker story online? The magazine will now send you an email reminder to come back (Joseph Lichterman, 30.10.2015)

14. Dezember 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Werkzeuge

Jetzt online: Der Fu-PusH Statement Finder

Ein Ergebnis des Fu-PusH-Projektes ist, dass die Idee der Openness von Wissenschaft mittlerweile weithin Akzeptanz findet. Gerade der möglichst offene Zugang zu Publikationen (Open Access) und Forschungsdaten (Open Research Data) ist etwas, was auch in den Geisteswissenschaften zunehmend thematisiert und gewünscht wird. Dem wollen wir als Projekt selbstverständlich Rechnung tragen. Aus diesem Grund stellen wir die im Zuge der durchgeführten Experteninterviews zum digitalen Publizieren in den Geisteswissenschaften erhobenen, aufbereiteten und anonymisierten Daten zur Einsicht sowie zur Nachnutzung als offene Forschungsdatenpublikation im Fu-PusH Statement Finder zur Verfügung.

 

Überblicksansicht des Fu-PusH Statement Finder
Überblicksansicht des Fu-PusH Statement Finder

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Herausforderungen des Publizierens von Forschungsdaten. Zu einem aktuellen Beitrag in Science.

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Science findet sich ein Artikel von Jorge L. Contreras und Jerome H. Reichman zu Strukturen und Kosten des Teilens von Forschungsdaten. Damit schließen sie an eines der Trendthemen unter anderem auch in der Bibliothekswissenschaft und Informationsinfrastrukturforschung an. Je mehr man sich mit den Themen Forschungsdaten und Forschungsdatenpublikation befasst, desto deutlicher treten freilich die Desiderata hervor. Allem voran geht die Frage nach der Möglichkeit entsprechender allgemeinverbindlicher Minimalstandards. Klar ist, dass der Trend zur Openness, der sich in Formeln wie „Open Science“ und „Open Scholarship“ kristallisiert, die gegenwärtige Wissenschaftspraxis maßgeblich prägt. Forschungsdaten sollen neben den Forschungspublikationen – also den als Paper, Aufsatz, Blogpost, Monografie o.ä. veröffentlichten Forschungsnarrativen – möglichst ohne Einschränkung zur Einsicht und Nachnutzung verfügbar gemacht werden.

Die Motivation findet sich einerseits im Erhöhung der Forschungstransparenz ergo Nachvollziehbarkeit der in den Forschungspublikationen dargelegten Analysen und Deutungen. Andererseits greift das durchaus ökonomisch motivierte Argument, dass man den einmal erhobenen Datensatz auch für andere Analysen heranziehen und beforschen kann. Das nennt man Nachnutzung.

Ein nächste Stufe der Forschungsdatenintegration wird schließlich erreicht, wenn man die einzelnen Datensätze vor der Veröffentlichung so aufbereitet, dass sie maschinenlesbar und automatisiert mit anderen Datensätzen verknüpfbar werden können. Derartige Netzwerke strukturierter Daten sind eine Herzensangelegenheit der Digital Humanites und ein bibliotheks- und netzwissenschaftes Perspektivthema, dem massives Potenzial zugeschrieben wird. Big Data und Semantic Web sind die rahmenden Termini.

An sich klingt es einfach und lässt sich prima an die Commons-Überlegungen der Netzkultur anschließen, wenn Jorge Contreras und Jerome Reichmann schreiben:

„Perhaps the most straightforward path to legal interoperability is simply to contribute data to the public domain and waive all future rights to control it. This approach has been advocated by more than 250 organizations that have endorsed the 2010 Panton Principles for open data in science.“

Die wissenschaftliche Realität setzt diesem Wunsch nach Gemeinfreiheit freilich ein ganze Bandbreite von Hürden entgegen, die nun zum Teil auf den persönlichen Verwertungs- und Kontrollanspruch der jeweiligen Datenerheber zugeführt werden können. Gerade persönlichkeitsrechtliche Aspekte und das hohe Gut des Datenschutzes bremsen die Möglichkeiten der Forschungsdatenpublikation vor allem dort, wo es sich um empirische Sozialforschung handelt. Auch wir konnten im Rahmen des Fu-PusH-Projektes entsprechend qualifizierte Erfahrungen sammeln.

Eine weitere Herausforderung bei der offenen Datenpublikation liegt schließlich in der wissenschaftstheoretischen Fragestellung, wie sehr der konkrete Forschungskontext – also die Forschungsfrage – das zulässige Analyse- und Deutungsspektrum für einen Datensatz definiert. Und schließlich unterläuft die künstlerisch orientierte Remixkultur des Netzes, auf die auch einige der Creative-Commons-Lizenzen vorrangig abzielen, den wissenschaftlichen Anspruch an Datenintegrität. Das kreative „Verändern“ von Forschungsdatenkontexten ist mit der guten wissenschaftlichen Praxis kaum vereinbar. Jorge Contreras und Jerome Reichmann benennen Creative Commons dennoch als Option:

„Alternatively, researchers who wish to receive attribution credit for their contributions, but are otherwise willing to relinquish control over them, have released data under standardized Creative Commons licenses that have been widely used for other online content, including open-source code software, music, and photographs. „

Sie merken zugleich an, dass diese Ansätze unzureichend und problematisch sein können. Dies bestätigt auch unser während des Projektes gewonnener Eindruck. Das Thema liegt sehr im Trend, wird aber derzeit an vielen Stellen jedenfalls in den Geisteswissenschaften eher allgemein als auf konkret realisierbare Lösungen hin diskutiert. Das könnte seine Ursache auch darin haben, dass aktuell Akteure fehlen, die Aktivitäten im Bereich der digitalen Forschungsdatenpublikationen für diese Disziplinen übergreifend und vor allem fachkulturell weithin anerkannt koordinieren.

Quelle:

Contreras, Jorge L.; Reichmann, Jerome H.: Sharing by design: Data and decentralized commons. In:  Science 11 December 2015: Vol. 350 no. 6266 pp. 1312-1314 DOI: 10.1126/science.aaa7485

Über (digitale) Hilfswissenschaften, Bibliothekswissenschaft und Digital Humanities.

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlicht in ihrer heutigen Ausgabe auf der Seite zum Thema Forschung und Lehre ein Interview mit dem Archivwissenschaftler Eckhart Henning über die „prekäre Lage der historischen Archivwissenschaften“. Aus der Perspektive von Fu-PusH ist das Thema aus mehreren Gründen interessant. So gibt es durchaus die Position, dass sich das nach wie vor im Fokus aller Zukunftsdiskussionen zu den Geisteswissenschaften unweigerlich einfindende Feld der Digital Humanities zumindest in der Tradition der Hilfswissenschaften verortet. (vgl. Wettlaufer, 2014) Von den Auxilia Historica zu lernen, kann hier also durchaus sinnvoll sein. Weiterhin stellt sich die Frage der Auswahl, Erschließung und Vermittlung potentiell für die Geisteswissenschaften relevanter Objekte in den etablierten Kulturspeichern ganz generell. Hier könnte man neben der Archivwissenschaft durchaus auch die Bibliothekswissenschaft in der Rolle einer solchen Hilfsdisziplin sehen und diskutieren – nicht unbedingt zum Gewinn der Fächer. (vgl. u.a. Stäcker, 2005, S.36) Schließlich stellt sich damit verknüpft und immergrün die Frage, wie man mit digitalen Materialien hinsichtlich einer angestrebten Langzeitverfügbarkeit verfährt.

Zu allen drei Aspekten finden sich im Interview einige interessante Aussagen. So legt Eckart Henning dar, dass die historischen Hilfswissenschaften mit ihrem Analyseansatz „den Naturwissenschaften oft näher als den Geisteswissenschaften“ sind. Das ergibt sich vermutlich bereits deshalb, weil ihre Funktion einen bestimmten Analysebedarf adressiert, der offenbar nicht ohne weiteres direkt in geisteswissenschaftliche Forschungsprozesse integrierbar ist. Die Hilfswissenschaften komplementieren die dort eingesetzten Methodologien hinsichtlich eines bestimmten Bedarfs. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass …weiterlesen »

Webpublikation des Jahresberichts 2014 der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin

Ein Bestandteil des Fu-PusH-Projektes ist die Arbeit mit „Experimentellen Publikationsszenarien“ (AP 4). Die Bezeichnung „experimentell“ meint dabei freilich nicht zwingend eine Leistungsschau des technisch Machbaren. Das Projekt fühlt sich durchaus dem Anspruch verpflichtet, Mehrwerte sinnvoll umsetzen, was bedeutet, dass die gegebenen Ressourcen und die Ansprüche eines zeitgemäßen User Experience Design (UXD) in eine mitunter sogar eher unauffällige Balance gebracht werden.

Für eines der Publikationsszenarien nahmen wir den bislang als PDF veröffentlichen Jahresbericht der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin als Ausgangspunkt, um zu ermitteln, welche Mehrwerte sich für eine Darstellung der vorliegenden Inhalte mit dem für solchen Publikationen zur Verfügung stehenden Realisierungsmöglichkeiten umsetzen lassen. Das Ziel war eine den Charakter der Vorlage möglichst wahrenden, zugleich aber neue Funktionen integrierende Webpublikation.

 

PDF Ansicht UB Jahresbericht 2014
PDF-Format UB Jahresbericht 2014

 

Diese Funktionen umfassen eine webtypische und intuitive Navigation, die adaptive Darstellbarkeit auf mobilen Anzeigegeräten sowie die Einbettung von Audio- und Videodateien. Im Ergebnis steht nun eine Alternativfassung des Jahresberichtes 2014 anhand derer die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin prüfen kann, inwieweit eine solche digitale Fassung als Ergänzung oder sogar als Ersatz für die PDF-Fassung infrage kommt.

 

Webpublikation UB Jahresbericht 2014
Webpublikation UB Jahresbericht 2014

Webpublikation des Jahresberichtes 2014 der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin: UB der HUB / Projekt Fu-PusH, 2015. URL: https://info.ub.hu-berlin.de/annualreports/2014/

Idee: Andreas Degkwitz
Konzeption: Ben Kaden, Michael Kleineberg
Technische Umsetzung: Martin Walk in Kooperation mit Katja Krause

Verwendete / getestete Technologie: Aesop Story Engine

12. November 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Enhanced Publications

»Alles Relevante auf Papier, alles andere ins Netz«? Zur Doppelläufigkeit gegenwärtiger Medienkulturen.

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Betrachtet man die Trends im geisteswissenschaftlichen Publizieren, stellt man nach wie vor eine erhebliche Affinität zum Trägermedium Papier ergo zum gedruckten (vor allem) Buch fest. Woher diese Präferenz stammt, ist nicht immer leicht zu begründen. Häufig verweist man auf den Aspekt der Sozialisierung. Dass dem nicht unbedingt so sein muss, zeigt ein Blick auf die blühende Kultur der Magazine, die wenigstens im Independent-Bereich maßgeblich von Akteuren geprägt ist, die ganz unbefangen in digitalen bzw. postdigitalen Kultur- und Kommunikationsräumen leben. Im Tumblr-Blog des Magazins Das Buch als Magazin gibt es aktuell ein Interview mit dem Magazinherausgeber und -sammler Horst Moser, das einige interessante Aspekte zum Verständnis enthält. So stellt er fest:

„Es gibt eine starke Sehnsucht, sich auf Papier zu verewigen, als Reaktion auf die flüchtige digitale Welt. Und das neue daran ist, dass es nicht Nostalgiker sind, sondern die junge Avantgarde. Print hat seinen Minderwertigkeitskomplex gegenüber den digitalen Bewegtbildmedien abgelegt.“

Es scheint tatsächlich ein generationales Element zu sein, was die Menschen beim Druck hält. Aber nicht, wie oft vermutet, als rückständige Prägung, sondern bestimmt durch den Wunsch, dass auch zukünftige Generationen die eigenen Werke bzw., für die Wissenschaft, die eigenen Erkenntnisse, Aussagen und Argumente bei ihrer Kulturwahrnehmung berücksichtigen mögen. Oder kurz:

„Im Kern ist es die Sehnsucht, unsterblich zu werden. Sie verspüren einen Drang, etwas mitteilen zu wollen, und zwar auf einem Material von Dauer, auf Papier.“

Moser zitiert die Ansicht »Alles Relevante auf Papier, alles andere ins Netz«. Diese Differenzierung trifft man auch bei nicht wenigen Geisteswissenschaftlern an, wenn man sie nach den Potentialen des digitalen Publizierens und der Verwendung sozialer Medien als Publikationsplattformen befragt. Weblogs werden, wenn überhaupt, hauptsächlich als Prozessdokumentationen zur Forschungsarbeit akzeptiert. Auch der Blick in die Open-Access-Repositorien zeigt, dass dort eher Nebenpublikationen landen, die oft den Cut für eine ordentliche Verlagsveröffentlichung nicht schaffen und manchmal ein Einzelaufsatz aus einer lang vergriffenen Anthologie. Selbst von Verlagen publizierten E-Medien gelten gegenüber gedruckten Ausgaben häufig nur als zweite Wahl. Es ist, wenigstens heute im Jahr 2015, ausgerechnet die digitale Empirie, die diese Zurückhaltung im Publikationsverhalten stützt. Die Erfahrungen mit der Langzeitverfügbarkeit digitaler Dokumente sind naturgemäß noch sehr gering. Aber bereits die Kurzzeitverfügbarkeit über nur wenige Jahre ist oft nicht gewährleistet, wie Moser bestätigt:

„Viele unserer digitalen Archive sind nicht mehr aktivierbar. Alte Quarkdokumente kann ich nicht mehr öffnen. Die dazugehörigen Fonts sind auf Disketten. Kein Apple hat mehr ein Diskettenlaufwerk. Das gleiche bei ZIP-Speichern. Es fehlen die Lesegeräte. Dann gab’s diverse Plattencrashs. Wir haben zwar in der Regel eine doppelte Sicherung, auf Band und auf Raidsystemen. Aber auch hier gibt’s den Gau, dass also beide Systeme gleichzeitig versagen oder kaputt sind. Ich habe auch viele Fotoarchive meiner eigenen digitalen Bilder verloren. Wenn man sich vorstellt, wie das in hundert oder 500 Jahren aussieht, fürchte ich, dass dann 95 Prozent verloren sind. Das passiert ja selbst der NASA. Viele Daten von den Mondlandungen aus den Siebziger Jahren können nicht mehr gelesen werden. Wo finde ich in zwanzig Jahren digitale Magazine der 1990er Jahre?“

Was den Bogen zu meiner gestrigen Problematisierung der Frage einer Langzeitarchivierung nicht nur der Inhalte sondern auch der Systeme spannt. Es ist zu vermuten, dass sich die Idee hybrider (bzw. sich parallel entfaltender) Medienkulturen – also sowohl auf Trägermedien wie Papier materialisierte als auch digitale, dynamische –  umso stärker stabilisiert, je ausgeprägter und verbreiterter das Verständnis für diese Herausforderung der digitalen Langzeitbewahrung wird. Für digitale Inhalte und ihre Darstellung werden wir uns darüber hinaus, so wie es jetzt aussieht, an Haltbarkeits- und Verfallsdaten gewöhnen müssen. Dies im Bewusstsein könnte bzw. sollte das Forschungsfeld digitaler Lebenszyklen von Dokumenten durch die Bibliothekswissenschaft gleich neben dem Großthema der digitalen Langzeitarchivierung bearbeitet werden.

(Berlin, 11.11.2015)

Peter Wagner, Horst Moser: „Im Magazinmachen steckt die Sehnsucht, unsterblich zu werden“. Interview. In: Das Buch als Magazin als Blog. 10.11.2015

11. November 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein

Wie langzeitarchiviert man Enhanced Publications?

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

1.

Das Thema Datenjournalismus bleibt, erwartungsgemäß, überall dort ein zentrales Diskursobjekt, wo es um digitalen Journalismus geht. Auf der Technologieseite von Vox Media arbeitet Simon Rogers entsprechende Chancen (Zugang) und Herausforderungen (Archivierung) auf und erneut zeigen sich Parallelen zu den Digital Humanities.

„[T]he web has revolutionized online journalism so that the way we consume the news changes daily; the basics of modern data journalism are grounded in that ability to visualize that data in more and more sophisticated ways.“

Ersetzen wir „online journalism“ durch „digital research“, „news“ durch „research publications“ sowie „modern data journalism“ durch „Digital Humanities“, lässt sich der Satz problemlos in jeden Sammelbandbeitrag für eine Tagung zum Thema Digitalisierung der Geisteswissenschaften einpassen.

Hervorzugeben ist ein Aspekt, der uns aus Sicht der Bibliothekswissenschaft abstrakt und bei Fu-PusH sehr konkret beschäftigt. Für die Datenvisualisierung, bekanntermaßen auch Kernelement erweiterter Forschungsdatenpublikationen, ist die Langzeitarchivierung ein ungelöstes Problem. Was man vom Forschungsoutput der Projektwissenschaft sehr gut kennt, steht auch hier im virtuellen Raum:

„Much of it has become a victim of code rot – allowed to collapse or degrade so much that as software libraries update or improve, it is left far behind. Now when you try to find examples of this work, as likely as not you will end up at a 404 page.“

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Digitale Fachkommunikation in der Anthropologie. Die Zeitschrift American Anthropologist stellt 2016 (fast) auf e-only um.

„The demographic of print readers is thought to be an aging, behind-the-times cohort of the sort of people who still get paper copies of newspapers.“

Mit dieser mehr oder weniger selbstinduzierten Einschätzung erläutert Michael Chibnik als Herausgeber der Zeitschrift American Anthropologist (AA) in der Early-View-Fassung des Editorials für die nächste und offenbar letzte gedruckte Ausgabe, warum sich die Zeitschrift demnächst als reine Digitalausgabe versteht. Er rettet die leicht pejorativ anmutende Rhetorik ein wenig dadurch, dass er sich per Fußnote selbst zum Angehörigen dieser verschwindenden Epoche zählt. Interessant ist in der Nebensache, wie auch hier die Digitalisierung von Journalismus (=newspapers) und dem wissenschaftlichen Publizieren im selben Kontext, nämlich dem des Trends zur digitalen Rezeption, erscheint. In der Hauptsache lässt sich im Goodbye to Print betitelten Editorial aber auch erkennen, wie eine Triebkraft hinter dem Schritt eine ökonomische ist:

„The association will be able to save the significant amounts of money that have been spent printing and distributing paper copies of AA.“

Die andere Kraft ist die des tatsächlichen Nutzungsverhaltens. Offenbar hat beispielsweise an Chibniks Universität für eine ganze Weile niemand gemerkt, dass die Printausgabe längst abbestellt worden war. Man liest, wie ich übrigens auch, heute mehrheitlich wissenschaftliche Fachaufsätze über den Onlinezugang der Bibliothek und wenn ein Text interessant erscheint, dann druckt man ihn eben am Schreibtisch extra aus.

Eine aus Sicht unseres Projektes interessante Überlegung ist die Ablösung der Idee der Einzelausgabe (issue), die im Digitalen formal ein Anachronismus ist, und die Ersetzung durch content streams. Letztere sind in Grundzügen dank der Early-View-Angebote auf vielen Publikationsplattformen bereits realisiert. American Anthropologist wird die ausgabenbasierte Erscheinungsweise dennoch, wenn auch mit antizipiert schwindender Bedeutung, vorerst beibehalten:

„The primarily digital nature of AA in the future can only accelerate the diminishing importance of “issues.” Readers will no longer be able to browse through a paper copy of the journal that arrives in the mail, looking at whatever catches their eye. Instead, they will likely receive electronic alerts when an issue comes out accompanied by a list of contents. „ 

Die Folgefrage, inwieweit nach dem angekündigten Abschied vom Print und von der Erscheinungsform in Issues das Format der Zeitschrift selbst zeitstabil bleiben kann, wird vorerst ausgespart. Diese Überlegung käme möglicherweise auch zu zeitig. Denn bisher geht es allein darum, die digitale Präsenz der Zeitschrift allgemein zu verstärken. Michael Chibnik betont die forcierte Umstellung auf die Online-Variante damit, dass beim American Anthropologist bisher wenig in dieser Richtung geschieht. Der Schritt setzt dahingehend ein Zeichen und zwar explizit für die ihm nachfolgenden Herausgeber.

Das man laut Selbsteinschätzung bei den Ausgaben hinter den digitalen Möglichkeiten zurückbleibt, liegt nicht unbedingt an der Redaktion selbst, die durchaus Möglichkeit zum erweiterten Publizieren anbietet:

„Right now AA does relatively little online. Authors of research articles have the option of providing online-only, unedited “supplementary information.” This can include material such as interview transcripts, large tables, complex figures, and videos. Despite my urging, few authors have taken advantage of the opportunity to present material in this way.“

Die enhanced-article-Optionen von Blackwell-Wiley werden für die Rezipienten angeboten, wobei ebenfalls nicht klar ist, wie intensiv diese Funktionalitäten genutzt werden.

Etwas wird Michael Chibnik allerdings vermutlich vermissen:

„One minor casualty of the switch to digital may be AA’s cover. … The small cover image on the journal website cannot be enlarged. It would probably not be difficult to provide an enlargeable cover on the website in the future. Even so, the impact of an electronic cover seems considerably less than that of a print cover.“

Das wäre dann so eine Art Schallplatteneffekt. Aber glücklicherweise, auch für den Editor-in-Chief selbst, geht man bei der Neuorientierung auf e-only am Ende doch nicht aufs Ganze. Wer mag, kann sich die Zeitschrift gegen Aufpreis nach wie vor als Printausgabe zusenden lassen. Michael Chibnik wird dies tun. Ob der American Anthropologist dann mit oder ohne Cover im Postfach landet, ist aktuell nicht bekannt.

(bk, Berlin, 02.11.2015)

Quelle:

Michael Chibnik (2015): Goodbye to Print. In: American Anthropologist. Early View (28 September 2015) DOI: 10.1111/aman.12334

Was Digital Humanities und digitalen Journalismus verbindet.

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

1.

Im Juli fragte ich in einem Blogposting Gibt es Schnittmengen zwischen digitalem Journalismus und digitaler Wissenschaftskommunikation? und bot als Antwort ein gewisses Ja an. Gerade in den Geistes- und Sozialwissenschaften, bei denen Analysen sehr narrativiert kommuniziert werden, liegt die Parallele nah. (Ein schönes Beispiel für narrative Grenzgänger bietet unter anderem die, nun ja, Reportage-Studie Floating City von Sudhar Venkatesh, vgl. ausführlicher und auch hier). Das Herz des Journalismus schlägt wenigstens mit einer Kammer genau an dieser Stelle, die man gemeinhin Storytelling nennt. Auch die andere Kammer, die so genannten Listicles und anderen Metakuratierungen bestehender Webinhalte, sind gleichfalls ein Ansatz, der sich im Kontext von Meta- und Overlay-Journals in den Kontext wissenschaftlicher Publikationskulturen einbringen lässt, wobei Buzzfeed natürlich nur sehr bedingt ein direktes Vorbild sein sollte.

Kurioserweise ist das Buzzfeed-Modell das aktuell erfolgreichste Orientierungsmuster für den digitalen Journalismus, wie die Fachexpertin Emily Bell in einem aktuellen Interview gleich mehrfach betont. Spannend ist hier der Aspekt der Arbeitsteilung bei der Aufbereitung von Inhalten: …weiterlesen »