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Die Zukunft der wissenschaftlichen Kommunikation wie sie David De Roure sieht. Eine Lektüre

von Ben Kaden (@bkaden)

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Ist der wissenschaftliche Aufsatz noch das passende Format für Daten getriebene Forschung, für die neue, oftmals interdisziplinäre Methodologien (man denke an Digital Humanities) und zunehmende Automatisierung prägend sind? Das fragt sich David De Roure, Professor für e-Science in Oxford, und steuert zur breiten Diskussion über die Zukunft des wissenschaftlichen Kommunizierens einen weiteren Beitrag bei. (De Roure, 2014a) Bemerkenswert und relevant für die Perspektive von Fu-PusH ist er, da in ihm einige Aspekte der denkbaren Erweiterung wissenschaftlicher Publikationsformen Erläuterung finden. Allgemein bemerkenswert ist der Artikel, weil er exemplarisch den Stand der Diskussion um die Zukunft der wissenschaftlichen Kommunikation auch mit ihren Schwächen abbildet.

In seiner Auseinandersetzung mit der Frage nach der Wissenschaftskommunikation in der Zukunft geht De Roure sogar über die Idee des Enhancement hinaus und prognostiziert generell das Ende des wissenschaftlichen Artikels. Der Grund dafür liegt, mittlerweile kaum mehr überraschend, in der ubiquitären Digitalität, die massiv auch in die Wissenschaft hineinwirkt. De Roure spricht von einem „hybrid physical-digital sociotechnical system of enormous and growing scale”, also einem Beziehungsrahmen von Mensch und Maschine, in dem soziale Netzwerke in einer Form und unter dem Einfluss von Big Data repräsentiert werden, so dass man auch von „Sozialen Maschinen“ (social machines) sprechen kann.

Es gibt demnach einen allgemeinen Trend in der Wissenschaft zur datengetriebenen und datenintensiven Forschung, wobei De Roure als Referenz ausgerechnet ein Sammelband der Microsoft Research dient, der kontextgemäß einen, zurückhaltend formuliert, sehr spezifischen Blick auf die Entwicklung spiegelt.

Inwieweit das dort abgebildete Szenario eines vierten Paradigma (die Zahl vier spiegelt sich ja auch in der vierten Revolution, die Luciano Floridi der ubiquitären Rolle von Information zuschreibt, vgl. Floridi, 2014) repräsentativ und die Entwicklung derart geradlinig und zielstrebig ist, wie auch das Schaubild (De Roure, 2014b) suggeriert, muss an anderer Stelle reflektiert werden.

Hier kann immerhin vermerkt werden: Die Tendenzen zu einer sehr intensiv von Rechentechnologien und entsprechenden Datenverarbeitungswerzeugen geprägten Wissenschaft sind an sich gegeben und unstrittig. Offen bleiben die Intensität und Qualität. Spekulativ bleibt, was in zehn Jahren sein wird. Es dürfte allerdings ebenfalls unstrittig sein, dass die Ausweitung des Digitalen in der Wissenschaft zwangsläufig methodologische Folgen hat, wie De Roure betont. Und epistemologische, wie De Roure leider nicht erwähnt, dürften damit auch anstehen.

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