Archiv für Schlagwort Soziale Medien

Projektposter im B.A. Seminar „Pop Diskurse: Hashtag Proteste, Popular Culture und (nicht-)akademische Wissensaushandlungen in aktuellen Medien“ (WS 2016-17)

Dozentin: Alexa Altmann

Die Poster hängen aktuell in der 2. Etage des IAAW aus.

Female Graffiti und Streetart
Zwischen Kunst und Feminismus
– Melanie Möller & Anh Thu Nguyen

Homophobie & Sexismus:
Phänomene im DancehallReggae
Judith Torka

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

“MarcosNoHero“ vs. “BuryHim“
Beerdingung auf dem Heldenfriedhof
– Catherine Dierang

twitter & Ich
Was macht Twitter mit mir?

– Meike Esselborn & Leefke Hinderlich


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Unterrepräsentation von Musiker*innen
mit asiatischem Hintergrund in der
Populärmusikkultur Europas und Nordamerikas
– Emmeli Kim-Thu Wittnebel

Studying Gender Inequality in India from the ‚Outside‘– Reflections on Representation and Methodology

Vortrag von Anna Oechslen im Rahmen des Workshops „Reflections on the Digital: Neoliberalism, Free Speech and Resistance“, am Tata Institute for Social Sciences, Mumbai, 1.-2. September 2016

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© privat

Digitale Medien bieten sozialen Bewegungen ganz neue Möglichkeiten, sich auch Regionen übergreifend zu vernetzen, sich Gehör zu verschaffen und dominanten Versionen der Wirklichkeit ihre eigenen Interpretationen entgegenzusetzen. Andererseits müssen Aktivist_innen neue Wege finden, mit den neoliberalen Strukturen etwa sozialer Netzwerke umzugehen. Darüber diskutierten Studierende, Promovierende und Lehrende aus Berlin, Leipzig und Mumbai Anfang September bei einem zweitägigen Workshop am Tata Institute for Social Sciences, (TISS) in Mumbai. Die Beiträge rückten verschiedene Aspekte des Themas ins Blickfeld, darunter das Zusammenwirken von Protesten im Internet und auf der Straße, Repräsentationen von Frauenkörpern in digitalen Räumen und Studierendenbewegungen in Deutschland und Indien. Im letzten Teil des Workshops diskutierten die Teilnehmer_innen die aufgeworfenen Fragen mit Interessierten von außerhalb auf Twitter (die Diskussion ist online abrufbar unter https://storify.com/fritzititzi/transdigi).

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© privat

Anna Oechslen beschäftigte sich in ihrem Beitrag mit den Spannungen, die sich daraus ergeben, von Deutschland aus über Gender-Ungleichheiten in Indien zu forschen. Als Zugang zum Thema dienten dabei der Diskurs über Frauen und Sicherheit im urbanen Indien und die Aktivistinnen von ‚Pinjra Tod‘, die in Delhi gegen Gender-Diskriminierung auf dem Campus kämpfen. Durch das Internet als Informationsquelle ist es leichter geworden, auch über große Distanzen hinweg ethnografische Forschung zu betreiben. Gleichzeitig ist gerade das Thema Frauenrechte durch koloniale Diskurse und problematische Repräsentationen der ‚Third World Woman‘ aufgeladen; zur räumlichen Distanz tritt also eine Verwobenheit mit globalen Asymmetrien in der Wissensproduktion. Anhand ihrer eigenen Erfahrungen während der Forschung zu ihrer Masterarbeit zeigte Anna Oechslen, wo sie mit diesen Spannungen konfrontiert wurde und wie sie versuchte, ihnen zu begegnen. Die anschließende Diskussion machte deutlich, dass man nicht unbedingt in einem anderen Land sein muss, um diesen Problemen zu begegnen: Teilnehmer_innen berichteten etwa von ihren Erfahrungen aus der journalistischen Praxis und der Forschung zu ländlichen Räumen Indiens.

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© privat

Medienhandeln und Medienwahrnehmung der ‚Generation Facebook‘ nach terroristischen Anschlägen: Studierende des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften berichten

Ausgehend von den Anschlägen in Paris am 13. November 2015 setzen sich Studierende am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften mit der Frage auseinander, wie sich ihre Wahrnehmung und ihr eigener Gebrauch von Medien, die Suche nach verlässlichen Informationen und das Bedürfnis nach Austausch in sozialen Netzwerken in Folge dieses Ereignisses verändert hat. In ihren Artikeln gehen sie auch kritisch auf die eurozentrische Berichterstattung in den deutschsprachigen Medien ein, die oftmals nur am Rande auf Anschläge in außereuropäischen Regionen eingeht, etwa in Garissa im April 2015 oder in Beirut und Bamako im November 2015.

Die selbstreflexiven Artikel sind im Rahmen des Seminars „Medien und sozialer Wandel“ im WiSe 2015/16 entstanden.
>>> Zum Lesen der Essays klicken Sie bitte auf die Namen der AutorInnen.


Meiken Hindenberg

© Meiken Hindenberg privat

„[…] ich […] hatte keinen weiteren Zugriff auf ausführlichere Berichterstattung, sondern konnte bis dato nur die sehr emotionalen Posts und Kommentare meiner Bekannten und Freunde auf Facebook nachverfolgen. Das führte auch dazu, dass in mir ein großes Unbehagen, wenn nicht sogar Angst aufkam.“

„[Mir] wurde […] deutlich, dass ich oft in meinem Medienhandeln Selektionsschwierigkeiten beobachten kann und ich durch die Fülle an Angeboten vor allem über soziale Netzwerke teilweise erschlagen bin und dann teilweise zu einem Vermeidungsverhalten tendiere […]“


Devrim Eren

„Auf meinem [Facebook] Profil angelangt, werde ich regelrecht von unzähligen Meldungen zu den Attentaten in Paris erfasst. Unfassbar erschrocken versuche ich mit ersten Meldungen mein „Information Gap“ zu ‚füllen’.“

„Positive Berichte aus Krisengebieten faszinieren mich momentan um ein Vielfaches mehr, da sie für mich – in einer eher kriegsdominierten Berichterstattung – zur Rarität geworden sind.“

Nedim Sulejmanović

© Nedim Sulejmanović privat

„Während noch mehr Meldungen über den Bildschirm meines Smartphones eingeblendet wurden, schalte ich den Fernseher ein, um zu sehen, ob im Rahmen der Sportberichterstattung etwas zur sich ereignenden Anschlagsserie gesagt wird. […] Enttäuscht von der ARD schalte ich um auf BBC, wo bereits eine Expertin vor Ort zugeschaltet ist, um zu berichten, was passiert ist. Endlich bekomme ich das, was ich erwarte. Ich hatte den Fernseher eingeschaltet, um eine Stimme zum Bericht zu haben. Ich wollte hören, was ein/e Reporter/-in vor Ort erlebt und wie seine/ihre Bewertung der Lage ist. Über einen Artikel oder Liveblog zur Situation hatte ich mich in dem Moment nicht ausreichend informiert gefühlt, was die Einordnung der Lage und die menschliche Seite anging.“

Judith von Plato

„Das soziale Netzwerk Facebook bot die Möglichkeit, das eigene Profilfoto […] [als] Solidaritätsbekundung mit Blau, Weiß, Rot zu hinterlegen. Außerdem installierte es einen Button, von dem Gebrauch gemacht werden konnte von Leuten, die zurzeit in Paris wohnen und so ihre dankbaren Mit-User informieren konnten, wenn sie in Sicherheit waren.“

„Wenn man Anschläge in Paris googelt, stößt man mit einem Klick auf einen Wikipedia-Artikel, der mit einer solchen Fülle an Informationen bereichert ist, dass er einen größeren Umfang hat als der Wikipedia-Artikel über den Kalten Krieg“

Felicitas Ofosuaa Wieland

© Felicitas Ofosuaa Wieland privat

„[… Mich rief] eine Kollegin während der Arbeit an und erzählte mir, was passiert war. Unmittelbar nach der Information verspürte ich Angst und eine Art Eingrenzung meiner Freiheit, Erdrücken meiner positiven Gefühle und Bilder entstanden in meiner Fantasie. Was würdest du machen, wenn jetzt jemand in diesen Laden kommt, in dem du arbeitest und anfängt zu schießen? […] doch der Drang nach mehr Informationen über Paris und die Attentate war auch da.“

„Zu Hause angekommen, fühle ich mich wieder wohler. Mein Verlangen, Nachrichten zu schauen hat sich wieder eingedämmt. Zu groß ist die Angst davor, dass der Hype über die Geschehnisse mich noch mehr beeinflussen könnte.“

David Courtin

„Durch die sozialen Medien war es möglich, direkte Informationen zu bekommen. Man konnte allerdings nicht immer die Wahrheit daraus entnehmen. Einige Kommentaren, die in den sozialen Medien zirkulierten, waren nur Gerüchte.“

Charlotte Wittke

„Die Medienberichterstattung über Paris erinnert mich fast schon an die Medienberichterstattung über ein großes Event. Dass dieses Event leider kein Fußballspiel oder eine königliche Hochzeit ist, muss man betrauern. Aber die Strategien der Medien wirken ähnlich. […]
Dadurch dass die deutschen Medien sehr eurozentrisch berichteten, habe ich versucht, mehr Informationen über Beirut und Bagdad zu bekommen. Im Gegensatz zu Paris wurde Beirut und Bagdad nur minimale Aufmerksamkeit geschenkt. Durch Twitter habe ich erst am 14.11.2015 von den dortigen Anschlägen erfahren.“

Joshua Woller

© Joshua Woller privat


„Die Berichterstattung zu den Anschlägen in Paris zeigt einmal mehr, wie und in welchem Umfang Nachrichten berichtenswert werden. Die Ereignisse in Paris scheinen beinahe alle Kategorien klassischer Nachrichtenwerttheorien wie regionale und emotionale Nähe, Überraschung, Konflikt, Drama, Beteiligung oder (selbst periphere) Betroffenheit Prominenter sowie das Potential zur Stereotypisierung bestimmter Gruppen zu erfüllen.

Diese Art der Nachrichtenwahl hat leider Methode, und darin sehe ich eine Gefahr.“

 

Crispin Winter

„Am nächsten Morgen hatte ich die Anschläge zunächst gar nicht im Kopf, jedoch just in dem Moment, als ich morgens Musik in Youtube anmachen wollte, mahnte die französische Flagge hinter dem Symbol der Plattform und sogleich wurde ich, man könnte sagen, in den Strudel der Ereignisse gezogen.“

„Ich merkte schnell, wie sehr die Medien ein „großes starkes Wir“ heraufbeschworen [..] und zum Beispiel die großen Meinungsverschiedenheiten und Disharmonien in der EU im Hinblick auf die Flüchtlingsströme damit erst einmal wie weggeblasen waren.“

 

Social Media and Protest Mobilization

Evidence from the Tunisian Revolution

von Anita Breuer, Todd Landman & Dorothea Farquhar

 

Das komplette Konferenzpapier finden Sie hier.

 

Dies ist ein Konferenzpapier zum Thema: „Soziale Medien als Ressource zur Protestmobilisierung in der tunesischen Revolution“, welches Anita Breuer und Kollegen vom Institute for Democracy and Conflict Resolution (IDCR) in Essex für die Fachtagung der europäische Medien- und Kommunikationswissenschaftler (ECREA) in Istanbul vorbereitet haben. Kernstück des Papiers ist die statistische Analyse einer Online-Befragung von 450 tunesischen Facebook-Nutzern, die im Frühjahr diesen Jahres durchgeführt wurde.

 

„One of the hallmarks of the Arab Spring uprisings has been the role of social media in  articulating demands of the popular protesters and broadcasting dramatic events as they unfolded, but it is less clear whether social media acted as a catalyst for many of the movements in the region. Using evidence from the popular protests in Tunisia between December 2010 and January 2011, this paper argues that social media acted as an important resource for popular mobilization against the regime of President Zine El Abidine Ben Ali. Drawing on the insights from ‘resource mobilization theory’ (RMT), we show that social media (1) allowed a ‘digital elite’ to break the national media blackout through brokering information for mainstream media; (2) provided the basis for intergroup collaboration that facilitated a large ‘cycle of protest’ to develop; (3) overcame the collective action problem through reporting event magnitudes that raised the perception of success for potential free riders, and (4) led to an additional element of ‘emotional mobilization’ through depicting the worst atrocities associated with the regime’s response to the protests. These findings are based on expert interviews with Tunisian bloggers and digital activists conducted in October 2011 and a revealed preference survey conducted among a sample of Tunisian internet users between February and May 2012.“

28. August 2012 | Veröffentlicht von | Kein Kommentar »
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