Archiv für Mai 2015

Klimapolitik – Wer rettet die Welt?

Als Teil der Ringvorlesung „Humboldts Fußabdruck. Forschen für Nachhaltigkeit“ stellte uns im Rahmen der IRI THESys Lecture Prof. Karen Pittel ihr Thema „Climate Policy – A Social Dilemma?“ vor.

Prof. Karen Pittel leitet die Abteilung Energie, Umwelt und erschöpfbare Ressourcen am ifo Institut und ist Professorin der Wirtschaft an der Universität München. Sie sammelte in ihrer Laufbahn internationale Erfahrungen und legt ihre Schwerpunkte dabei besonders auf die Ressourcen-, Energie- und Klimawirtschaft.

„Climate Policy – A Social Dilemma ?“ – Zu Beginn ihres Vortrags stellte sie eine treffende Definition vor: „ Social Dilemma [is] a group of individuals that must decide how to share a common ressource while balancing short-term self-interests against long-term group-interests.“.

Im Laufe des Vortrags wurde sich der Frage gewidmet, ob Klimapolitik ein soziales Dilemma darstellt, das heißt welche Schwierigkeiten von Entscheidungen Akteure in Bezug auf den Klimawandel bewältigen müssen. Dabei muss entschieden werden, wie die Ressource Klima gemeinsam genutzt werden kann, um ebenfalls ein Gleichgewicht zwischen Einzel- und Gruppeninteresse zu erhalten.

Spezialisiert auf den Wirtschaftsbereich präsentierte Prof. Karen Pittel verschiedenste ökonomische Modelle zur Kooperations- und Handlungsfähigkeit von Akteuren, wie zum Beispiel die Game Theory und das Prisoners Dilemma. Als Studenten aus einem anderen wissenschaftlichen Fachbereich ermöglichte uns dies einen neuen Blickwinkel auf die Thematik. Hierbei erwies sich als besonders interessant, dass die Umsetzungen von Handlungen zur Klimawandelbewältigung mehrere ökonomische, aber auch soziale Schwierigkeiten bergen.

Das liegt daran, dass zum einem Entscheidungen ein hohes Maß an Komplexität aufweisen. Diese werden meist durch viele Faktoren wie zum Beispiel soziale Normen, Aberglaube, „Warm Glow“ und direkte, wie auch indirekte wechselseitige Beziehungen beeinflusst. In der Forschung existieren deshalb eine Vielzahl von Modellen, die versuchen den Prozess der Entscheidungsfindung darzustellen. Dabei ergibt sich ein Problem, da diese davon ausgehen, dass die Entscheidung rein rational getroffen wird. Da dies in der Realität nicht der Fall ist, erweist sich die Umsetzung der Modelle als schwierig.

Unserer Meinung nach ist in Bezug auf den Klimawandel die rationale Entscheidungsfindung besonders problematisch, da der Faktor des Verantwortungsgefühles eine besondere Rolle spielt. Zusätzlich besteht zwischen Verantwortungsgefühl und tatsächlicher Handlung eine große Disparität, die überwunden werden muss.

Erschwerend kommt hinzu, dass es viele verschiedene heterogene Akteure gibt, die in unterschiedlichem Ausmaß handeln. Dabei ist die gemeinsame globale Zusammenarbeit gegen den Klimawandel meist zu gering und schwer umzusetzen. Daher wäre es wünschenswert einen globalen Entscheidungsträger, wie beispielsweise eine Institution oder eine Art ‚Klimagremium‘ zu entwickeln um effektiver gegen den Klimawandel vorzugehen und diesen komplexen Prozess zu vereinfachen. In Anbetracht der Heterogenität der Nationen erweist sich dieses Szenario leider als sehr unwahrscheinlich. Nur mit der Freiwilligkeit zum Handeln aller Nationen ist dies umzusetzen.

[Anna Wenzel & Katharina Csillak]

30. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | Kein Kommentar »
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Tauscht euch glücklich!

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Kommende Woche finden die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit statt. Da sind wir natürlich dabei und organisieren einen schönen Kleidertausch für euch in der Alten Schmiede auf dem Nordcampus. Bringt mit, was ihr tauschen wollt, und nimmt mit, was euch gefällt – ganz ohne Geld dafür auszugeben, ganz ohne Ressourcen dafür zu verbrauchen!

REDUCE – REUSE – RECYCLE

29. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | Kein Kommentar »
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„Become a change maker“ Seminar

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Die Gesellschaft steht vor akuten Herausforderungen, die nicht allein von Politkern und NGOs gelöst werden können. Wir alle können und müssen einen Beitrag leisten in Angesicht von Klimawandel, Finanzkrisen und der gleichen mehr. Deshalb bieten Felix Spira von rootability und Tim Strasser von 10. bis 12. Juli ein Seminar in Berlin an, wo ihr euch mit anderen Aktiven vernetzen und lernen könnt, wie man erfolgreich, gemeinsam Projekte bearbeitet und die persönlichen Fähigkeiten ausbaut.

27. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | Kein Kommentar »
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Wilderness is not a luxury but a necessity of the human spirit

“Wilderness is not a luxury but a necessity of the human spirit, and as vital to our lives as water and good bread” (Edward Abbey)

Dieses Zitat sagt aus, dass die Wildnis ein menschliches Grundbedürfnis ist, eben genau wie Wasser und Nahrung. Der Begriff „Wildnis“ bezeichnet generell eine vom Menschen unveränderte Natur. Weitaus praktischer wird er durch die NGO Conservation International definiert: „(…) Gebiete, welche mindestens 70% ihrer natürlichen Vegetation haben, mindestens 10.000 km2 bedecken und in denen weniger als 5 Menschen pro km2 leben.“ Unter diese letzte Definition fallen mittlerweile noch 37 Gebiete auf der ganzen Welt.

Dass sich die Menschheit immer weiter von der Natur und der Wildnis entfernt, dürfte zumindest für den Großteil der westlichen Bevölkerung stimmen. Wir verbringen mehr Zeit vor Bildschirmen und weniger Zeit mit Naturerlebnissen. Hinzu kommt die Zerstörung der Artenvielfalt durch menschliches Handeln. Machen wir uns so nicht nur die eigene Lebensgrundlage kaputt, sondern verarmen auch emotional?

Viele berühmte Künstler und Schriftsteller beschreiben die berauschende, verzaubernde Wirkung von Naturerlebnissen. So bringt die Natur den Menschen immer wieder auf neue Ideen, schafft Begeisterung und regt zum Nachdenken an. Der Wert der Natur besteht nicht nur im kulturellen oder emotionalen Bereich, sondern auch im wirtschaftlichen. Natürlich ist es streitig, ob der Geldwert unserer Natur beziffert werden kann. Dennoch lernt die Menschheit unzählige Techniken der Natur, die der Forschung und letztendlich der Gesellschaft zugute kommen. Sterben nun Tier- und Pflanzenarten aus (eventuell auch unentdeckte) und werden Ökosysteme zerstört, fällt auch diese Art des Nutzens weg.

Über die Auswirkungen des fehlenden Kontakts zur Natur auf unser Gehirn ist noch nicht viel bekannt. R. Louv den Begriff der „Nature deficit disorder“, also des Natur-Defizit-Syndroms. Demnach könnten sich vor allem bei Kindern negative Auswirkungen durch Naturentfremdung zeigen. Folgen könnten steigende Fälle z.B. von Übergewicht, Depressionen oder auch Aufmerksamkeitsstörungen bei Kindern sein. Im Hinblick auf die Veränderung der Gesellschaft gibt es in diesem Bereich sicher noch viel Forschungsbedarf.

[Katja Kowalski ]

21. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | Kein Kommentar »
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Vom Artentod und der Einsamkeit des Geistes

Im dritten Vortrag der Ringvorlesung „Humboldts Fußabdruck. Forschen für Nachhaltigkeit“ erzählte uns Marcel Robischon „Vom Artentod und der Einsamkeit des Geistes“.

Robischon, der Forstwissenschaft studierte und in Molekularbiologie promovierte, ist inzwischen als Juniorprofessor für die Fachdidaktik in den Agrar- und Gartenbauwissenschaften zuständig.

Er spannte seinen Erzählbogen über Alexander von Humboldt und dessen „ekstatisch“ anmutende Reise in die Tropen bis hin zu Edward Abbey, einem amerikanischen Naturforscher und Philosophen, und weiter über aktuelle Untersuchungen der Gesundheitswissenschaft.

Zudem nahm er Bezug auf aktuelle ökologische Begriffe wie Biodiversität, sprich Artenvielfalt, und stellte uns den Magenbrüterfrosch vor, ein ganz außergewöhnliches, aber leider ausgestorbenes Tier. Zudem sprach er über die für ihn wichtigen Aspekte des Artenschutzes in Zoos und der Bildung, die in puncto Nachhaltigkeit und Artenschutz unumgänglich ist.

Mit dem lateinischen Ausdruck „Sapere aude“, den Robischon mit „Wage es, die Sinne zu verwenden“ übersetzte, vermittelte er uns einen Eindruck, wie Alexander von Humboldt sich gefühlt haben muss, als er das erste Mal in seinem Leben in die Tropen reiste und dort eine Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren vorfand, wie es ihm zuvor noch nicht widerfahren war.

Mit den Worten Edward Abbeys unterstreicht Robischon seine Auffassung zur Wildnis und zur Natur. Wildnis ist demnach kein Luxus, dabei aber so wichtig wie Brot und Wasser, also wichtig für das tägliche Leben. Robischon selbst ist außerdem sehr froh darüber, keine Jugend ohne „Wildnis“ verbracht haben zu müssen. Vermutlich deshalb hat er folgendes Untersuchungsergebnis angeführt: der Mensch verbringt inzwischen 60 Stunden in der Woche vor Bildschirmen, sei es der Fernseher, der Computer oder das Handy. Seine Sorge ist, dass die Kinder- Jugendzeit heutzutage nicht mehr draußen in der freien Natur stattfindet.

Zum selben Thema wurde aber auch deutlich, dass es auf der ganzen Welt so etwas wie die „Wildnis“, also einen Freiraum, der vollkommen von Menschen unbeeinflusst ist, nicht mehr gibt.

Geschichtlich sprang Robischon anhand von Bildern aus einer niederländischen Quelle in die Zeit kurz nach der „Entdeckung“ der Insel Mauritius. Abgebildet waren Siedler, die sich die Flora und Fauna zunutze machten und anhand des ökonomischen Reichtums dort problemlos überleben konnten. Bereits damals wurde die Vielfalt durch Abholzung, Tötung von Tieren und Bodennutzung zerstört. Die Menschen drangen in die Lebenswelt der Tiere ein und brachten so den Verlust der Biodiversität in Gang. Man spricht hierbei von menschengemachtem Artensterben.

Bezüglich der Biodiversität bedeutet der letzte Punkt nichts anderes als: Was weg ist, ist weg und kommt auch nicht mehr wieder!

Als Beispiel zog er hier den Magenbrüterfrosch heran. Dieser Frosch brütet seine Nachkommen im Magen aus und würgt diese dann hoch. Er wurde innerhalb kürzester Zeit von den Menschen ausgerottet, gerade erst als man ihn entdeckt und damit begonnen hatte, an ihm zu forschen, was sehr interessant geworden wäre. Wenn nicht … !

Einen Punkt bezüglich der Biodiversität gibt es allerdings, der nicht nur positiv zu sehen ist. Natürlich ist es schön, wenn in Berlin, mitten in der Großstadt, Füchse und Waschbären ein Zuhause finden, nachdem der Mensch sie von dort vertrieben hat, sie dementsprechend zurück in ihren alten, aber für sie sehr neuen Lebensraum kommen. Aber am Beispiel von Mauritius und den dortigen Siedlern führte diese Art der Einführung direkt zum Artensterben. Denn wenn diese Artenvielfalt erst geschrumpft wird, um dann ein anderes Tier oder einer anderen Pflanze in diese ökologische Nische gesetzt wird durch die Einführung dessen, ist das Problem bereits geboren und nicht mehr rückgängig zu machen.

Demnach sind für Robischon auch Zoos eine ganz wichtige und richtige Institutionen, da sie sich, wie eine „Arche Noah“, für den Artenschutz, die Zucht und auch die Auswilderung einsetzen und stark machen.

Zum Schluss gab es noch ein Beispiel aus den vielen Nationalparks in Amerika, die mithilfe von modernen Informationszentren ihre Besucher*innen versuchen, mithilfe von Bildern, Karten, Texten sowie audiovisueller Unterstützung ihre wichtige Aufgabe des Artenschutz darzulegen, die aber auch nur gelingen kann, wenn der Mensch sich und seiner Umwelt wieder mehr Verständnis, Ruhe und Liebe darbringen kann.

[Lea Schmitz]

15. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | Kein Kommentar »
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A terra sem pessoas para as pessoas sem terra….

Ein Blog-Eintrag zur Ringvorlesung von Patrick Hostert

Die Bilder scheinen vertraut und trotzdem sind sie immer wieder erschreckend. Aufnahmen der Landsat Satelliten zeigen eine saftig grüne Fläche mit einzelnen Weiden im Grenzgebiet zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay, unweit des Iguazu-Wasserfalls. Die gleiche Bild 30 Jahre später: Von dem grünen Teppich aus Bäumen ist nur noch wenig zu sehen. Stattdessen breitet sich ein Mosaik aus verschiedenen braun-grau Tönen über die Fläche aus. Einzig in einigen Schutzgebieten Argentiniens lässt sich die ursprüngliche Vegetation noch erahnen. Gut möglich, dass es sich hierbei um ein besonders drastisches und einprägsames Beispiel handelt. Nicht zuletzt auch aufgrund der touristischen Bedeutung des Gebiets. Dennoch ist klar, die Transformation des Dreiländerecks ist kein Einzelfall. Überall auf der Welt, vor allem im Globalen Süden, fanden in den letzten Jahrzehnten drastische Veränderung im Zuge des Anthropozäns statt, der erdgeschlichtlichen Epoche, in der nicht mehr die Natur Berge, Täler und Flüsse formt sondern der Mensch.

Gut beobachten lässt sich dies an der Vegetation. Zum einen bedeckt diese einen Großteil unseres Planeten (oder besser gesagt „bedeckte“). Zum anderen ist die Struktur von Vegetation besonders geeignet für spektrale Untersuchungen, welche das Team von Patrick Hostert vor allem mit Hilfe von den bereits erwähnten Landsat-Daten unternimmt. Der Forschungsschwerpunkt liegt dabei räumlich gesehen auf Brasilien, genauer gesagt dem Grenzgebiet der Bundesstaaten Pará und Mato Grosso. Mato Grosso heißt übersetzt Großer Busch und ist als Bundesstaat Brasiliens um ein vielfaches größer als Deutschland. Die Zeiten, als tatsächlich noch der große Busch im Mato Grosso vorhanden war, liegt gar nicht so weit zurück. Erst die rezente Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft hat einen regelrechten Boom ausgelöst, an dem vor allem auch das ouro verde, das grüne Gold der Sojabohne seine Mitschuld trägt. Nördlich von Mato Grosso liegt der Bundesstaat Pará, der trotz starker umweltlicher Veränderungen immer noch einen erheblichen Anteil an Primärvegetation besitzt. Der Sojaanbau findet hier nur im Süden statt. Nach Norden hin ist es vor allem die extensive Rinderhaltung, welcher der Wald weichen muss. Entlang der Straße nach Belém zeigen sich deutliche Entwicklungsmuster, die sich fischgrätenhaft in die ursprüngiche Vegetation hineinfressen. Für uns ist dieser Anblick der Inbegriff der Umweltzerstörung, die brasilianische Regierung und Gesellschaft hingegen wird vor ein Dilemma gestellt.

Lange Zeit dominierte ausschließlich das Leben und die Wirtschaft an der Küste Brasiliens die Geschehnisse im Staat. Nicht ohne Grund ordnete der Ex-Präsident Kubitschek an, Brasiliens Hauptstadt von Rio de Janeiro an der Küste ins Hinterland zu verlegen, wo binnen kürzester Zeit die Stadt Brasília im wahrsten Sinne aus dem Busch gestampft wurde. Amazonien war das Land ohne Menschen, die terra sem pessoas. Im Zuge der Militärregierung sollte nun dieses riesige Land eine neue Heimat werden, vor allem für die vielen landlosen Kleinbauern aus dem von der Trockenheit geplagtem Nordosten des Landes. Die pessoas sem terra. Es wäre gelogen zu sagen, dass sich diese Entwicklungsstrategie zu einem vollen Erfolg herausgebildet hat. Schließlich gibt es immer noch viele Landlose, die verzweifelt versuchen Ländereien von Großgrundbesitzern zu besetzen. Dennoch ließ der Aufschwung der Agrarindustrie das Hinterland Brasiliens ökonomisch beträchtlich wachsen und wird auch weiterhin von der brasilianischen Regierung unterstützt, obwohl sie gleichzeitig auch einer der schärfsten Umweltgesetze weltweit eingeführt hat.

Neben all den quantitativen Ergebnissen, die uns Patrick Hostert in seinem Vortrag dargestellt hat, stellt sich also die Frage nach dem qualitativem Part. Wie nehmen die Bauern in Pará den Wandel in ihrer Umgebung war. Was sind ihre Wünsche für die Zukunft, was sind ihre Ängste?

In der an den Vortrag angeschlossenen Diskussion viel auch der Begriff „Degrowth“. Diese eher heterogene Strömung hat verschiedene Ausprägungen und Ansichten. Konsens ist jedoch, dass das Wirtschaftswachstum als solches nicht mehr die Maxime in der Gesellschaft sein soll. Somit würde auch der derzeit existierende Entwicklungsbegriff sich nicht nur noch auf ökonomische Parameter beziehen, was zunächst begrüßenswert ist. Doch es ist unklar, wer schrumpfen soll und wer wachsen darf. Haben die Länder des Globalen Nordens durch ihr fahrlässiges Wirtschaften in der Vergangenheit ihr Recht auf Wachstum verwirkt, während nun die Länder des globalen Südens Gefahr laufen, die gleichen Fehler zu begehen?Oder darf der Norden Moralapostel spielen und dem Süden beim wirtschaftlichen Aufschwung den Wind aus den Segeln nehmen? Wie so oft wird sich die Lösung irgendwo zwischen diesen Extremen befinden.

Wenn wir uns nun also fragen, was uns denn die Abholzung am Amazonas angeht, so sollten „die Menschen“ auch Teil unserer Antwort sein und in all unseren Überlegungen zur Nachhaltigkeit sollten wir nicht vergessen, dass diese auch einher gehen mit einer sozialen Verantwortung in einer derzeit (noch) globalisierten Welt.

[anonym]

13. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | 2 Kommentare »
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Was geht mich denn die Abholzung des Amazonas an? – Meiner Meinung nach, jede Menge.

Die Abholzung des Amazonas zum Anbau von Soja Pflanzen und zur Gewinnung von Weidefläche – dieses Thema ist bis heute akut.

Zwar, so betont Professor Patrick Hostert vom Geographischen Institut der Humboldt Universität, ist ein Rückgang in der Zunahmerate zu erkennen, aber eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht.

Um dies zu verdeutlichen wurde in der Vorlesungsreihe „Humboldts Fußabdruck. Forschen für Nachhaltigkeit“ das Länderdreieck Argentinien, Paraguay und Brasilien und die Entwicklung des Amazonas in den letzten 30 Jahren vorgestellt.

Die deutliche Zunahme der Brandrodung geht einher mit der Verdichtung der weltweiten Bevölkerung. Prognosen besagen, dass ein Wachstum von den heutigen 6,92 Milliarden (2010) auf 10,85 Milliarden (2100) zu erwarten ist (Quelle: United Nation. Statista 2015) . Wissenschaftler sprechen von dem Anthropozän, dem Erdzeitalter des Menschen. Dieses umfasst einen Zeitabschnitt, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.

Die Umwandlung des Ökosystems in landwirtschaftliche Nutzfläche hat gravierende und vielleicht sogar irreversibel Folgen auf unseren Planeten. Irreversibel, weil die ökologischen Grenzen der Erde nicht bekannt sind. Ein Konzept, das sich mit dieser Fragestellung befasst hat, genannt Planetary Boundaries, wurde 2009 in der Zeitschrift Nature von Johan Rockström publiziert (siehe Grafik, Quelle: Steffen et al. 2015. Science). Die roten Bereiche beziehen sich auf die Zone des hohen Risikos, das heißt, „beyond zone of uncertainty“. Zu nennen wäre hier der übermäßige Einsatz von Düngemitteln (z.B. Phosphorus und Nitorgen) und die Abnahme der weltweiten genetischen Diversität. Heute ist bekannt, dass die starke Veränderung des Landnutzungswandels in den letzten Jahrzehnten eine enge Beziehung zu allen anderen Bereichen aufweist. Beispielhaft, lässt sich ein proportionaler Zusammenhang zur klimatischen Veränderung erkennen. Doch wofür und wozu wandeln wir die Landfläche überhaupt um?

Planetary Boundaries

Jeder, der heute schon eine Salami Scheibe auf seinem Frühstücksbrot oder ein schönes Steak zum Mittagessen hatte, ist mitverantwortlich. Wieso?

Die Soja-Produktion ist nicht, wie viele vielleicht denken mögen, ein Problem der Vegetarier, sondern ganz im Gegenteil, das der ‚Fleischfresser’. Benötigt wird es nämlich zur Produktion der Futtermittel zum Beispiel für Kühe. 1996 wurden global bereits 130 Millionen Tonnen solches Futters produziert. Heutzutage hat sich dieser Wert mehr als verdoppelt, 2012 sollen es 270 Millionen Tonnen sein (Quelle: Shellethics 2014). Burger King, McDonald’s und Co. verleiten uns mit ihren ausgeklügelten Marketingstrategien dazu, immer mehr Fleisch zu uns nehmen. Es ist billig, es geht schnell, schmecken tut es aufgrund des hohen Fett- und Zuckergehalts auch noch gut. Und vielleicht macht es uns auch noch für eine paar Stunden satt. Fleischessen bedeutet in unserer Gesellschaft Wohlstand. Man spricht auch von einer Veredelung des Lebensmittels. Warum?

Zur Fleischproduktion, dass heißt, zur Herstellung des Steaks, wird sieben mal soviel Fläche benötigt wie zur Erzeugung der pflanzlichen Ernährung eines Menschen.

Um auf das Beispiel des Amazonas zurückzukommen: Der südlich Bereich wird abgeholzt zum Anbau der Soja-Pflanze, dem Futtermittel für Tiere. Der nördliche Teil fällt der Brandrodung zum Opfer zur Gewinnung von Weidefläche für das Nutzvieh.

Auf meine Frage an Professor Hostert am Ende des Vortrags hin, ob er eine globale Empfehlung an die Menschheit hätte und ob diese vielleicht ein universeller Verzicht auf Fleisch wäre, antwortet er: „Auf keinen Fall! Aber ein deutlich bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit dem Fleischgenuss definitiv.“ Der Ansatz wäre seiner Meinung nach, viel mehr im Gesundheitssystem zu machen. Die post-industrielle Gesellschaft muss zu einem Umdenken kommen und das in vielerlei Hinsicht.

[Philippa Luserke]

13. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | Kein Kommentar »
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Veröffentliche deine Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Maastricht University Journal of Sustainability Studies!

Du hast eine Bachelor- oder Masterarbeit im Nachhaltigkeitskontext geschrieben und möchtest, dass mehr Menschen die Ergebnisse deiner Forschung lesen als nur die GutachterInnen?
Unsere Freunde vom Green Office Maastricht haben da eine tolle Chance für dich, deinen Artikel zu veröffentlichen!

Alle Infos dazu hier: http://greenofficemaastricht.nl/research/mujoss-submissions-2015/

8. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | Kein Kommentar »
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Land ist knapp. Und es wird eine immer begrenztere Ressource

Was geht mich denn die Abholzung am Amazonas an?

Es ist eine provokante Frage, die Prof. Hostert gleich zu Beginn der Veranstaltung aufgreift, aber mithilfe der globalen, räumlichen Zusammenhänge, die er den StundentInnen in der Vorlesung näher bringt, ist sie nicht mehr schwer zu beantworten: Viel.

Mit Satellitenaufnahmen von 1973 bis 2000 zeigt er, was es bedeutet in einem vom Menschen gestalteten Zeitalter zu leben. Der Landnutzungswandel, der sich innerhalb weniger Jahre vollzieht, ist enorm. Prof. Hostert beschreibt die Situation mit klaren Worten: Alle Flächen, die genutzt werden können, werden auch genutzt. Dabei gibt es kaum Ausnahmen.

Das Problem hierbei sind die sogenannten Planetary Boundaries, welche die ökologischen Grenzen unseres Planeten zu beschreiben versuchen. Viele von den kritischen Werten sind schon lange überschritten, wie Artensterben oder die Klimaerwärmung, trotzdem muss versucht werden, die schädlichen Auswirkungen möglichst gering zu halten. Die Landnutzungsänderungen spielen in diesem System eine sehr zentrale Rolle, da sie mit den meisten anderen Faktoren auf die eine oder andere Weise verknüpft sind. Abholzungen bedeuten zum Beispiel die Zerstörung von Lebensraum für viele Tierarten, aber auch mehr Kohlendioxid in der Luft, was wiederum die Erderwärmung vorantreibt. Eine verantwortungsvolle Flächennutzung ist demnach unbedingt notwendig.

Dabei wird der Druck auf das bewirtschaftbare Land in den nächsten Jahren nur noch mehr steigen. Dies liegt unter anderem an der stetig wachsenden Weltbevölkerung – Prognosen für das Jahr 2100 sagen bis zu 13 Milliarden Menschen voraus. Auch die Biokraftstoffproduktion und vor allem der vermehrte Fleischkonsum stellen Probleme für die Landnutzung dar.

Mit dem steigenden Wohlstand aufstrebender Länder, ändern sich auch die Lebensgewohnheiten – der Konsum tierischer Produkte nimmt extrem zu. Allerdings braucht man für die gleiche Menge Kalorien etwa sieben Mal so viel Fläche für die Futtermittelproduktion als für den direkten Konsum der Pflanzen. Der Sojaanbau schießt in die Höhe und immer neue Flächen müssen gerodet werden, um der enormen Nachfrage gerecht zu werden. Dies geschieht auch oft durch illegale Abholzung.

Interessant hieran ist, dass der Fleischkonsum und die Entwaldung dabei global gesehen ein fast perfektes Spiegelbild ergeben: Wo Wald gerodet wird, wird die Fläche meist gar nicht in diesem Maße selbst gebraucht. Länder mit hohem Fleischkonsum dagegen nutzen auf diese Weise Millionen Hektar indirekt auf fremden Grund und Boden mit.
Land ist knapp. Und es wird eine immer begrenztere Ressource – die nicht nur ökologische Katastrophen, sondern auch gewaltsame Konflikte verursachen kann, wenn wir nicht beginnen, verantwortungsbewusst damit umzugehen. Hier besteht also nicht nur in der internationalen und nationalen Politik Handlungsbedarf, hier sind auch wir als KonsumentInnen gefragt, unseren Konsum von tierischen Produkten zu überdenken

[Sophia Dasch]

8. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | Kein Kommentar »
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Zweiter Vortrag aus der Vorlesungsreihe „Humboldts Fußabdruck. Forschen für Nachhaltigkeit“

Auch der zweite Vortrag aus der Vorlesungsreihe „Humboldts Fußabdruck. Forschen für Nachhaltigkeit“ stammt aus der Geographie. Im Mittelpunkt stehen dabei die Arbeitsweisen der Fernerkundung und die Analyse und Auswertung von Satellitenbildern. Mithilfe dieser Methode sind Forschungen in schwer zugänglichen Gebieten möglich. Eine weit in die Vergangenheit zurückreichende und öffentliche Datenbank lässt zudem Vergleiche mit gegenwärtigen Verhältnissen zu. Was das Ganze mit Nachhaltigkeit zu tun hat, erklärt uns Professor Patrick Hostert am Beispiel eines Forschungsprojekts am Amazonas.

In einem Zeitalter, in dem der Mensch als dominanter Faktor auftritt und die Umwelt stärker denn je prägt und beeinflusst bleibt kaum unberührte Natur. Alle Flächen, die genutzt werden können, werden auch genutzt (mit Ausnahme von Naturschutzgebieten). Diese sogenannten Landnutzungsprozesse drohen bald eine irreversible Grenze zu überschreiten – die Verfügbarkeit von Boden wird knapp. Die Treiber dieses Phänomens sind die stark ansteigende Verstädterung und der zunehmende Wohlstand, der einen erhöhten Fleischkonsum und somit eine erweiterte Flächennutzung zur Folge hat.

Dieses Problem zeigt sich auch in den Regionen am Amazonas. Hier werden schützenswerte Regenwälder für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln abgeholzt, allem voran für Soja.
Das Forschungsprojekt von Professor Patrick Hostert und seinem Team erstreckt sich über ausgewählte Gebiete Brasiliens (Mato Grosso und Pará), die mithilfe der Daten aus dem Zeitraum von 1985 bis 2012 genauer betrachtet werden. Auf den Satellitenbildern wird das Ausmaß für uns sichtbar. Entlang der Hauptverkehrsachse, die in den Norden führt, wo die Häfen zur Verschiffung der Ware angesiedelt sind, erkennt man eine deutliche, fischgrätenartige Abholzung seit dem Boom im Jahre 2000. Warum diese Flächen nicht geschützt werden? Oft bestehen korrupte Verflechtungen zwischen der Politik und den Unternehmen in solchen Regionen. Außerdem bietet die exzessive Flächenbewirtschaftung Wohlstand und Gewinn, vor allem für Großunternehmer.

Die zunehmende Nachfrage von Ländern aus dem globalem Norden bestärkt diesen Prozess. Aus einer Karte, die die globalen Handelsbeziehungen für Nahrungs- und Futtermittel zeigt, ist ersichtlich, dass der immer steigende Fleischkonsum in den westlichen Ländern und Asien mit der exzessiven Landnutzung in Südamerika korrespondiert. Dazu kommt, dass sich das System der land deals in den vergangenen Jahren etabliert hat. Als land deals werden transnationale Verträge oder Beziehungen bezeichnet, die einem Land die Kontrolle über eine gekaufte oder gepachtete Fläche außerhalb seiner Grenzen verleiht. Allein die USA nutzten extern über 7 Millionen Hektar Fläche hauptsächlich in Südamerika und Afrika.

Das gibts uns zu erkennen, dass auch wir in den hochentwickelten Ländern mit unserem Verbrauch Einfluss auf die Rodung des Regenwalds haben. Fruchtbarer und ertragreicher Boden ist ein knappes Gut und wird in naher Zukunft mehr und mehr umkämpft sein. Durch unsere Nachfrage an Lebensmitteln steigt auch die Nachfrage an weiteren Nutzungsflächen.

Wir hinterlassen einen Fußabdruck und diesen gilt es zu verringern.

[Rebecca Geyer]

8. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero | Kein Kommentar »
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