UB Blog

Seltene Bücher aus dem Besitz der Brüder Grimm wiedergefunden

Bei den aufgetauchten Werken handelt sich um eine Ausgabe des satirischen Schelmenromans Simplicissimus von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 1622–1676) und die Unvorsichtige Heb-Amme (Leipzig 1715) von Johann Christoph Ettner (1654–1724)

In dieser Woche sind zwei seltene barocke Drucke aus dem Vorbesitz von Jacob und Wilhelm Grimm, welche seit 1945 als Verlust galten, an die Universitätsbibliothek zurückgekehrt. Sie gehören zu den kulturell wertvollen Beständen, die ab 1943 aus der Berliner Universität an Orte außerhalb Berlins verlagert wurden, um sie vor Bombenangriffen und Plünderungen in Sicherheit zu bringen. Etwa 20.000 Bände gingen jedoch nach Kriegsende verloren oder wurden zerstört.

Bei den aufgetauchten Werken handelt sich erstens um eine Ausgabe des satirischen Schelmenromans Simplicissimus von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 1622–1676), eines der erfolgreichsten Werke der Barockzeit überhaupt, in einer reich illustrierten Fassung von 1685.

Widmungsseite aus dem Simplicissimus/von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen mit Eigentumsstempel. Foto: Universitätsbibliothek der Humboldt Universität zu Berlin, Historische Sammlungen: Yo 82101.
Widmungsseite aus dem Simplicissimus/von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen mit Eigentumsstempel. Foto: Yong-Mi Rauch, Universitätsbibliothek der Humboldt Universität zu Berlin, Historische Sammlungen: Yo 82101.

Das zweite Werk, die Unvorsichtige Heb-Amme (Leipzig 1715) ist ebenfalls eine Besonderheit, nämlich ein medizinischer Lehrroman des Dichter-Arztes Johann Christoph Ettner (1654–1724), der detaillierte Einblicke in die medizinische, insbesondere die gynäkologische Praxis seiner Zeit gewährt. Beide Exemplare tragen zahlreiche handschriftliche Anmerkungen ihrer Vorbesitzer

Pergamentbände wurden einem Münchener Auktionshaus angeboten

Die wegweisenden Gelehrten Jacob und Wilhelm Grimm waren kenntnisreiche Büchersammler, die in ihrer Privatbibliothek viele alte und seltene Ausgaben zusammentrugen. Dass sie auch intensiv mit ihren Büchern arbeiteten, zeigen die zahlreichen handschriftlichen Notizen und Vermerke, die oft direkt auf ihre Arbeitsvorhaben wie die Kinder- und Hausmärchen oder das Wörterbuch der deutschen Sprache hinweisen. Durch diese Arbeitsspuren ist die Grimm-Bibliothek eine wissenschaftliche Quelle ersten Ranges. 1865 wurde die Privatbibliothek vom Preußischen Staat erworben und zu großen Teilen der Berliner Universitätsbibliothek übergeben, wo heute noch über 6.000 Bände erhalten sind.

Über das Schicksal der beiden Grimm-Bücher seit ihrer Auslagerung in ein Salzbergwerk in Sachsen-Anhalt gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Offenbar wechselten die Pergamentbände aus dem späten 17. und frühen 18. Jh. mehrmals den Besitzer und wurden kürzlich einem Münchener Auktionshaus angeboten, welches die Universitätsbibliothek wegen eindeutiger Besitzkennzeichen wie Bibliothekssignatur und Eigentumsstempel kontaktierte.

Frühere Kriegsverluste aus öffentlichem Besitz erscheinen immer wieder im Antiquariatshandel. Aufgrund der rechtlichen Verjährungsfristen ist die Rückgabe häufig umstritten und erfordert umfassende Verhandlungen, die in diesem Fall zu einer Einigung führten.

Pressebilder

Für Ihre Berichterstattung stellen wir Ihnen zwei Bilder zum kostenfreien Download zur Verfügung. Bitte beachten Sie, dass der Abdruck dieser Bilder lediglich im Rahmen der aktuellen Berichterstattung und unter vollständiger Angabe des Copyrights gestattet ist.

Weitere Informationen

Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin

Wer waren Jacob und Wilhelm Grimm? – Wissenschaftler als Namensgeber des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum

Offizielle Pressemitteilung der HU

Kontakt

Dr. Yong-Mi Rauch
Humboldt-Universität zu Berlin
Leiterin der Historischen Sammlungen

Tel.: 030 2093-99280
yong-mi.rauch@ub.hu-berlin.de

Miteinander im Foyer

In vielerlei Hinsicht profitieren unsere Nutzerinnen und Nutzer von der Offenheit der Universitätsbibliothek: Unsere Einrichtungen sind ohne Nutzerausweis für jeden frei zugänglich. Allein im Grimm-Zentrum bieten wir mit ca. 2 Mio. Bänden einen Großteil der Bestände im Freihandbereich zum Direktzugriff an – dies ist der deutschlandweit größte Freihandbestand einer Universitätsbibliothek. Alle Personen, die älter als 16 Jahre alt sind und ihren Wohnsitz in Deutschland haben, können sich bei uns einen Nutzerausweis ausstellen lassen. Und diese Offenheit kommt an: Mit täglich etwa 5.200 Nutzerinnen und Nutzern erfreut sich gerade das Grimm-Zentrum mit seiner zentralen Lage großer Beliebtheit. Das Foyer ist ein begehrter Treffpunkt, um sich auszutauschen und um neue Energie für das konzentrierte wissenschaftliche Arbeiten zu tanken. Es ist ein Ort, der die Vielfalt unserer Universität auf kleinem Raum widerspiegelt. Daher ist uns daran gelegen, dass bereits im Foyer eine angenehme Atmosphäre herrscht, in der sich niemand durch Müll, Gerüche oder Übergriffe anderer belästigt fühlt. Wir wollen, dass keiner durch sein Verhalten andere Nutzerinnen und Nutzer oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beeinträchtigt. So steht es auch in unserer Hausordnung.

Bedauerlicherweise hat es in der Vergangenheit wiederholt Verstöße gegen die Hausordnung gegeben: Im Foyer, vor allem auf den Kuben, wurde Alkohol konsumiert, geraucht und Mobiliar so verunreinigt, dass es nicht mehr zu gebrauchen ist. Leider mussten wir die betreffenden Personen des Foyers verweisen. Diese haben sich jedoch nicht an den Hausverweis gehalten und das Gebäude erneut betreten. Da es dem Wachschutz aus personellen Gründen nicht möglich ist, alle Eingänge und die Kuben auf einmal im Blick zu behalten, mussten wir die Seiteneingänge sowie die Kuben sperren.

Wir finden es schade, dass wir zu diesen einschränkenden Maßnahmen greifen müssen. Unseren Nutzerinnen und Nutzern gegenüber sehen wir uns aber in der Pflicht, gegen Vandalismus und Belästigungen vorzugehen und eine ungestörte Nutzung der Bibliothek zu gewährleisten. Wir sind uns dessen bewusst, dass die Einschränkungen dem offenen Geist des Hauses widersprechen. Langfristig sind bauliche Veränderungen im Foyer geplant, die den genannten Missständen entgegen wirken. Wir wollen, dass Sie sich bei uns wohl fühlen und das Grimm-Zentrum ein sicherer und angenehmer Aufenthaltsort für alle Nutzerinnen und Nutzer und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist.

Auf ein gutes Miteinander im Foyer!

Ihre Universitätsbibliothek

23. März 2016 | Veröffentlicht von Dr. Ulrike Schenk | 2 Kommentare »

Das Digitalisierungsprojekt „VD 18“ startete am 15. Februar 2016

Die Universitätsbibliothek wird bis Oktober 2017 achthundert Drucke des 18. Jahrhunderts katalogisieren und digitalisieren. Diese Arbeit ist ein Beitrag zum “Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 18. Jahrhunderts (VD18) und zur retrospektiven Nationalbibliographie in Deutschland.

Die drey Schwestern, eine Geschichte von vielen Abentheuern und Bezauberungen, auch deren Loesung durch Reinald genannt das Wunderkind.
Die drey Schwestern, eine Geschichte von vielen Abentheuern und Bezauberungen, auch deren Loesung durch Reinald genannt das Wunderkind. Foto: Yong-Mi Rauch
Das Portal VD 18 wird kooperativ von 20 wissenschaftlichen Bibliotheken aufgebaut und mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Bearbeitet werden an der UB der HU seltene, häufig in Deutschland nur noch einmalig vorhandene Titel über ein breites Fächerspektrum hinweg. Stark vertreten sind die Schöne Literatur, die Medizingeschichte sowie die Naturwissenschaften.

Die Digitalisate sind für jeden frei im Internet zugänglich. In Kürze können die ersten VD18-Titel der UB auf unserem Server www.digi-hub.de und über das VD18-Portal eingesehen werden.

Projektleitung

Dr. Yong-Mi Rauch

Abteilung Historische Sammlungen

yong-mi.rauch@ub.hu-berlin.de

23. Februar 2016 | Veröffentlicht von Dr. Ulrike Schenk | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Historische Sammlungen

„Ihr Medium liegt für Sie zur Abholung bereit…“ – Ab 1. März 2016 versendet die UB Bereitstellungsschreiben nur noch per E-Mail

Ist das Buch, für das Sie sich interessieren, gerade verliehen? Kein Problem, Sie können kostenfrei eine Vormerkung auf dieses Buch setzen. Wir informieren Sie zukünftig aber nur noch per E-Mail, wenn das Buch zurück kommt und für Sie bereitgestellt wurde. Bitte achten Sie darauf, uns stets Ihre aktuelle E-Mail-Adresse anzugeben. Denn:

Ab 1. März 2016 versenden wir keine Bereitstellungsschreiben* mehr auf dem Postweg, sondern ausschließlich per E-MaBlogil.

 

Ihre aktuelle E-Mail-Adresse können Sie selbst eintragen, ändern oder löschen in Ihrem Benutzerkonto unter: Mein Konto -> Einstellungen -> E-Mail-Adresse/Passwort ändern

 

Wenn Sie Ihre E-Mail-Adresse dort angeben, erhalten Sie automatisch Erinnerungsmails für die Abgabe der von Ihnen entliehenen Medien wenige Tage vor Fristablauf (ohne Gewähr). Auch andere Benachrichtigungen (z.B. über eingetroffene Fernleihen, 1. und 2. Mahnungen oder Ablauf der Gültigkeit des Benutzerkontos) erhalten Sie dann per E-Mail.

 

Wichtig für Studierende der HU: Ihre aktuellen E-Mail-Adress-Daten werden vom Immatrikulationsbüro nicht automatisch an uns weitergegeben. Bitte tragen Sie daher Ihre E-Mail-Adresse selbständig im Benutzerkonto ein. Vielen Dank!

 

*Gilt nicht für Bereitstellungsschreiben von Fernleihmedien und Kopienbestellungen.
Diese werden weiterhin, wenn keine E-Mail-Adresse angegeben wurde, auf dem Postwege versendet.

8. Februar 2016 | Veröffentlicht von Birgit Stumm | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein

Aus SSG Volks- und Völkerkunde wird FID Sozial- und Kulturanthropologie: DFG bewilligt Fachinformationsdienst für die Jahre 2016-2018

Ein arbeitsames Jahr wurde zum Jahresende belohnt: Kurz vor Weihnachten kam die Nachricht, dass die DFG den vom Sondersammelgebiet Volks- und Völkerkunde im Mai 2015 gestellten Antrag auf einen Fachinformationsdienst (FID) bewilligt hatte! Dieser FID wurde von der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin (UB der HU) in enger Abstimmung mit seinem wissenschaftlichen Beirat und den ethnologischen Fachgesellschaften erarbeitet. Er tritt die Nachfolge des seit 1998 an der UB der HU verorteten Sondersammelgebiets Volks- und Völkerkunde (SSG) an. Nachdem es dessen Hauptaufgabe war, umfassend ausländische Fachliteratur für die ethnologischen Fächer anzuschaffen, zu erschließen und per Fernleihe bereitzustellen, treten im FID neue Aufgaben hinzu und der Bestandsaufbau erhält neue Akzentuierungen: Neben einer Zuspitzung des Erwerbungsprofils ist es vor allem der Versuch elektronische Ressourcen – auch lizenzpflichtige Angebote! – deutschlandweit für den Direktzugriff der Wissenschaft bereitzustellen.

EVIFA, die virtuelle Fachbibliothek Ethnologie, wird als zentrales Recherche- und Zugriffsportal aufrechterhalten, soll aber einer deutlichen Modernisierung und Erweiterung unterzogen werden. Völlig neu im Portfolio des FID Sozial- und Kulturanthropologie ist die Antragssäule “Forschungsdatenmanagement”, bei der das wichtige Thema erstmalig für die Ethnologie mit vielen Partnerinstitutionen ausgelotet und mögliche Workflows erprobt werden sollen. Nach drei Jahren sollen dann Weichenstellungen oder gar erste Prototypen für eine fachliche Infrastruktur auf dem Gebiet gestellt bzw. entwickelt sein. Begleitet werden diese Bemühungen durch jährliche Workshops mit den Partnern. Aber auch die bereits im SSG etablierten Netzwerkbemühungen im deutschsprachigen Fachreferent_innenkreis sollen durch jährliche Fortbildungsveranstaltungen intensiviert werden. Der bewährte wissenschaftliche Beirat bleibt bestehen und begleitet den FID durch die Projektlaufzeit. So hofft die UB der HU, nach drei Jahren viele Ergebnisse erzielt zu haben, aber auch Anstöße für die nächste Projektlaufzeit zu gewinnen. Ansprechpartner ist der Fachreferent für Ethnologie, Matthias Harbeck.

Eine erste Arbeitssitzung aller bewilligten FIDs nach Abschluss der drei Antragsrunden wird vom FID Sozial- und Kulturanthropologie am 3. Februar im Grimm-Zentrum organisiert.

Das Sondersammelgebiet verabschiedet sich mit einem letzten Jahresbericht, der in den kommenden Monaten erstellt wird, in den Ruhestand und dankt allen Beteiligten für Ihre Mit- und/oder Zuarbeit und allen Nutznießenden für ihr Interesse! Der FID Sozial- und Kulturanthropologie freut sich auf die beginnende Zusammenarbeit und dankt allen Mitwirkenden für ihren Anteil am Gelingen des Antrags!

(Weitere Informationen zum aktuellen Stand des FID-Programms finden Sie in einer DFG-Pressemitteilung.)

Es ist so weit: Ausdruck von Aufsatzlieferungen jetzt auch in den Zweigbibliotheken Naturwissenschaften, Campus Nord und Asien-/Afrikawissenschaften

Seit September 2015 bieten wir Ihnen im Grimm-Zentrum den Ausdruck elektronisch gelieferter Fernleihbestellungen an. Ab dem 25. Januar 2016 können Sie Ihre Bestellung innerhalb von 4 Wochen nach Erhalt des Bereitstellungsschreibens wahlweise auch in den Zweigbibliotheken Naturwissenschaften, Campus Nord oder Asien-/Afrikawissenschaften abholen. Wenden Sie sich einfach während der Servicezeiten an das dortige Thekenpersonal – Ihre Bestellung wird dann sozusagen „on demand“ ausgedruckt. Aus urheberrechtlichen Gründen dürfen wir Ihnen die elektronisch gelieferten Dokumente nicht per Mail weiterleiten, sondern müssen Sie Ihnen nach wie vor ausgedruckt übergeben. Während wir früher auf etlichen nicht abgeholten Aufsätzen „sitzen blieben“, sparen wir jetzt Papier. Das Verfahren läuft im Grimm-Zentrum seit September reibungslos und wird sicher auch in den beteiligten Zweigbibliotheken schnell zur Routine für alle Beteiligten.

25. Januar 2016 | Veröffentlicht von Dr. Ulrike Schenk | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein, Ausleihtheke, UB

Zweigbibliothek Campus Nord: Informationsstand Lebenswissenschaften am 15.02.2016

Das ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften hat im letzten Jahr zwei neue Angebote entwickelt:

LIVIVO – das Suchportal für die Lebenswissenschaften

und

PUBLISSO – das Open-Access-Publikationsportal für die Lebenswissenschaften

Das ZB MED wird am 15.2.2016 die neuen Angebote an einem Informationsstand in der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität (Zweigbibliothek Campus Nord) vorstellen. Neben Informationen zu LIVIVO berät ab 13.30 Uhr die Open-Access-Expertin Dr. Jasmin Schmitz zu allen Fragen rund ums Publizieren in den Lebenswissenschaften.

Ort:   Zweigbibliothek Campus Nord,  Hessische Straße 1-2, 10115 Berlin

Zeit:  von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: einladung-infostand-berlin. Weitere Informatinen zu LIVIVO finden Sie in unserem Blog-Beitrag vom 17. November 2015.

 

21. Januar 2016 | Veröffentlicht von Dr. Ulrike Schenk | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein

Sterne für einen guten Zweck

Quilling-Sterne in der Ausstellung "Sternstunden"Vielleicht erinnern Sie sich: kurz vor Weihnachten hatten Sie in der Zweigbibliothek Naturwissenschaften die Möglichkeit, die Sterne aus der Ausstellung “Sternstunden” zu erwerben. Mindestens die Hälfte des Erlöses sollte der Flüchtlingsunterkunft am Groß-Berliner Damm zugutekommen. Es wurden über 40 Sterne verkauft, so dass Frau Steinbrecher für die Schulkinder in der Unterkunft Materialien besorgen konnte. Sie übergab noch vor Weihnachten:

10 Collegeblöcke
10 Füllhalter
10 Zeichengarnituren
10 Fasermalersortimente
10 Farbkästen
50 Schnellhefter
10 Zeichenblöcke
10 Knetekästen
10 Pinselset
10 Klebestifte

Vielen Dank auf diesem Wege an alle fleißigen Stern-Käufer!

15. Januar 2016 | Veröffentlicht von Anja Herwig | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Ausstellungen / Veranstaltungen

Bibliotheken im Wirbel der Geschichte – eine Spurensuche im Archiv

„Ewig still steht die Vergangenheit“, sagt Konfuzius, und doch ist sie oft so schwer zu erkennen. Wie hilfreich kann es da sein, neben einer großen Bibliothek auch ein akribisch geführtes Archiv konsultieren zu können. Dort ist kürzlich ein Dokument ans Licht der Gegenwart gekommen, dessen Bedeutung vielleicht nicht richtig eingeschätzt wurde. Muss die Geschichte vielleicht doch, und schon wieder, umgeschrieben werden? Um die wahre Aussagekraft des Briefes beurteilen zu können, bleibt nichts anderes, als zunächst die historischen Umstände genauer zu beleuchten.

In Zusammenhang mit der Dokumentation der historischen Bibliotheksbestände werden derzeit an der UB Recherchen durchgeführt, um die Geschehnisse und Folgen der Auslagerung ihrer Buchbestände während des zweiten Weltkrieges nachzuzeichnen. Wie in vielen deutschen Bibliotheken, wurden ab dem Frühjahr 1943 mit zunehmender Konsequenz auch in der UB zehntausende Bücher in Kisten verpackt, um sie dann in alle Teile des ehemaligen Deutschen Reiches zu verfrachten. Warum dieser Eifer?

Das Risiko der fast täglichen Bombardierungen großer Städte schien deutlich höher gegenüber der wenig behüteten Verschickung von wertvollen Büchern auf das flache Land. Ein bibliothekarischer Alptraum. Vieles war da recht. Nur raus aus den Großstädten, von denen zu dieser Zeit schon Dutzende täglich tiefer im Schutt versanken. Zur Angst um das tägliche Überleben kam die Sorge, dass die unersetzlichen Buchbestände Opfer der Flammen würden. Von den geschätzt insgesamt 75 Mio. Bänden in den wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands, waren bis Mitte 1943 schon ca. 10% zerstört (bis Ende des Krieges ca. 30%). Hinzu kam, dass die zentrale UB nach behördlicher Anordnung geöffnet und arbeitsfähig bleiben musste, als einzige große wissenschaftliche Bibliothek in Berlin mit kriegswichtiger Funktion. Damit wurde der Totalverlust der UB bewusst in Kauf genommen. Allein die wertvollsten Sammlungsstücke der UB durften auf dem Weg der Auslagerung in feuchte Keller, Bergwerksstollen und Provinzgasthöfe verbracht werden.

Der damalige Universitäts-Kurator unterstützte mit Hilfe eines Luftschutzfonds die Suche nach passenden Zufluchtsorten und die Organisation der Auslagerungen für eine Vielzahl von Institutsbibliotheken, deren Auslagerung leichter möglich war.

An jenem 2. Juni 1943 nun, auf den der erwähnte Brief datiert, erreichte den Kurator neben vielen anderen auch das Schreiben des Dekans und Mathematikers Ludwig Bieberbach. In dem Brief berichtet der Dekan: „Aus meinem Amtszimmer ist der mir persönlich gehörige kleine Aschenbecher aus getriebenem Messing verschwunden“. Und weiter bittet der Dekan „… um seine Wiederherbeischaffung besorgt zu sein“. OMG! Zeitpläne waren so natürlich nicht mehr zu halten. Nur noch zwölf Monate bis zum D-Day und jetzt – war der Aschenbecher weg! Zum Glück konnte die Angelegenheit doch noch auf einem unbürokratischen Weg rechtzeitig aus der Welt geschafft werden.

Wie sehen Sie die geschichtliche Dimension dieses Fundes? Vielleicht sollten wir die Bewertung der Tragweite auch einer späteren Generation überlassen?

Klar aber ist, dass dieser Verlust kein großes Bedauern ausgelöst haben dürfte, da es in der damaligen Zeit die größte Obsession des betreffenden Dekans Bieberbach war, nichtarische Lehrkräfte unter härtesten Bedingungen aus der Universität zu verdrängen. Als ideologischer Hardliner hatte er sich seit 1933 rasch zum Großinquisitor der Universität entwickelt. Auch Bieberbachs ‚Rassenlehre der Mathematik‘ dürfte nicht alle überzeugt haben.

Für mich heißt es vorerst weiter blättern, um Dokumente aufzustöbern, deren Tragweite sich unmittelbarer erschließen lassen, jedenfalls mir. Und dann wird es eine ganz andere Geschichte. So wie vielleicht auf Grundlage eines mehrseitiges Berichtes über eine Auslagerungsaktion ins Oderbruch. Sollten Sie an einer Zusammenfassung dieses Berichtes auf dem Blog Interesse haben, dann geben Sie uns bitte eins kurzes Feedback. Story on demand, quasi.

Zunächst aber wünsche ich Ihnen, auch im Namen der UB, ein gesundes, erfolgreiches und nicht zuletzt friedliches neues Jahr … auch wenn mal kein Aschenbecher in der Nähe ist 😉

HUB, UA, UK Generalia, 1221, Bl. 96. Foto: Torsten Ohst
HUB, UA, UK Generalia, 1221, Bl. 96. Foto: Torsten Ohst

 

4. Januar 2016 | Veröffentlicht von | 2 Kommentare »
Veröffentlicht unter Universitätsarchiv

Die Universitätsbibliothek wünscht Ihnen frohe Feiertage und ein gutes, erfolgreiches neues Jahr!

Bitte beachten Sie unsere Sonderöffnungszeiten zwischen Weihnachten und Neujahr.

Abbildung: Catharina Sonnenberg (UB, Referat Öffentlichkeitsarbeit)
Abbildung: Catharina Sonnenberg (UB, Referat Öffentlichkeitsarbeit)
Quilling-Sterne in der Ausstellung "Sternstunden"
Impression aus der Ausstellung “Sternstunden” mit Arbeiten der Adlershofer Künstlerin Regina Steinbrecher in der Zweigbibliothek Naturwissenschaften (20.11.-21.12.2015), Foto: Anja Herwig

 

21. Dezember 2015 | Veröffentlicht von Dr. Ulrike Schenk | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein