A terra sem pessoas para as pessoas sem terra….

Ein Blog-Eintrag zur Ringvorlesung von Patrick Hostert

Die Bilder scheinen vertraut und trotzdem sind sie immer wieder erschreckend. Aufnahmen der Landsat Satelliten zeigen eine saftig grüne Fläche mit einzelnen Weiden im Grenzgebiet zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay, unweit des Iguazu-Wasserfalls. Die gleiche Bild 30 Jahre später: Von dem grünen Teppich aus Bäumen ist nur noch wenig zu sehen. Stattdessen breitet sich ein Mosaik aus verschiedenen braun-grau Tönen über die Fläche aus. Einzig in einigen Schutzgebieten Argentiniens lässt sich die ursprüngliche Vegetation noch erahnen. Gut möglich, dass es sich hierbei um ein besonders drastisches und einprägsames Beispiel handelt. Nicht zuletzt auch aufgrund der touristischen Bedeutung des Gebiets. Dennoch ist klar, die Transformation des Dreiländerecks ist kein Einzelfall. Überall auf der Welt, vor allem im Globalen Süden, fanden in den letzten Jahrzehnten drastische Veränderung im Zuge des Anthropozäns statt, der erdgeschlichtlichen Epoche, in der nicht mehr die Natur Berge, Täler und Flüsse formt sondern der Mensch.

Gut beobachten lässt sich dies an der Vegetation. Zum einen bedeckt diese einen Großteil unseres Planeten (oder besser gesagt „bedeckte“). Zum anderen ist die Struktur von Vegetation besonders geeignet für spektrale Untersuchungen, welche das Team von Patrick Hostert vor allem mit Hilfe von den bereits erwähnten Landsat-Daten unternimmt. Der Forschungsschwerpunkt liegt dabei räumlich gesehen auf Brasilien, genauer gesagt dem Grenzgebiet der Bundesstaaten Pará und Mato Grosso. Mato Grosso heißt übersetzt Großer Busch und ist als Bundesstaat Brasiliens um ein vielfaches größer als Deutschland. Die Zeiten, als tatsächlich noch der große Busch im Mato Grosso vorhanden war, liegt gar nicht so weit zurück. Erst die rezente Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft hat einen regelrechten Boom ausgelöst, an dem vor allem auch das ouro verde, das grüne Gold der Sojabohne seine Mitschuld trägt. Nördlich von Mato Grosso liegt der Bundesstaat Pará, der trotz starker umweltlicher Veränderungen immer noch einen erheblichen Anteil an Primärvegetation besitzt. Der Sojaanbau findet hier nur im Süden statt. Nach Norden hin ist es vor allem die extensive Rinderhaltung, welcher der Wald weichen muss. Entlang der Straße nach Belém zeigen sich deutliche Entwicklungsmuster, die sich fischgrätenhaft in die ursprüngiche Vegetation hineinfressen. Für uns ist dieser Anblick der Inbegriff der Umweltzerstörung, die brasilianische Regierung und Gesellschaft hingegen wird vor ein Dilemma gestellt.

Lange Zeit dominierte ausschließlich das Leben und die Wirtschaft an der Küste Brasiliens die Geschehnisse im Staat. Nicht ohne Grund ordnete der Ex-Präsident Kubitschek an, Brasiliens Hauptstadt von Rio de Janeiro an der Küste ins Hinterland zu verlegen, wo binnen kürzester Zeit die Stadt Brasília im wahrsten Sinne aus dem Busch gestampft wurde. Amazonien war das Land ohne Menschen, die terra sem pessoas. Im Zuge der Militärregierung sollte nun dieses riesige Land eine neue Heimat werden, vor allem für die vielen landlosen Kleinbauern aus dem von der Trockenheit geplagtem Nordosten des Landes. Die pessoas sem terra. Es wäre gelogen zu sagen, dass sich diese Entwicklungsstrategie zu einem vollen Erfolg herausgebildet hat. Schließlich gibt es immer noch viele Landlose, die verzweifelt versuchen Ländereien von Großgrundbesitzern zu besetzen. Dennoch ließ der Aufschwung der Agrarindustrie das Hinterland Brasiliens ökonomisch beträchtlich wachsen und wird auch weiterhin von der brasilianischen Regierung unterstützt, obwohl sie gleichzeitig auch einer der schärfsten Umweltgesetze weltweit eingeführt hat.

Neben all den quantitativen Ergebnissen, die uns Patrick Hostert in seinem Vortrag dargestellt hat, stellt sich also die Frage nach dem qualitativem Part. Wie nehmen die Bauern in Pará den Wandel in ihrer Umgebung war. Was sind ihre Wünsche für die Zukunft, was sind ihre Ängste?

In der an den Vortrag angeschlossenen Diskussion viel auch der Begriff „Degrowth“. Diese eher heterogene Strömung hat verschiedene Ausprägungen und Ansichten. Konsens ist jedoch, dass das Wirtschaftswachstum als solches nicht mehr die Maxime in der Gesellschaft sein soll. Somit würde auch der derzeit existierende Entwicklungsbegriff sich nicht nur noch auf ökonomische Parameter beziehen, was zunächst begrüßenswert ist. Doch es ist unklar, wer schrumpfen soll und wer wachsen darf. Haben die Länder des Globalen Nordens durch ihr fahrlässiges Wirtschaften in der Vergangenheit ihr Recht auf Wachstum verwirkt, während nun die Länder des globalen Südens Gefahr laufen, die gleichen Fehler zu begehen?Oder darf der Norden Moralapostel spielen und dem Süden beim wirtschaftlichen Aufschwung den Wind aus den Segeln nehmen? Wie so oft wird sich die Lösung irgendwo zwischen diesen Extremen befinden.

Wenn wir uns nun also fragen, was uns denn die Abholzung am Amazonas angeht, so sollten „die Menschen“ auch Teil unserer Antwort sein und in all unseren Überlegungen zur Nachhaltigkeit sollten wir nicht vergessen, dass diese auch einher gehen mit einer sozialen Verantwortung in einer derzeit (noch) globalisierten Welt.

[anonym]

13. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero
Veröffentlicht unter Blog zu "Humboldts Fußabdruck"

2 Kommentare zu “A terra sem pessoas para as pessoas sem terra….

  1. Haben si schon gehört über Projeto RECA (Reflorestamento Economico Consorciado Adensado). Liegt,s in der Grenze zwieschen Bundes Stadt Acre u. Rondonia (West Amazonien) Ich habe ein Forschungsarbeiten darüber. Kann man finden Sueli de Oliveira Martins, RECA, INPE. Ich bin im momment im Berlin, für 2, oder 3 Monaten u. möcht gern projekten über Brasilien/Umwelt mal kennenlernen.
    0151 7580 9282.

    1. Hallo Sueli,

      wir beschäftigen uns vor allem mit Projekten an der Humboldt-Uni und haben derzeit kein Projekt, was sich mit Brasilien beschäftigt. Mit Umwelt allerdings haben unsere Projekte teilweise schon zu tun. Hierzu kannst du dir gern unsere Projekteseite anschauen oder komm mal bei uns vorbei und wir stellen dir vor, was wir derzeit so treiben.

      Viele Grüße
      Konstantin
      HU Nachhaltigkeitsbüro

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