Archiv für Kategorie Lehre

Was bringt das Sprachbildungsmodul?

Hochschulforschung im Bachelormodul: Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung zur Wirksamkeit unserer Lehre

Liebe Leser:innen,

vor ein paar Monaten haben wir, Kim Nitsche (Studentische Hilfskraft im Fachbereich Sprachbildung/DaZ) und Dr. Constanze Saunders (wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Sprachbildung/DaZ), im Rahmen der Sprachbildungsvorlesung oder -seminare die sogenannte „Tafelaufgabe“ von Studierenden bearbeiten lassen. Die Aufgabe beruht auf einer Idee von Julia Podelo, die auch am Bereich Sprachbildung arbeitet. Ziel war es, die Einstellungen von Studierenden zu Sprache und sprachlicher Bildung im Fachunterricht vor und nach dem Besuch der Veranstaltungen im Modul Sprachbildung zu untersuchen und miteinander zu vergleichen.

Hier einmal das Bild, mit welchem wir im Rahmen unserer Untersuchung gearbeitet haben:

Quelle: Bildquelle: https://pikas.dzlm.de/

Die Studierenden sollten dafür einmal zu Beginn des Semesters vier Fragen und am Ende des Semesters drei Fragen beantworten. In der ersten Abgabe hatten wir ausgehend von der obigen Karikatur nach ähnlichen Erfahrungen in der Schulzeit der Studierenden (Frage 1), nach ihrer Vermutung, wodurch das Unverständnis entsteht (Frage 2), nach ihren Überlegungen, inwiefern dies im Zusammenhang mit „Sprache im Unterricht“ steht (Frage 3) und nach Fragen, die sich hierbei für die Studierenden ergeben haben, gefragt (Frage 4). In der zweiten Abgabe hatten wir wieder nach der Ursachenzuschreibung für das Unverständnis (Frage 1) gefragt, in der zweiten Frage sollten sie überlegen, was ihnen hierzu aus theoretischer bzw. unterrichtspraktischer Perspektive einfällt, also sozusagen eine Rückkopplung an die Modulinhalte erbeten, und in der dritten Frage konnten eigene Überlegungen, wie Sie dem Thema „Sprache im Unterricht“ im Vergleich zum Semesterbeginn gegenüberstehen, ausformuliert werden.

Insgesamt haben im Wintersemester 2021/2022 und Sommersemester 2022 165 Studierende an der Ersterhebung und 38 an der Zweiterhebung teilgenommen. Mit diesem Schreiben möchten wir einige interessante Eindrücke aus unserer Auswertung vorstellen.

Wir haben festgestellt, dass viele Studierende insbesondere von einer erhöhten Sensibilisierung für das Thema „Sprache im Unterricht“ berichten und dem Thema fortan mehr Relevanz zusprechen, auch im eigenen Handeln als Lehrkraft. Dies äußerte sich zum Beispiel in Formulierungen wie:

„Ich glaube ich konnte sehr viel aus diesem Seminar mitnehmen, und auch wenn die Praxis vermutlich ganz anders aussehen wird, ist der größte Erfolg dieses Moduls die allgemeine Sensibilisierung für sprachgerechten Unterricht“

„Aber was definitiv bleiben wird, ist das in diesem Modul antrainierte Gespür für Sprache im Fachunterricht“

„Die gesammelte Information im Bereich der Sprachbildung und mein studentisches Umfeld hat auf mich eine positive Veränderung hervorgerufen, was die Sensibilität in meiner eigenen Sprache, vor allem im Bereich der Fach- und Bildungssprache, stark erhöht hat“.[1]

Für die Zukunft erhoffen sich zudem viele, mehr Bewusstsein für dieses Thema im Schulalltag entwickeln und in der Unterrichtsgestaltung umsetzen zu können. So wurde in einem Text zum Beispiel geschrieben:

„Ich habe mir vorgenommen in meinem Praktikum ein besonderes Augenmerk auf dieses Thema zu legen, und dabei zu reflektieren, was ich später diesbezüglich realistischerweise anders/ besser machen könnte“.

Des Weiteren konnten Veränderungen bezüglich des Wissenszuwachses, der  Vorstellungen hinsichtlich der Umsetzung von Sprachbildung (von „Sprachbildung nur im Deutschunterricht“ zu „Sprachbildung als gesamtschulische Aufgabe“), hinsichtlich von Ideen die zukünftige Unterrichtspraxis betreffend und der Sensibilisierung hinsichtlich der sprachlichen Anforderungen im Unterricht, in Bezug auf Fehler und Deutsch als eigene L1 festgestellt werden. Hierzu haben wir noch einmal tabellarisch zwei Beispiele aufgelistet:

KategorieBeispielzitat
Veränderte Sensibilisierung hinsichtlich von Deutsch als eigener L1  „Ich habe jetzt, nach Abschluss des Moduls definitiv ein anderes Verständnis von Sprache im Unterricht, als zuvor. Man kann sagen, es war augenöffnend. So hab ich mit Deutsch als meine L1-Sprache von mir auf Andere geschlossen und bin davon ausgegangen, dass mein Sprachniveau zumindest die Regel, und somit mehr oder weniger  vorauszusetzen ist, was, wie ich jetzt weiß, definitiv nicht der Fall ist!“  
Veränderte Sensibilisierung hinsichtlich der Sprachlichen Anforderungen im Unterricht  „Als deutsche Muttersprachlerin war es für mich auch sehr aufschlussreich zu sehen, dass Schüler:innen bei der Bearbeitung von für uns einfach erscheinenden Fachtexten große  Verständnisprobleme haben können. (…) Ich selbst habe dabei festgestellt, wie sehr ich an bestimmte Textphänomene gewohnt bin, die ich einfach hinnehme, wo Schüler:innen Probleme entwickeln können.“  

Aber auch Zweifel und Bedenken werden geäußert, insbesondere bezüglich der Implementierbarkeit von Sprachbildung in den Berufsalltag. Hier wurde vor allem in Frage gestellt, inwiefern sich die ambitionierten Vorhaben der Studierenden mit den zeitlichen Ressourcen und schulorganisatorischen Vorgaben, wie z.B. dem Rahmenlehrplan, vereinbaren lassen.

Besonders positiv aufgefallen sind uns auch die Reflexionen einiger Studierender zu ihrem eigenen „Deutsch-als-L1-Background“, weswegen wir diese hier einmal hervorheben wollen. In einigen Texten war eine eindeutige Auseinandersetzung mit dem eigenen Sprachhintergrund erkennbar und inwiefern sich dieser auf die eigenen Einstellungen und Haltungen auswirkte. Dadurch entstand bei diesen Studierenden das Vorhaben, zukünftig mit mehr Bewusstsein für die eigenen, meist privilegierten Sprachlernerfahrungen ihre Lehrkrafttätigkeit auszuüben.

Insgesamt sind somit Veränderungen im Wissen und den Einstellungen der Studierenden innerhalb des Bachelorsmoduls feststellbar. Spannend wäre es nun zu erforschen, inwiefern sich diese Kompetenzen im Master im direkten Kontakt mit der Praxis weiterentwickeln.

Falls Sie Fragen, Rückmeldungen oder weiteres Interesse an mehr Details unserer Untersuchung haben, können Sie uns gerne per Mail (constanze.saunders@hu-berlin.de) kontaktieren.

Kim Nitsche & Constanze Saunders


[1] Die Zitate wurden den linguistischen Konventionen der Standardsprache angepasst.

28. Juli 2023 | Veröffentlicht von Julia Podelo
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ErasmusPlus: Die Berliner Sprachbildung in Graz

Alexander Lohse (Lehrkraft an der Humboldt-Universität zu Berlin im Bereich Sprachbildung) über seine Erfahrungen im Rahmen des Lehrendenaustauschs im März 2023

(c) Alexander Lohse 2023, Joggen mit Blick auf Graz

Nach drei pandemiebedingten Fehlversuchen, den Lehraustausch mit dem Bereich „sprachliche Bildung“ der Karl-Franzens-Universität im Rahmen des Erasmus-Plus-Lehrendenaustauschs in Präsenz abzuhalten, sollte es 2023 gelingen, dem Coronavirus ein Schnippchen zu schlagen. Nach einer 11-stündigen, erstaunlicherweise pünktlichen Bahnanreise in die ausgesprochen pittoreske Universitätsstadt in der Steiermark konnte ich mich in der Woche zum einen davon überzeugen,

a) was für einen Gewinn an Lebensqualität es ausmacht, wenn der historische Kern einer Stadt verkehrsberuhigt ist, und

b) wie lecker die alpenländische Koch- und Backkunst ist (geschätzt 18,5% schmackhafter als die Berliner (Stichprobenvarianz +/- 5%)).

Auch die technische Ausstattung der Universität lässt einen als Lehrenden an der PSE mit den Ohren schlackern, und das, obwohl auch die Gebäude der Karl-Franzens-Universität zum Teil aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stammen.


Die Lehrerfahrung in einem anderen Kontext war sehr interessant und durchaus eine rezeptive Herausforderung, denn wie mir die Professorin des Fachbereichs versicherte: Selbst eine sehr starke dialektale Einfärbung ist in Seminarbeiträgen weder unüblich noch irgendwie stigmatisierend. Zum Glück höre ich in meiner Freizeit viel österreichische Musik und konnte zumindest ab und an ein paar Brocken verstehen. 😉 Das Kollegium hat mich sehr freundlich aufgenommen und in vielen Gesprächen konnte man sich über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des jeweiligen Moduls austauschen oder über die Herausforderungen der Post-Covid Lehre „sempern“ (steiermärkisch für „jammern“).

Insgesamt ein sehr schöner und inspirierender Aufenthalt, nur meine Oberschenkel nehmen mir die Joggingrunden durch das Grazer Hinterland noch etwas übel, 500 Höhenmeter gibt es im Berliner Tiergarten nicht zu erklimmen, aber für den nächsten Erasmusaustausch werde ich vorbereiteter sein.

19. Juli 2023 | Veröffentlicht von Julia Podelo | Kein Kommentar »
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Erasmus – Dozierendenmobilität mit der Sprachbildung

Stephan Schicker (Senior-Scientist an der Universität Graz): Erfahrungen und Eindrücke meines Erasmus-Lehrendenaufenthalts an der HU Berlin

Bereits seit vielen Jahren besteht zwischen dem Fachdidaktikzentrum Deutsch als Zweitsprache und Sprachliche Bildung der Universität Graz und dem Institut für deutsche Sprache und Linguistik sowie der Professional School of Education an der Humboldt-Universität zu Berlin eine gut etablierte und vielfach genutzte Kooperation im Rahmen eines von Erasmus finanzierten Lehrendenaustauschs. Diese fruchtbare Zusammenarbeit wurde selbst im pandemiebedingten Distance-Learning der Jahre 2020 und 2021 nicht unterbrochen, sondern durch Online-Lehre aufrechterhalten.

Im Sommersemester 2022 hatte ich, Stephan Schicker, von der Universität Graz vom 29. Mai bis zum 6. Juni die Möglichkeit, eine Woche an der HU Berlin zu verbringen und in vier Seminaren der School of Education Lehre abzuhalten. Von besonderem Interesse für mich war neben dem fachlichen Austausch und dem Kennenlernen eines anderen Hochschulsystems auch Einsichten in das erfolgreiche „Sprachen – Bilden – Chancen“-Projekt der Berliner Universitäten zu gewinnen. Denn ein ähnlich ausgerichtetes Modul für Sprachliche Bildung für alle Lehramtsfächer der Sekundarstufe wird nach dem Vorbild des Berliner Moduls seit 2019 auch an der Universität Graz angeboten. Dabei ist es für uns in Graz wichtig, auf die Erfahrungen bei der Konzeption und Umsetzung der evaluierten Berliner Module zurückgreifen zu können.

Als sehr bereichernd habe ich auch meine Lehrerfahrung an der HU Humboldt in den Seminaren Diagnose und Förderung für Primarstufenstudierende, Schulisches Schreiben für angehende Lehrende an Sekundarstufen und in zwei Seminaren zum Thema Literalitätserwerb im Mehrsprachigkeitskontext empfunden. Trotz oder vielleicht gerade wegen eines anderen Schul- und Hochschulsystems wurden in allen Seminaren sehr interessante fachliche und didaktische Gespräche geführt und die Studierenden haben sich sehr aktiv in den fachlichen Austausch eingebracht. Ich denke also nicht nur sehr gerne an meine Zeit an der HU Humboldt mitsamt der sehr netten Betreuung durch Berliner Kolleg:innen zurück, sondern würde mich freuen, auch in den nächsten Jahren wieder einmal für einen Lehrendenaustausch nach Berlin zu kommen. Denn wie heißt es in den Liedzeilen von Marlene Dietrich: Ich hab noch einen Koffer in Berlin. Deswegen muss ich nächstens wieder hin.

Lieber Stephan Schicker, vielen Dank für Ihren Besuch! Das Team der Sprachbildung freut sich ebenfalls auf die nächste Runde!

27. Januar 2023 | Veröffentlicht von Julia Podelo
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Preis für gute Lehre 2020 geht an Dr. Maria Große

Der jährlich vergebene Preis für gute Lehre der Humboldt-Universität geht in diesem Jahr an Dr. Maria Große aus dem Bereich der Sprachbildung für ihre innovativen Ansätze in der digitalen Lehre.

Der Preis für gute Lehre der Humboldt-Universität wurde erstmals 2009 vergeben und  honoriert jedes Jahr erfolgreiche und innovative Lehrende und Lehrkonzepte mit Blick auf unterschiedliche Schwerpunkte und Aspekte. Das Preisgeld von 10.000 Euro kann von Preisträger*innen für verschiedene Lehrzwecke im eigenen Fachbereich eingesetzt werden. Für das Jahr 2020 wurde der Preis zum Thema „Digitale Lehre“ vergeben. 

Dr. Maria Große und das Team der Sprachbildung haben im herausfordernden letzten Jahr großartige Arbeit geleistet, weshalb die PSE sich überaus glücklich über diesen verdienten Erfolg schätzt. Ihre Expertise in der Digitalen Lehre ermöglichte es, herausragende Lehrkonzepte zu entwickeln und umzusetzen. 

Das Konzeptvideo von Maria Große und alle anderen Nominierten und Engagierten (via Moodle-Kurs Anmeldung) sowie weitere weitere Informationen zum Preis finden Sie hier:  

Wir danken Ihr unermüdliches Engagement und
gratulieren zu dieser durchaus verdienten Auszeichnung!

2. Juni 2021 | Veröffentlicht von Julia Podelo | Kein Kommentar »
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