Was geht mich denn die Abholzung am Amazonas an?
Es ist eine provokante Frage, die Prof. Hostert gleich zu Beginn der Veranstaltung aufgreift, aber mithilfe der globalen, räumlichen Zusammenhänge, die er den StundentInnen in der Vorlesung näher bringt, ist sie nicht mehr schwer zu beantworten: Viel.
Mit Satellitenaufnahmen von 1973 bis 2000 zeigt er, was es bedeutet in einem vom Menschen gestalteten Zeitalter zu leben. Der Landnutzungswandel, der sich innerhalb weniger Jahre vollzieht, ist enorm. Prof. Hostert beschreibt die Situation mit klaren Worten: Alle Flächen, die genutzt werden können, werden auch genutzt. Dabei gibt es kaum Ausnahmen.
Das Problem hierbei sind die sogenannten Planetary Boundaries, welche die ökologischen Grenzen unseres Planeten zu beschreiben versuchen. Viele von den kritischen Werten sind schon lange überschritten, wie Artensterben oder die Klimaerwärmung, trotzdem muss versucht werden, die schädlichen Auswirkungen möglichst gering zu halten. Die Landnutzungsänderungen spielen in diesem System eine sehr zentrale Rolle, da sie mit den meisten anderen Faktoren auf die eine oder andere Weise verknüpft sind. Abholzungen bedeuten zum Beispiel die Zerstörung von Lebensraum für viele Tierarten, aber auch mehr Kohlendioxid in der Luft, was wiederum die Erderwärmung vorantreibt. Eine verantwortungsvolle Flächennutzung ist demnach unbedingt notwendig.
Dabei wird der Druck auf das bewirtschaftbare Land in den nächsten Jahren nur noch mehr steigen. Dies liegt unter anderem an der stetig wachsenden Weltbevölkerung – Prognosen für das Jahr 2100 sagen bis zu 13 Milliarden Menschen voraus. Auch die Biokraftstoffproduktion und vor allem der vermehrte Fleischkonsum stellen Probleme für die Landnutzung dar.
Mit dem steigenden Wohlstand aufstrebender Länder, ändern sich auch die Lebensgewohnheiten – der Konsum tierischer Produkte nimmt extrem zu. Allerdings braucht man für die gleiche Menge Kalorien etwa sieben Mal so viel Fläche für die Futtermittelproduktion als für den direkten Konsum der Pflanzen. Der Sojaanbau schießt in die Höhe und immer neue Flächen müssen gerodet werden, um der enormen Nachfrage gerecht zu werden. Dies geschieht auch oft durch illegale Abholzung.
Interessant hieran ist, dass der Fleischkonsum und die Entwaldung dabei global gesehen ein fast perfektes Spiegelbild ergeben: Wo Wald gerodet wird, wird die Fläche meist gar nicht in diesem Maße selbst gebraucht. Länder mit hohem Fleischkonsum dagegen nutzen auf diese Weise Millionen Hektar indirekt auf fremden Grund und Boden mit.
Land ist knapp. Und es wird eine immer begrenztere Ressource – die nicht nur ökologische Katastrophen, sondern auch gewaltsame Konflikte verursachen kann, wenn wir nicht beginnen, verantwortungsbewusst damit umzugehen. Hier besteht also nicht nur in der internationalen und nationalen Politik Handlungsbedarf, hier sind auch wir als KonsumentInnen gefragt, unseren Konsum von tierischen Produkten zu überdenken
[Sophia Dasch]