Zweiter Vortrag aus der Vorlesungsreihe „Humboldts Fußabdruck. Forschen für Nachhaltigkeit“

Auch der zweite Vortrag aus der Vorlesungsreihe „Humboldts Fußabdruck. Forschen für Nachhaltigkeit“ stammt aus der Geographie. Im Mittelpunkt stehen dabei die Arbeitsweisen der Fernerkundung und die Analyse und Auswertung von Satellitenbildern. Mithilfe dieser Methode sind Forschungen in schwer zugänglichen Gebieten möglich. Eine weit in die Vergangenheit zurückreichende und öffentliche Datenbank lässt zudem Vergleiche mit gegenwärtigen Verhältnissen zu. Was das Ganze mit Nachhaltigkeit zu tun hat, erklärt uns Professor Patrick Hostert am Beispiel eines Forschungsprojekts am Amazonas.

In einem Zeitalter, in dem der Mensch als dominanter Faktor auftritt und die Umwelt stärker denn je prägt und beeinflusst bleibt kaum unberührte Natur. Alle Flächen, die genutzt werden können, werden auch genutzt (mit Ausnahme von Naturschutzgebieten). Diese sogenannten Landnutzungsprozesse drohen bald eine irreversible Grenze zu überschreiten – die Verfügbarkeit von Boden wird knapp. Die Treiber dieses Phänomens sind die stark ansteigende Verstädterung und der zunehmende Wohlstand, der einen erhöhten Fleischkonsum und somit eine erweiterte Flächennutzung zur Folge hat.

Dieses Problem zeigt sich auch in den Regionen am Amazonas. Hier werden schützenswerte Regenwälder für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln abgeholzt, allem voran für Soja.
Das Forschungsprojekt von Professor Patrick Hostert und seinem Team erstreckt sich über ausgewählte Gebiete Brasiliens (Mato Grosso und Pará), die mithilfe der Daten aus dem Zeitraum von 1985 bis 2012 genauer betrachtet werden. Auf den Satellitenbildern wird das Ausmaß für uns sichtbar. Entlang der Hauptverkehrsachse, die in den Norden führt, wo die Häfen zur Verschiffung der Ware angesiedelt sind, erkennt man eine deutliche, fischgrätenartige Abholzung seit dem Boom im Jahre 2000. Warum diese Flächen nicht geschützt werden? Oft bestehen korrupte Verflechtungen zwischen der Politik und den Unternehmen in solchen Regionen. Außerdem bietet die exzessive Flächenbewirtschaftung Wohlstand und Gewinn, vor allem für Großunternehmer.

Die zunehmende Nachfrage von Ländern aus dem globalem Norden bestärkt diesen Prozess. Aus einer Karte, die die globalen Handelsbeziehungen für Nahrungs- und Futtermittel zeigt, ist ersichtlich, dass der immer steigende Fleischkonsum in den westlichen Ländern und Asien mit der exzessiven Landnutzung in Südamerika korrespondiert. Dazu kommt, dass sich das System der land deals in den vergangenen Jahren etabliert hat. Als land deals werden transnationale Verträge oder Beziehungen bezeichnet, die einem Land die Kontrolle über eine gekaufte oder gepachtete Fläche außerhalb seiner Grenzen verleiht. Allein die USA nutzten extern über 7 Millionen Hektar Fläche hauptsächlich in Südamerika und Afrika.

Das gibts uns zu erkennen, dass auch wir in den hochentwickelten Ländern mit unserem Verbrauch Einfluss auf die Rodung des Regenwalds haben. Fruchtbarer und ertragreicher Boden ist ein knappes Gut und wird in naher Zukunft mehr und mehr umkämpft sein. Durch unsere Nachfrage an Lebensmitteln steigt auch die Nachfrage an weiteren Nutzungsflächen.

Wir hinterlassen einen Fußabdruck und diesen gilt es zu verringern.

[Rebecca Geyer]

8. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero
Veröffentlicht unter Blog zu "Humboldts Fußabdruck"

Schreibe einen Kommentar

(erforderlich)