Was geht mich denn die Abholzung des Amazonas an? – Meiner Meinung nach, jede Menge.

Die Abholzung des Amazonas zum Anbau von Soja Pflanzen und zur Gewinnung von Weidefläche – dieses Thema ist bis heute akut.

Zwar, so betont Professor Patrick Hostert vom Geographischen Institut der Humboldt Universität, ist ein Rückgang in der Zunahmerate zu erkennen, aber eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht.

Um dies zu verdeutlichen wurde in der Vorlesungsreihe „Humboldts Fußabdruck. Forschen für Nachhaltigkeit“ das Länderdreieck Argentinien, Paraguay und Brasilien und die Entwicklung des Amazonas in den letzten 30 Jahren vorgestellt.

Die deutliche Zunahme der Brandrodung geht einher mit der Verdichtung der weltweiten Bevölkerung. Prognosen besagen, dass ein Wachstum von den heutigen 6,92 Milliarden (2010) auf 10,85 Milliarden (2100) zu erwarten ist (Quelle: United Nation. Statista 2015) . Wissenschaftler sprechen von dem Anthropozän, dem Erdzeitalter des Menschen. Dieses umfasst einen Zeitabschnitt, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.

Die Umwandlung des Ökosystems in landwirtschaftliche Nutzfläche hat gravierende und vielleicht sogar irreversibel Folgen auf unseren Planeten. Irreversibel, weil die ökologischen Grenzen der Erde nicht bekannt sind. Ein Konzept, das sich mit dieser Fragestellung befasst hat, genannt Planetary Boundaries, wurde 2009 in der Zeitschrift Nature von Johan Rockström publiziert (siehe Grafik, Quelle: Steffen et al. 2015. Science). Die roten Bereiche beziehen sich auf die Zone des hohen Risikos, das heißt, „beyond zone of uncertainty“. Zu nennen wäre hier der übermäßige Einsatz von Düngemitteln (z.B. Phosphorus und Nitorgen) und die Abnahme der weltweiten genetischen Diversität. Heute ist bekannt, dass die starke Veränderung des Landnutzungswandels in den letzten Jahrzehnten eine enge Beziehung zu allen anderen Bereichen aufweist. Beispielhaft, lässt sich ein proportionaler Zusammenhang zur klimatischen Veränderung erkennen. Doch wofür und wozu wandeln wir die Landfläche überhaupt um?

Planetary Boundaries

Jeder, der heute schon eine Salami Scheibe auf seinem Frühstücksbrot oder ein schönes Steak zum Mittagessen hatte, ist mitverantwortlich. Wieso?

Die Soja-Produktion ist nicht, wie viele vielleicht denken mögen, ein Problem der Vegetarier, sondern ganz im Gegenteil, das der ‚Fleischfresser’. Benötigt wird es nämlich zur Produktion der Futtermittel zum Beispiel für Kühe. 1996 wurden global bereits 130 Millionen Tonnen solches Futters produziert. Heutzutage hat sich dieser Wert mehr als verdoppelt, 2012 sollen es 270 Millionen Tonnen sein (Quelle: Shellethics 2014). Burger King, McDonald’s und Co. verleiten uns mit ihren ausgeklügelten Marketingstrategien dazu, immer mehr Fleisch zu uns nehmen. Es ist billig, es geht schnell, schmecken tut es aufgrund des hohen Fett- und Zuckergehalts auch noch gut. Und vielleicht macht es uns auch noch für eine paar Stunden satt. Fleischessen bedeutet in unserer Gesellschaft Wohlstand. Man spricht auch von einer Veredelung des Lebensmittels. Warum?

Zur Fleischproduktion, dass heißt, zur Herstellung des Steaks, wird sieben mal soviel Fläche benötigt wie zur Erzeugung der pflanzlichen Ernährung eines Menschen.

Um auf das Beispiel des Amazonas zurückzukommen: Der südlich Bereich wird abgeholzt zum Anbau der Soja-Pflanze, dem Futtermittel für Tiere. Der nördliche Teil fällt der Brandrodung zum Opfer zur Gewinnung von Weidefläche für das Nutzvieh.

Auf meine Frage an Professor Hostert am Ende des Vortrags hin, ob er eine globale Empfehlung an die Menschheit hätte und ob diese vielleicht ein universeller Verzicht auf Fleisch wäre, antwortet er: „Auf keinen Fall! Aber ein deutlich bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit dem Fleischgenuss definitiv.“ Der Ansatz wäre seiner Meinung nach, viel mehr im Gesundheitssystem zu machen. Die post-industrielle Gesellschaft muss zu einem Umdenken kommen und das in vielerlei Hinsicht.

[Philippa Luserke]

13. Mai 2015 | Veröffentlicht von nachhaltigkeitsbuero
Veröffentlicht unter Allgemein

Schreibe einen Kommentar

(erforderlich)