Im dritten Vortrag der Ringvorlesung „Humboldts Fußabdruck. Forschen für Nachhaltigkeit“ erzählte uns Marcel Robischon „Vom Artentod und der Einsamkeit des Geistes“.
Robischon, der Forstwissenschaft studierte und in Molekularbiologie promovierte, ist inzwischen als Juniorprofessor für die Fachdidaktik in den Agrar- und Gartenbauwissenschaften zuständig.
Er spannte seinen Erzählbogen über Alexander von Humboldt und dessen „ekstatisch“ anmutende Reise in die Tropen bis hin zu Edward Abbey, einem amerikanischen Naturforscher und Philosophen, und weiter über aktuelle Untersuchungen der Gesundheitswissenschaft.
Zudem nahm er Bezug auf aktuelle ökologische Begriffe wie Biodiversität, sprich Artenvielfalt, und stellte uns den Magenbrüterfrosch vor, ein ganz außergewöhnliches, aber leider ausgestorbenes Tier. Zudem sprach er über die für ihn wichtigen Aspekte des Artenschutzes in Zoos und der Bildung, die in puncto Nachhaltigkeit und Artenschutz unumgänglich ist.
Mit dem lateinischen Ausdruck „Sapere aude“, den Robischon mit „Wage es, die Sinne zu verwenden“ übersetzte, vermittelte er uns einen Eindruck, wie Alexander von Humboldt sich gefühlt haben muss, als er das erste Mal in seinem Leben in die Tropen reiste und dort eine Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren vorfand, wie es ihm zuvor noch nicht widerfahren war.
Mit den Worten Edward Abbeys unterstreicht Robischon seine Auffassung zur Wildnis und zur Natur. Wildnis ist demnach kein Luxus, dabei aber so wichtig wie Brot und Wasser, also wichtig für das tägliche Leben. Robischon selbst ist außerdem sehr froh darüber, keine Jugend ohne „Wildnis“ verbracht haben zu müssen. Vermutlich deshalb hat er folgendes Untersuchungsergebnis angeführt: der Mensch verbringt inzwischen 60 Stunden in der Woche vor Bildschirmen, sei es der Fernseher, der Computer oder das Handy. Seine Sorge ist, dass die Kinder- Jugendzeit heutzutage nicht mehr draußen in der freien Natur stattfindet.
Zum selben Thema wurde aber auch deutlich, dass es auf der ganzen Welt so etwas wie die „Wildnis“, also einen Freiraum, der vollkommen von Menschen unbeeinflusst ist, nicht mehr gibt.
Geschichtlich sprang Robischon anhand von Bildern aus einer niederländischen Quelle in die Zeit kurz nach der „Entdeckung“ der Insel Mauritius. Abgebildet waren Siedler, die sich die Flora und Fauna zunutze machten und anhand des ökonomischen Reichtums dort problemlos überleben konnten. Bereits damals wurde die Vielfalt durch Abholzung, Tötung von Tieren und Bodennutzung zerstört. Die Menschen drangen in die Lebenswelt der Tiere ein und brachten so den Verlust der Biodiversität in Gang. Man spricht hierbei von menschengemachtem Artensterben.
Bezüglich der Biodiversität bedeutet der letzte Punkt nichts anderes als: Was weg ist, ist weg und kommt auch nicht mehr wieder!
Als Beispiel zog er hier den Magenbrüterfrosch heran. Dieser Frosch brütet seine Nachkommen im Magen aus und würgt diese dann hoch. Er wurde innerhalb kürzester Zeit von den Menschen ausgerottet, gerade erst als man ihn entdeckt und damit begonnen hatte, an ihm zu forschen, was sehr interessant geworden wäre. Wenn nicht … !
Einen Punkt bezüglich der Biodiversität gibt es allerdings, der nicht nur positiv zu sehen ist. Natürlich ist es schön, wenn in Berlin, mitten in der Großstadt, Füchse und Waschbären ein Zuhause finden, nachdem der Mensch sie von dort vertrieben hat, sie dementsprechend zurück in ihren alten, aber für sie sehr neuen Lebensraum kommen. Aber am Beispiel von Mauritius und den dortigen Siedlern führte diese Art der Einführung direkt zum Artensterben. Denn wenn diese Artenvielfalt erst geschrumpft wird, um dann ein anderes Tier oder einer anderen Pflanze in diese ökologische Nische gesetzt wird durch die Einführung dessen, ist das Problem bereits geboren und nicht mehr rückgängig zu machen.
Demnach sind für Robischon auch Zoos eine ganz wichtige und richtige Institutionen, da sie sich, wie eine „Arche Noah“, für den Artenschutz, die Zucht und auch die Auswilderung einsetzen und stark machen.
Zum Schluss gab es noch ein Beispiel aus den vielen Nationalparks in Amerika, die mithilfe von modernen Informationszentren ihre Besucher*innen versuchen, mithilfe von Bildern, Karten, Texten sowie audiovisueller Unterstützung ihre wichtige Aufgabe des Artenschutz darzulegen, die aber auch nur gelingen kann, wenn der Mensch sich und seiner Umwelt wieder mehr Verständnis, Ruhe und Liebe darbringen kann.
[Lea Schmitz]