In den vergangenen Wochen fanden unter dem Titel „Humboldts Fußabdruck. Forschen für die Nachhaltigkeit“ eine Ringvorlesung statt. Veranstaltet wurde diese Vorlesungsreihe von den Studierenden der Themenklasse „Nachhaltigkeit und Globale Gerechtigkeit“, dem (ebenfalls studentischen) Nachhaltigkeitsbüro der Humboldt-Universität und Antje Bruns, Professorin für Klimawandel und nachhaltige Entwicklung. Es handelte sich dabei um die erste Veranstaltung im Rahmen des Studium Oecologicum, einem Wahlmodul, das au Studentischer Initiative basiert.
Dem Namen und den Verantwortlichen der Veranstaltung kann entnommen werden, dass es dabei um Nachhaltigkeit ging, ein Begriff, der in den letzten Jahren politisch und gesellschaftlich viel Verwendung und Aufmerksamkeit findet. Obwohl „Nachhaltigkeit“ bereits seit 1915 im Duden zu finden ist, wird der Begriff heute noch heiß diskutiert sehr unterschiedlich ausgelegt und angewendet. Zwar stammt der Begriff ursprünglich aus der Forstwirtschaft und hatte eine rein ökologische Bedeutung, jedoch wurde sich der Begriff „Nachhaltigkeit“ von vielen Bereichen der Wissenschaft angeeignet und hat heute ebenso viele Bedeutungen. Diese Vielfalt der Nachhaltigkeit wurde im Rahmen der Ringvorlesung erkundet und diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass es keine „richtige“ oder „falsche“ Auslegung des Begriffes gibt. Alle Definitionen der Nachhaltigkeit befassen sich mit dem Prinzip der Langfristigkeit und anhaltender Wirkung, je nach Kontext weist die Betrachtung jedoch völlig unterschiedliche Gesichtspunkte auf. Neben der ökologischen Nachhaltigkeit gibt es zum Beispiel auch Prinzipien philosophischer und politischer Nachhaltigkeit, Wirtschaftliche Nachhaltigkeitskonzepte und sozialwissenschaftliche Ansätze wie nachhaltige Generations- und Geschlechtergerechtigkeit. Ein zusammenführender Nachhaltigkeitsbegriff kann daher nicht aus einem Wissenschaftsbereich stammen, sondern muss eine Synthese aller Nachhaltigkeitsaspekte sein.
Die Mammutaufgabe, nicht nur gemeinsame Theorien, sondern auch gemeinsame praktische Ansätze der Nachhaltigkeit zu entwickeln, kann nur interdisziplinär angegangen werden. Das Integrative Research Institute on Transformations of Human-Environment Systems (IRI THESys) der Humboldt-Universität verfolgt dieses Ziel auf interdisziplinärem Wege seit 2013 unter dem Motto „Joining minds for sustainable pathways“. Die Zusammenarbeit der Themenklasse, den Nachhaltigkeitsbüro und dem IRI THESys bildet die neuste Brücke der Interdisziplinarität: die Verbindung zwischen Studentischer und institutioneller Forschung und Praxis.
Dank des Tutoriums, das die Vorlesungen begleitete, konnten sich auch Studierende außerhalb der Themenklasse und des Nachhaltigkeitsbüros interdisziplinär vernetzten und hatten eine gemeinsame Plattform, um Nachhaltigkeit zu verstehen, zu diskutieren und eigene Ideen zu entwickeln. Die Studierenden arbeiteten daran Nachhaltigkeitsbegriffe zusammenzuführen, ergänzten die Inhalte der Ringvorlesung mit eigenem Input und entwarfen eigene Handlungsansätze. Die Veranstaltung endete mit der Präsentation der studentischen Ergebnisse aus dem Tutorium. Die Veranstaltungsreihe „Humboldts Fußabdruck“ und die weiterführende Auseinandersetzung im begleitenden Tutorium zeigten auf, wie vielversprechend fach- und generationsübergreifende Zusammenarbeit sein kann und selbst die Mammutaufgabe wie „Nachhaltigkeit“ angegangen werden kann. Für das Studium Oecologicum hätte es kaum einen besseren Auftakt geben können. Es bleibt zu hoffen, dass es sich bei der Veranstaltungsreihe nicht um eine einmalige Gelegenheit gehandelt hat, sondern es an der Humboldt-universität (und darüber hinaus) noch zu weiterer Zusammenarbeit rund um Nachhaltigkeit kommen wird.
[Arne Zebski]