Heiligabend ist in Polen der reizendste und bewegendste Abend des Jahres. Dortzulande nutzt man, wie bei uns, die ganze Adventszeit (Advent, lat. advenire = ankommen), um sich auf das Weihnachtsfest einzustimmen. In dem traditionell katholischem Land kommt der Adventszeit eine besondere Bedeutung zu. Es sind Tage der Ruhe und Liebe, man versucht, sich weniger zu streiten und an andere zu denken. In Polen beginnt die Adventszeit mit Andrzejki am 30. November. Andrzejki ist zugleich auch die letzte Gelegenheit zum Feiern, bevor die Fastenzeit des Advents beginnt.
Advent
Im Advent ziehen Sternsinger durch die Städte, schmettern Weihnachtslieder und erhoffen dafür kleine Gegenleistungen. Die Kirchen öffnen ihre Pforten schon früh am Morgen um 6:15 Uhr, um die roraty, eine Adventsmesse, abzuhalten. Kinder bringen zu dieser Messe oftmals Laternen mit.
Der Advent ist auch die Zeit der polnischen Handwerkskunst. Es werden Krippen gefertigt, die hinterher das Innere der Kirchen schmücken oder auf Wettbewerben der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Adventszeit wird zudem genutzt, um Familien und Freunde mit Weihnachtskarten, den kartki bożonarodzeniowe zu erfreuen. Höhepunkt der Weihnachtszeit ist der Heilige Abend. Dieser hat einen sehr familiären Charakter und wird mit vielen traditionellen Bräuchen begangen.
Heiligabend
Der Heilige Abend in Polen, eine Nacht der Zauberei und Wunderdinge, ist ein Feiertag für die Familie, voller schöner Traditionen, Bräuche und Festlichkeiten. Es ist ein Tag der Annährung, der Vergebung, der Liebe und des Bedenkens.
Die Vorbereitungen zu Heiligabend beginnen in vielen polnischen Familien schon in der Adventszeit. Die Zutaten für das opulente Weihnachtsmahl müssen beschafft und zubereitet werden. An Heiligabend wird der Weihnachtsbaum, eine neuere Tradition, die zwischen 1796 und 1806 von den Preussen übernommen wurde, aufgestellt und geschmückt. Da man in Polen glaubt, dass das Christkind auf einem Esel vom Himmel reitet, findet man oft auch etwas Stroh unter dem Weihnachtsbaum.
Zwölf Gerichte
Bis der erste Stern aufgeht, müssen der Weihnachtsbaum geschmückt, das Weihnachtsmahl zubereitet und der Tisch gedeckt sein. Ursprünglich bestand es aus zwölf fleischlosen Gerichten, eines für jeden Apostel. Die Gerichte sollten mit Zutaten aus Wald, Feld, Garten und Wasser zubereitet sein, denn ein alter Glaube sagt, dass der Bereich, der vernachlässigt wurde, im kommenden Jahr nicht gut tragen würde.
Zu einem traditionellen Weihnachtsessen gehören Bliny (Puffer aus Hefeteig), verschiedene Bohnen, Erbsen, Grütze, Äpfel, Nüsse, Honig und Fische, welche die Hauptspeisen bilden. In der heutigen Zeit wird die Anzahl der Gerichte oft nicht mehr ganz genau eingehalten, aber reichlich und fleischlos ist es noch immer. Wer in Polen zu Heiligabend eingeladen wird, muss das wissen. In Deutschland gibt es Kartoffelsalat und Würstchen, wer etwas derartiges im Nachbarland erwartet und sich sofort die Plautze vollschlägt, sobald Essen auf dem Tisch steht, droht nach dem dritten Gang zu platzen.
Oblaten brechen
Ist der erste Stern aufgegangen, findet sich die Familie am Tisch zusammen. Es wird die Geschichte von Christi Geburt aus der Bibel vorgelesen und anschließend gemeinsam gebetet. Danach kommt es zum wichtigsten Moment an Heiligabend, dem Brechen der Oblate. Dieser Brauch ist einzigartig auf der Welt und nur in Polen bekannt. Das Brechen der Oblate beginnt beim Familienoberhaupt, danach brechen alle anderen die Oblate miteinander. Beim Oblatenbrechen bricht man sich ein Stück von der Oblate eines Anderen ab, isst es und wünscht demjenigen das Beste. Dieser Brauch spiegelt wieder, dass die Familie das Leben miteinander teilen will.
Ein Teller bleibt leer
Danach beginnt das Weihnachtsmahl. Unter einer schneeweißen Tischdecke und unter dem Tisch liegt etwas Heu, zur Erinnerung an Christi Geburt in einem Viehstall. Ein besonderer Brauch ist es, einen Platz am Tisch frei zu lassen. Dieser ist für einen unerwarteten Gast, der kein Zuhause hat oder es am Heiligabend nicht bis dorthin schafft. Oft lädt man auch alleinstehende und einsame Menschen aus der Nachbarschaft ein. Früher durfte man sich nicht vom Tisch entfernen, bevor das Mahl zu Ende war. In alten Überlieferungen wird als Grund angegeben, dass derjenige, der sich vorzeitig entfernt, den nächsten Heiligabend nicht erleben wird. Nach dem Essen steckt man sich eine Fischschuppe oder Gräte in die Geldbörse, um im kommenden Jahr für Wohlstand zu sorgen.
Sind die Bäuche voll, werden Weihnachtslieder gesungen. In Polen sind Weihnachtslieder nicht nur Gebete und Lieder, sondern zugleich auch Erzählungen und für ihren Charme bekannt. Das älteste, in Polen bekannte Weihnachtslied stammt aus dem Jahr 1424.
Mitternachtsmesse
Um Mitternacht bricht die ganze Familie auf, um die Mitternachtsmesse zu besuchen. Trifft man unterwegs Bekannte oder Nachbarn, wünscht man ihnen Glück, Gesundheit und das Allerbeste. Die Kirchen sind festlich geschmückt, beleuchtet und haben eine Krippe. Die Krippen gingen aus den Weihnachtsspielen hervor, die im Mittelalter die Geburt Christi priesen. Seit der Zeit des Königs Jan des III. Sobieski, welcher die Türken 1683 am Kahlenberg besiegte, enthalten die Krippen auch nationale Elemente.
Wunder und Bräuche
Die Nacht vom 24. zum 25. Dezember soll in Polen voller Wunder sein. Man sagt, in dieser Nacht öffne sich die Erde und im hellen Schein der Sterne glänzen Schätze. Das Wasser in Quellen und Flüssen wird zu Wein und Honig und unter dem Schnee blühen die schönsten Blumen. Die Obstbäume blühen und tragen noch in der selben Nacht Früchte, die Bienen erwachen aus dem Winterschlaf und die Tiere reden mit menschlichen Zungen. Sogar die Steine werden lebendig und drehen sich um die eigene Achse.
Auch die Gesundheit ist zu Heiligabend ein wichtiges Thema. So soll man sich nach dem Morgengebet die Zähne mit Knoblauch abreiben, um im kommenden Jahr gegen Zahnschmerzen gefeit zu sein. Der Verzehr von Nüssen und Gerichten aus Wasserrüben soll ebenfalls Zahnschmerzen vorbeugen. Ein Apfel hält dem Glauben nach im folgenden Jahr Halsweh fern. Unbedingt sollte man sich sehr genau waschen, denn findet sich zum Abendmahl eine dreckige Stelle, könnte das im kommenden Jahr üble Geschwüre nach sich ziehen. Das Wasser, welches zum Waschen benutzt wurde, sollte deshalb auch außerhalb des Hauses weggegossen werden. (Falko Benthin)
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