Andrzejki, der Andreastag, zählt in Polen zu den Tagen, an denen beliebte Traditionen gepflegt werden. Andrzejki fällt auf den 30. November und ist dem katholisch-christlichen Glauben nach der Todestag des Heiligen Andreas. In Polen frönen in der Nacht vom 29. zum 30. November zahlreiche unverheiratete Mädchen und Frauen mystischen Bräuchen und Spielen und versuchen auf vielerlei Weise, die Zukunft zu deuten.
Das beliebteste Spiel wird wohl das Wachsgießen sein, ähnlich dem deutschen Bleigießen zu Silvester. Geschmolzenes Wachs wird duch einen Schlüsselring ins Wasser gegossen. Anschließend wird die erkaltete Form vor eine Kerze gehalten und aus dem Schatten die Zukunft gedeutet.
Für eine andere Form der Vorhersage werden zwei kleine Kerzen in die leeren Hälften einer Walnuss gestellt und, während an eine gemeinsame Zukunft mit dem Auserwählten gedacht wird, in eine Schüssel mit Wasser gestellt. Bewegen sich die Hälften aufeinander zu, wird das als gutes Zeichen gedeutet, bewegen sie sich voneinander weg, steht die Beziehung unter keinem guten Stern.
In einem anderen Spiel stellen unverheiratete Frauen ihre linken Schuhe in einer Reihe auf. Die Frau, deren Schuh als erstes die Türschwelle erreicht, wird dem Glauben nach als nächste heiraten.
Um zu wissen, mit welchen Buchstaben der Vorname des künftigen Gatten beginnt, schält die Frau einen Apfel, aber so, dass die Schale eine Schlange bildet. Diese wird dann über den linken Arm geworfen und danach kann der gesuchte Anfangsbuchstabe auf dem Fussboden abgelesen werden.
Ob das folgende Jahr Liebe, Heirat oder Reichtum bringt, soll ein Spiel mit vier Tassen zeigen. Unter drei der Tassen werden eine Münze, ein Blatt und ein Bild gelegt, unter einer Tasse bleibt der Platz leer. Danach werden die Tassen gemischt und eine gewählt. Das Bild bedeutet Liebe, das Blatt Heirat und die Münze Reichtum. Ist nichts unter der Tasse, bleibt alles, wie es ist.
Das Gegenstück des Andreastages für Junggesellen ist der Tag der heiligen Katharina am 24. November, doch dieser geriet in Vergessenheit. (Falko Benthin)
[Bild mit Hexe: © Zuzia]
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