Freitag 03/03/2017
Dieser Freitag ist der Presse gewidmet. Die Studentinnen und Studenten arbeiten in Tandems und tauschen sich über ihre Gewohnheiten aus. Danach studieren sie aktuelle Ausgaben deutscher und französischer Zeitungen bzw. Zeitschriften gleicher politischer Ausrichtung und vergleichen die behandelten Themen.
Ab 14Uhr kommt Frau Valérie Robert zu uns, Maître de Conférences in dem Département d’Etudes Germaniques der Universität Paris 3 Sorbonne-Nouvelle und u.a. Spezialistin für Französische und Deutsche Medien. In einem 90-minütigen Vortrag zum Thema „La critique des médias“, erklärt Frau Robert anhand von konkreten Beispielen, wie Gruppen extremer Gesinnung die Presse systematisch der Lüge bezichtigen. Diese Haltung geht weit in den 19. Jahrhundert zurück und ist natürlich nicht neu. Neu ist allerdings, dass Politiker, die im Prinzip die Arbeit der Presse als 4. Macht respektieren, genau dann die Neutralität der Berichte anzweifeln, wenn sie in Schwierigkeit sind, und bestimmte Schlagwörter durchsetzen, um von der ursprünglichen Kritik abzulenken. Seitens der Politiker wird also öfters versucht, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Zugleich haben immer mehr Leser den Eindruck, dass die Medien gekauft und nicht mehr glaubwürdig sind. Insgesamt eine weniger erfreuliche Entwicklung. Anschließend findet eine animierte Diskussion statt.
Der Abend steht unter dem Zeichen der Kultur. So treffen wir uns alle um 20Uhr vor dem Théâtre du Rond-Point, direkt an der Avenue der Champs-Élysées, um ein Stück der Schriftstellerin Marie Ndiaye anzuschauen. „Honneur à notre élue“ (Ehre gebührt unserer Gewählten) handelt von einer lokalen Politikerin, die in der Politik wie im privaten Leben stets nach ehrlichen Prinzipien handelt und es strikt ablehnt, nach Tricks oder schmutzigen Mitteln zu greifen. Die Kritik passt gut zum Wahlkampf in Frankreich, der leider reich an unschönen Ereignissen ist… Sprachlich sind die Studentinnen und Studenten aus Paris 3 beeindruckt von dem auserlesenen Stil, dem sich Marie Ndiaye bewusst bedient. Für die Gruppe der Humboldt-Universität ist es eine echte sprachliche Herausforderung, die viele Fragen aufwirft. Auch hier wird am Ende viel diskutiert.