Eine Recherche von Vincent Budinger, Karl Eckardt, Yannick Heinz und Leonard Ludwig
Bei Recherchen zu jenen evangelischen Berlinern, die während des Nationalsozialismus als Juden verfolgt wurden, sind wir auf eine Liste der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gestoßen. Diese Liste, die auf die Historikerin Gerlind Lachenicht zurückgeht und unter folgendem Link aufrufbar ist (https://www.landeskirchenarchivberlin.de/wp-content/uploads/2009/12/mk-deportationsliste.pdf) führt die Namen der Menschen, die in der Messiaskapelle im Prenzlauer Berg getauft und nach den pseudowissenschaftlichen Kriterien der Nürnberger Gesetze von 1935 als Juden markiert, verfolgt und anschließend deportiert wurden. Nur zwei der 86 Deportierten überlebten den Holocaust. Auf dieser Liste erscheint der Name Blumenthal gleich sieben Mal. Dabei handelt es sich um eine Kernfamilie von 6 Mitgliedern und Max Blumenthal, den wir als Bruder von Walter vermuten. Die beiden Eheleute Walter Blumenthal und Else geb. Joseph stehen über den Kindern Johann Wolfgang Maximilian, Knut Jürgen Norbert, Gerhard Friedrich Karl, sowie Christa Irene Eleonore Blumenthal, die alle 1934 getauft wurden. Aus der Liste können wir entnehmen, dass sie am 1.11.1941 in das Ghetto Łódź deportiert wurden. An diesem Tag ging der sog. IV. Transport nach Łódź. Im Folgenden sehen wir ein Täterdokument, nämlich einen Teil der Deportationsliste der Gestapo, auf dem auch die Familie Blumenthal verzeichnet ist. Hier steht neben Namen, Geburtsdatum, Adresse auch die Berufsbezeichnungen der Deportierten. Wolfgang, Jürgen und Gerhard werden in diesem als Schüler bezeichnet, Christa als Kind. Ihren Namen sind die Zwangsnamen „Israel“ respektive „Sara“ beigefügt, was eine weitere Maßnahme der Nationalsozialisten zur Rassifizierung und Homogenisierung der diversen jüdischen Lebenswelten war.

Das folgende Dokument ist Ausschnitt der Liste der „Eingesiedelten“, die vermutlich von der jüdischen Ghettoverwaltung erstellt wurde und der Familie Blumenthal eine gemeinsame Unterkunft zuweist. Ihre Adresse im Ghetto wird ebenfalls auf dem Dokument geführt, ist aber nur schwer zu entziffern. Auch hier wird wieder die Berufsbezeichnung der Familienmitglieder geführt. Bemerkenswert ist hier, dass Walter als Beamter ausgewiesen wird. In dem Dokument der Gestapo wird er als Angestellter aufgeführt. Wenn es sich hier nicht bloß um unterschiedliche Bezeichnung für dieselbe Tätigkeit handelt, gibt dieser Unterschied Hinweis auf den beruflichen Einschnitt, den der sogenannte Arierparagraph, also das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ von 1933 für jüdische Beamte wie Walter Blumenthal bedeutet hat.1

Nach der Annexion Westpolens durch NS-Deutschland wurde in Łódz das zweitgrößte jüdische Ghetto während der Zeit des Nationalsozialismus eingerichtet. Auf nur vier Quadratkilometern wurden zum Zeitpunkt der Deportation der Familie Blumenthal mehr als 160.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen eingepfercht2. Laut den Chronisten des Ghettos wurden, um die im Zuge der im Oktober 1941 beginnenden Massendeportationen aus dem Altreich sowie Österreich und Böhmen neu angekommenen Menschen unterzubringen, die Schulen im Ghetto geschlossen und als Wohnräume umfunktioniert. Über die genauen Lebensbedingungen der Familie Blumenthal können wir nur mutmaßen, doch muss die Deportation ins Ghetto, trotz der schrecklichen antisemitischen Diskriminierung und Verfolgung, die die Familie bereits in Berlin erlebte, ein traumatischer Einschnitt gewesen sein. Das Ghetto in Łódź war im Armenviertel Bałuty eingerichtet worden, in der die Strom- und Gasversorgung nur unzureichend war. 90% der Wohnungen verfügten über keine Sanitäreinrichtungen und als im November 1941, dem Deportationsdatum der Blumenthals, die Überbevölkerung des abgeschlossenen Lagers ihren Höchststand erreichte, waren die Bedingungen schlichtweg katastrophal. Die tschechischen Überlebenden Věra Arnsteinová und Mája Randová berichteten:
„Fäkalien flossen den Bürgersteig entlang. Bei der Ankunft fanden wir Hinterhöfe vor, die voller Müll waren. Bałuty bestand aus Stein- und Holzhäusern mit großen Höfen, die untereinander verbunden und völlig verwahrlost waren. Erst als eine Epidemie drohte und die Deutschen Angst vor Infektionen hatten, ließen sie den Müll wegräumen. Es drohten Cholera, Gelbsucht, Typhus. Für Mutters Kleider tauschten wir Waschschüsseln und Kübel ein, um existieren zu können. Laufend gingen aus dem Ghetto die ersten Transporte ab, und niemand wusste, wohin. Reihenweise starben Menschen an Hunger und Krankheiten. Wir zogen in eine freigewordene Wohnung um – vier Personen in einem Zimmer mit zwei Pritschen, Tausende Wanzen, derer man nicht Herr wurde. (…) Wanzen. Flöhe, Kleiderläuse. Bei der Essenausgabe lange Schlangen, und man konnte beobachten, wie die Läuse von einem zum anderen sprangen. Die Läuse übertrugen Flecktyphus. Für die ausgehungerten und erschöpften Menschen war es schrecklich schwer, im Winter für tägliche Hygiene zu sorgen. Als wir ankamen, teilte man uns irgendeine Rübensuppe aus. Wir konnten sie nicht essen, aber die Einwohner bettelten darum. Bald haben auch wir sie geschluckt. Die ganzen Jahre war der Hunger im Ghetto am schlimmsten, vor Hunger starben Alte und Junge.“3
Die Deportationen, von denen Věra Arnsteinová und Mája Randová berichten, gingen ins Vernichtungslager Kulmhof in Chełmno am Ner. Seit Oktober 1941 wurde dieses vom “Sonderkommando Lange” errichtet, dessen Leiter SS- Hauptsturmführer Herbert Lange war. Dessen Sonderkommando war seit 1940 mit der Ermordung tausender polnischer Pflegeanstaltspatienten betraut, die in dafür umfunktionierten LKWs vergast wurden, bevor das Kommando im Dezember 1941 mit Mordaktionen an Juden und Sinti und Roma im dafür eingerichteten Vernichtungslager Kulmhof begann. Bis zum Mai 1942 werden aus dem Ghetto Łódź 55.000 Menschen ins 55 Kilometer entfernte Vernichtungslager Kulmhof deportiert und dort in den Gaswagen des “Sonderkommando Lange” ermordet. Darunter war im Mai 1942 auch die Familie Blumenthal. Das Gedenkbuch “Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945” verzeichnet als Todestag für Else, Jürgen, Gerhard und Christa den 09. Mai 1942. Walter und Johann Israel wurden fünf Tage später, am 14. Mai 1942 nach Chełmno deportiert und dort im Vernichtungslager Kulmhof ermordet.
Vermögenserklärung und Einziehungsverfügung der Familie Blumenthal

Die kurz vor der Deportation zwangsweise auszufüllenden Vermögenserklärungen und Einziehungsverfügungen der Familie Blumenthal geben nicht nur Aufschluss über das nach Jahren der rechtlichen Ausgrenzung verschwindend geringe finanzielle und materielle Vermögen der Familie, sondern es lassen sich auch weitere Informationen über die Familie und den bürokratischen Umgang des NS-Regimes mit Deportierten herauslesen. Die Vermögenserklärung musste die Familie Blumenthal Ende 1941 wahrscheinlich noch in ihrer Wohnung ausfüllen und mit in das Sammellager Levetzowstraße bringen.4 Dort wurden den einzelnen Familienmitgliedern die Einziehungsverfügungen ihres Vermögens am 30.10.1941, einen Tag vor der Deportation, überreicht. Damit konfiszierte der NS-Staat in seiner rassistisch-antisemitischen Logik „volks- und staatsfeindliches Vermögen”.5 Die Sammellager wie das Lager in der Levetzowstraße waren Orte der Gefangennahme, in denen Verfolgte umittelbar vor der Deportation zusammengepfercht und registriert wurden. Sie waren der Ausgangspunkt für den Weg in die Ermordung für viele Verfolgte. Hier wurden sie auch durch die Vermögenserklärungen, ihres letzten Hab und Gut beraubt. Das Sammellager Levetzowstraße war als vorübergehendes Sammellager von 1941-1943 in Betrieb. Inhaftierte verblieben dort nur wenige Tage, bis sie deportiert wurden.6 In den Vermögenserklärungen mussten Angaben zu Mobiliar, Schmuck, Kleidung, Wertpapieren etc. gemacht werden. Der Familie war bis auf 20 Reichsmark Bargeld und einiger weniger Möbel- und Kleidungstücke nichts mehr geblieben. Einzig Mietschulden über mindestens 150 Reichsmark aus vorherigen Wohnverhältnissen der Familie stechen heraus. Alle Mitglieder der Familie hatten eine Vermögenserklärung auszufüllen. Auch für die zu diesem Zeitpunkt vierjährige Christa Irene Eleonore musste eine solche Erklärung ausgefüllt werden. Die Absurdität der NS-Bürokratie wird in dieser Vermögenserklärung besonders deutlich, da eine Vierjährige außer „div. alte Wäschestücke u Kinderkleidung [sic]“7 keine Vermögenswerte anzugeben hatte. Auf der ersten Seite jeder Vermögenserklärung mussten persönliche Daten, darunter auch die Konfession angegeben werden. Aufgrund der Taufe aller Familienangehörigen im Jahre 1934 trugen die Blumenthals hier evangelisch ein und wurden trotzdem in der Logik des Nationalsozialismus als Jüdinnen und Juden verfolgt.
Weitere Dokumente im Anhang der Akte der Vermögenserklärungen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam zeichnen ein Bild der institutionellen Verstrickung der Deportation der Blumenthals. Von mehreren Seiten werden ausstehende finanzielle Zahlungen angemahnt. Nachdem die Beschlagnahmung der Zweizimmerwohnung Berlin N.O. 55, Treskowstr. 34 I aufgehoben wird, stellt die Deutsche Bau- und Grundstücksaktiengesellschaft am 06.10.42 einem Antrag auf Erstattung der Sanierungskosten über 316,39 Reichsmark für Malerarbeiten, die der Vormieter Blumenthal zu zahlen hätte. Das städtische Energieversorgungsunternehmen Bewag stellt am 29.05.42 eine „Meldung über evakuierte Juden”8 und fordert 11,27 Reichsmark ein.

Das Wohnungsunternehmen GEHAG will noch 1943 Mietrückstände in Höhe von 179,92 Reichsmark für den „evakuierten Juden Walter-Israel Blumenthal”9 aus dem Einzug des Vermögens der Familie Blumenthal gedeckt sehen. Verantwortlich für die Bearbeitung dieser Anträge war die Vermögensverwertungsstelle beim Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg, die als Sonderdienststelle geschaffen wurde. Sie verwaltet das Eigentum der Deportierten und arbeitet dabei eng mit der Gestapo zusammen.10 Erst im Dezember 1944 endet laut den Akten des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam die bürokratische Verarbeitung der zu diesem Zeitpunkt schon lange in Chełmno ermordeten Familie Blumenthal.

Max Blumenthal
Max Blumenthal, am 22. März 1899 in Berlin geboren und mutmaßlicher Bruder von Walter Blumenthal, wurde ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Gegensatz zur Mehrzahl der nach Auschwitz-Birkenau deportierten Menschen, die unmittelbar nach Ankunft in den Krematorien des Lagers ermordet wurden, wurde Max Blumenthal im Lager registriert. So befinden sich in der Datenbank der Gedenkstätte Auschwitz Informationen zu ihm. Unter anderem sind dort erkennungsdienstliche Fotos, die im Zuge seiner Registrierung aufgenommen wurden und ihn in Häftlingskleidung zeigen, online abrufbar. Diese Fotos zeigen Max Blumenthal nach jahrelanger Verfolgung, unmittelbar nach seiner Deportation nach Auschwitz-Birkenau. Sie sind die einzigen Fotos, die wir von Max Blumenthal ausfindig machen konnten und sind unter Zwang und Gewaltmaßnahmen aufgenommen worden. Da sie mitnichten eine Selbstrepräsentation von Max Blumenthal zeigen, evoziert ihre Verwendung hier auch ethische Fragestellungen. Schließlich sind diese Fotos nicht nur das letzte Bild von ihm vor seiner Ermordung, sondern gleichsam Beweismaterial für die dehumanisierende Behandlung, die ihm zuteilwurde. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, dieses unter Zwang aufgenommene Bild von ihm hier zu veröffentlichen.

Zuzüglich zu seinem Bild teilt die Gedenkstätte Auschwitz mit, dass Max Blumenthal am 24. April 1942 nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurde.
Im Lager erhielt er die Häftlingsnummer 32595. Die Gedenkstätte teilt außerdem mit, dass sein Tod am 27. Mai 1942 mit vermeintlicher Herzwassersucht begründet wurde – eine der gängigen Begründung für das Versterben von KZ-Häftlingen. Dahinter verbergen sich Misshandlung, Unterernährung und Erschöpfung als Todesursache.
Mithilfe einer Auflistung des International Tracing Service ITS (Teil des Internationalen Roten Kreuz) von 1965 konnten wir nachvollziehen, dass Max Blumenthals Häftlingsnummer im April 1942 vergeben wurde. Mithilfe des “Kalendariums der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau”, dem Standardwerk der polnischen Historikerin Danuta Czech, konnten wir nachvollziehen, dass Max Blumenthal mit 61 weiteren Häftlingen in einem sog. Sammeltransport nach Auschwitz kam. Von wo aus dieser Sammeltransport kam, ist nicht ersichtlich, doch handelt es sich hierbei um keine großangelegte Deportation des Reichssicherheitshauptamt (RSHA).11


- https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ausgrenzung/arierparagraph#:~:text=Der%20%22Arierparagraph%22&text=April%201933%20das%20%22Gesetz%20zur,Beamten%20und%20Angestellten%20j%C3%BCdischen%20Glaubens.
↩︎ - https://www.holocaustliteratur.de/deutsch/Chronologie-zur-Geschichte-des-Gettos/
↩︎ - https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/ghetto-litzmannstadt/
↩︎ - Nakath, Monika u. a. Aktenkundig: „Jude!“ : Nationalsozialistische Judenverfolgung in Brandenburg 1933 – 1945 ; Vertreibung – Ermordung – Erinnerung. Berlin: be.bra wissenschaft, 2010, S.41-44
↩︎ - BLH, 36A (II) 3923; Blumenthal, Walter; 1941-1944 (Akte), Bl. 16.
↩︎ - Dinkelaker, Philipp. Das Sammellager in der Berliner Synagoge Levetzowstraße 1941/42. Berlin: Metropol, 2017, S.11-12
↩︎ - BLH, 36A (II) 3923; Blumenthal, Walter; 1941-1944 (Akte), Bl. 71.
↩︎ - Ebenda, Bl. 106.
↩︎ - Ebenda, Bl. 102.
↩︎ - Nakath, Monika u. a. Aktenkundig: „Jude!“ : Nationalsozialistische Judenverfolgung in Brandenburg 1933 – 1945 ; Vertreibung – Ermordung – Erinnerung: Berlin: be.bra wissenschaft, 2010, S.41-44
↩︎ - Czech, Danuta. Das Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945. Hamburg: Rowohlt, 1989, S. 202 ↩︎
eine Recherche von Vincent Budinger, Karl Eckardt, Yannick Heinz und Leonard Ludwig
Die Liste der von Gerlind Lachenicht zusammengetragenen deportierten Täuflinge führt insgesamt sieben Mitglieder der Berliner Familie Fuss auf. Nach deren Geburtsjahr aufgezählt sind das Emma Fuss (*1867, geb. Mossler), ihre Töchter Johanna (*1892) und Frieda (*1894), ihr Sohn Hugo (*1899) und dessen Frau Wally (*1900, geb. Cohn), ihr zweiter Sohn Erwin (*1905), sowie Wally und Hugos gemeinsame Tochter Ingeborg (*1927), Emmas Enkelin. Frieda und Wally wurden deportiert und 1943 in Auschwitz ermordet. Auch Emma (1943, Theresienstadt) und ihre Tochter Johanna (1942, Rigaer Ghetto) wurden deportiert und ermordet.
Überleben in der Illegalität: Hugo und Ingeborg Fuß

Bekannt sind indes einige Stationen im Leben des gelernten Buchhalters Hugo Fuss, welches aus zwei Akten hervorgeht, die sich in den Arolsen Archiven fanden, genauer in drei Dokumenten: Alle drei, so scheint es, haben als ausstellende Instanz die französische Besatzungsmacht („Fiche Individuelle“1, „Fiche Provisoire“). Beim dritten handelt es sich um das besonders ausführliche „Demande d’Assistance“, zu dt. „Hilfegesuch“, welches Fragen zur wirtschaftlichen Situation Hugos stellt sowie nach dessen gewünschter Ausreise in einen Drittstaat fragt. Alle drei Dokumente stammen aus dem Jahr 1948.
Hugo Fuss überlebte die nationalsozialistische Diktatur und entging dabei der Deportation mehrmals nur knapp. Vor der NS-Diktatur und auch noch bis ins Jahr 1938 hinein war er bei dem Berliner Filmunternehmen UFA als Buchhalter beschäftigt. Als er dort aus antisemitischen Gründen entlassen wird, arbeitet er kurze 2 Monate für die Konkurrenz, die Firma Paramount, allerdings für 70h/ Woche, was zu Spekulationen über die Arbeitsbedingungen einlädt; bis ihm dort ebenfalls aus antisemitischen Gründen gekündigt wird. Er selbst beschreibt dies mit dem Wort „Rasseverfolgung“. Für die Jahre 1940-43 gibt Hugo im Hilfegesuch an, bei einer Firma namens „Ostdeutscher Schrotthandel“ gearbeitet zu haben und versieht diese Tätigkeit mit der Notiz „Zwangsarbeit“. Blickt man auf die Chronologie der systematischen Entrechtung und Verfolgung der Berliner Juden und Jüdinnen, stimmen diese Angaben mit der ab Oktober 1940 reichsweit stattfindenden verstärkten Verpflichtung von Jüdinnen_Juden zur Zwangsarbeit überein. Zwischen dem 27. Februar und dem 5. März 1943 werden im Zuge der sogenannten „Fabrik-Aktion“ die allermeisten der in Zwangsarbeit verbliebenen Berliner Juden und Jüdinnen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.
An dieser Stelle sei bemerkt, dass eine Quelle existiert, die auf einem Interview des US-amerikanischen Historikers James F. Tent mit dem Berliner Politiker, Journalist und „Mischlingskind“ Hanns-Peter Herz beruht. In dem kurzen Abschnitt in Tents Buch zu Herz‘ Verfolgungsgeschichte verweist der Autor auf die Kontakte von dessen Vater zu dem sich in der „Bekennenden Kirche“ engagierenden protestantischen Pfarrer Otto Dibelius2. Dieser soll ihm einen Job bei der Schrottfirma verschafft haben, die sich im „Geheimen (…) zu einem sicheren Zufluchtsort für einige aus rassischen und politischen Gründen verfolgte Deutsche entwickelt“3 hat. Folgt man dieser Quelle und geht man davon aus, dass es sich um eine Arbeitsstelle handelt, welche den dort Beschäftigten relativen Schutz vor Verfolgung bot, erscheint der Schrotthandel und der Vermittler Otto Dibelius in einem widerständigen Licht gegenüber dem Regime. Folgt man jedoch Hugo Fuss‘ Notiz „Zwangsarbeit“, welche von ihm im Hilfegesuch möglicherweise auch strategisch mit Blick auf mögliche Entschädigungsforderungen und die prekäre Nachkriegssituation so formuliert wurde, ergibt sich daraus ein anderes Bild. Es können aus den vorliegenden Quellen keine eindeutigen Belege für die eine oder die andere Lesart erbracht werden. Interessant wäre an der Stelle eine weitergehende Beschäftigung mit dem „Ostdeutschen Schrotthandel“.
Für die nachfolgende Zeit, vom 28.03.1943 bis zum 27.04.1945 gibt Hugo an, wegen „Rasseverfolgung” in Berlin illegal gelebt zu haben. Zu letzterem Zeitpunkt hatte die Rote Armee bereits erhebliche Teile Berlins unter ihre Kontrolle gebracht, Adolf Hitler sollte drei Tage später Selbstmord begehen. Ab dem 01.06.1945 arbeitet er wieder bei der UFA. Im Hilfegesuch (Demande d’Assistance), welches er am fünften Jahrestag der Deportation seiner Frau Wally 1948 ausfüllt, gibt er zunächst seine Tochter Ingeborg als Begleitperson an, ihr Name wurde jedoch durchgestrichen. Gerlind Lachenichts Liste der in der Messiaskapelle Getauften enthält die Notiz, dass Ingeborg deportiert wurde. Dem widersprechen unsere aktuellen Erkenntnisse möglicherweise. Falls sie deportiert wurde, hat sie das Lager überlebt und ihren Weg zurück zu ihrem Vater gefunden. Im DP-Pass von Hugo Fuß findet sich ein Hinweis, dass sie 1948 nach England ausgereist ist. Dies lässt sich durch ein Naturalisation Certificate des Britischen Nationalarchivs bestätigen4. Demnach wurde sie am 28.4.1949 in London eingebürgert und hat somit überlebt. Das Dokument legt die Vermutung nahe, dass sie im London National Hospital als Krankenschwester gearbeitet hat. Im Rahmen unseres Seminars konnten wir dieser Spur nicht weiter nachgehen. Es wäre aber denkbar, dass sich über diesen Weg herausfinden lässt wie ihr weiterer Lebensweg sich gestaltete und ob es möglicherweise sogar lebende Nachfahren von Ingeborg gibt.

Hugo Fuß beziffert die ihm 1940 wegen Verfolgung abgenommenen Besitztümer auf 6000 Reichsmark und fordert sie somit zurück. Unterstützung in Form von Geld bekommt er jedoch von keiner der offiziellen Stellen bis mindestens Juni 1948, er gibt darüber hinaus an, ausreisen zu wollen („England, U.S.A, Canada, Palestine“). Danach verliert sich seine Spur für uns im Rahmen dieser Seminararbeit. Zur weiteren Recherche sind möglicherweise die Displaced Persons Nummer (DP Index Card: G 0 449626) bzw. die Ausweisnummer (173 157) hilfreich.
Mögliches Gedenken an Familie Fuss – eine Stolpersteinverlegung?
Die von uns zusammengetragenen Informationen eröffnen die Möglichkeit, um einigen Mitgliedern der Familie Fuß durch die Verlegung von Stolpersteinen zu gedenken. Wir möchten dies hiermit anregen und stellen die nötigen Informationen hier nochmals zur Verfügung5.
| Name | Wohnort | Deportationsdatum | Todesort & Datum/ überlebt |
| Emma Fuß (geb. Mossler) | Paracelsusstraße 45, Pankow | 17.06.1943 | unbekannt, Theresienstadt |
| Johanna Fuß | Paracelsusstraße 45, Pankow | 15.08.1942 | unbekannt (Ghetto Riga) |
| Frieda Fuß | Eintrachtstraße 5, Pankow | 24.08.1943 | unbekannt (Auschwitz) |
| Hugo Fuß | Steegerstr. 14, Pankow | -/- | überlebt |
| Wally Fuß (geb. Cohn) | “ “ | 01.03.1943 | unbekannt (Auschwitz) |
| Erwin Fuß | Ritterstr. 64, Kreuzberg | ?? | überlebt (?) |
| Ingeborg | Steegerstr. 14, Pankow | ?? | überlebt, Auswanderung nach London |
- zur Ambivalenz und dem christlichen Antisemitismus Dibelius‘ vgl. https://blogs.hu-berlin.de/kircheimns/tag/tag-von-potsdam/ ↩︎
- Tent, James F.: Im Schatten des Holocaust: Schicksale deutsch-jüdischer »Mischlinge« im Dritten Reich: Böhlau Verlag, Köln 2007 ↩︎
- https://discovery.nationalarchives.gov.uk/details/r/C11925835 ↩︎
- der letzte selbstgewählte Wohnort der Familienmitglieder ließ sich nicht mit letzter Sicherheit bestätigen. Die Adressen in der Liste von Lachenicht stimmen teilweise nicht mit denen aus der Gedenkliste in „Jüdische Lebenswege“ von Inge Lammel (2007) überein ↩︎
Über die Autoren
Vincent Budinger, Karl Eckardt, Yannick Heinz und Leonard Ludwig studieren Interdisziplinäre Antisemitismusforschung an der TU Berlin.
eine Recherche von Vincent Budinger, Karl Eckardt, Yannick Heinz und Leonard Ludwig
Einleitung
Im Rahmen des diesjährigen Seminars haben wir versucht, mehr über das Leben und die Schicksale der in der Messiaskapelle getauften sogenannten “Christen jüdischer Herkunft” herauszufinden. Mit dieser Bezeichnung waren Personen gemeint, die christlich getauft waren, aufgrund der Nürnberger Gesetze aber dennoch als Juden rassifiziert und somit aus ihren Gemeinden ausgeschlossen und verfolgt wurden. Mindestens 86 der über 700 Jüdinnen und Juden, die zwischen 1933-1940 in der Berliner Messiaskapelle und der Segensgemeinde1 getauft worden sind, wurden in verschiedene Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur zwei von ihnen überlebten. Wir konnten bei unserer Recherche unter anderem auf die Liste der deportierten Christen jüdischer Herkunft aufbauen, die Gerlind Lachenicht im Rahmen der Erinnerungsarbeit der EKBO 2007/2008 zusammengestellt hat2. Weiterhin haben wir die Tauflisten der Messiaskapelle, sowie der Segensgemeinde, erstellt von Lachenicht und einem ehrenamtlichen Team, für unsere Recherche ausgewertet3.

Die “Liste der deportierten Christen jüdischer Herkunft”
Um die individuellen Schicksale dieser Verbrechensgeschichte nachzuvollziehen, griff Gerlind Lachenicht bei ihrer Recherche auf die Taufbücher der Segensgemeinde zurück, in deren Gemeindegebiet die von der “Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden” unterhaltene Messiaskapelle lag. Neben üblichen personenbezogenen Daten wie Name, Geburtsdatum, Taufpfarrer und Taufpat*innen war in diesen ebenfalls die vorherigen Konfessionen der Täuflinge verzeichnet. Mithilfe des Taufbuches war es Lachenicht also möglich zu rekonstruieren, welche der Mitglieder der Segensgemeinde vom Judentum zum Christentum konvertierten4. Durch Publikationen zur Thematik, dem Findbuch der internationalen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem sowie über die Suchfunktionen des Gedenkbuchs des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland gelang es ihr herauszufinden, dass 86 der rund 700 konvertierten Christen der Segensgemeinde im Nationalsozialismus als Juden und Jüdinnen verfolgt und in verschiedene Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden. Von zwanzig der 86 als Juden/Jüdinnen verfolgten Mitglieder der Segensgemeinde sind sowohl Sterbedatum als auch der Sterbeort bekannt. Von zwölf ist nur der Sterbeort bekannt und von vier Gemeindemitgliedern ist lediglich der Todestag bekannt. Von drei Mitgliedern wissen wir, dass sie den Suizid wählten, der immer von tiefer Verzweiflung zeugt und angesichts der drohenden Vernichtung möglicherweise eine Restmöglichkeit von Selbstbestimmtheit bedeutete. Von 41 ist zumindest der Deportationsort und das Deportationsdatum bekannt. Laut Lachenichts Recherche wurden achtzehn von ihnen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Und auch die anderen Deportationsziele waren Vernichtungsorte oder Ghettos, die sukzessive liquidiert wurden. Insgesamt wissen wir nur von zwei Mitgliedern der Segensgemeinde jüdischer Herkunft, die den antisemitischen Vernichtungswahn ihrer Landsleute überlebten.
Gedenken an die Täuflinge
Zwar gab und gibt es von Seiten der evangelischen Landeskirche vereinzelte Gedenkveranstaltungen zum Erinnern an die Ermordeten und 2023 wurde auch eine “Stolperschwelle” vor der ehemaligen Messiaskapelle errichtet, doch scheint ein personenbezogenes institutionalisiertes Gedenken kaum stattzufinden. Dies wird unter anderem durch eine Recherche auf der Website der Stolpersteine bewusst, die ergibt, dass lediglich 16 der 86 Deportierten Stolpersteine gewidmet sind: Immerhin einer der prominentesten, sichtbarsten und niedrigschwelligsten Erinnerungspraktiken zu Opfern des Nationalsozialismus. Diese Leerstelle zu beheben, schien uns ein dringliches Anliegen. Im Gegensatz zu vielen Mitgliedern jüdischer Gemeinden Zentral- und Osteuropas, die ohne vorherige namentliche Registrierung mitsamt ihrer gesamten Gemeinden von deutschen SS-Männern, Polizisten sowie deren lokalen Kollaborateuren vor Ort erschossen wurden, war uns unklar, warum im Fall der als Juden ermordeten Täuflinge der Messiaskapelle kein pesonenspezifisches Gedenken stattfindet, wo die Namen doch bekannt sind. Dass dies nicht an mangelnder Initiative sondern an einer geringen Quellenlage liegt, realisierten wir, als wir anfingen, einige der Deportierten über das Gedenkbuch der deutschen Opfer des Nationalsozialismus des Bundesarchivs zu recherchieren. Nach einer weiterführenden Recherche wurde uns jedoch bewusst, dass bereits 15 Jahre vergangen sind, seitdem Gerlind Lachenicht diesen ersten wichtigen Schritt zur Erinnerung an jene Verfolgtengruppe ging. Der anhaltende Trend genealogischer Forschung inklusive der dazugehörigen Internetforen sowie die zunehmende Digitalisierung unterschiedlicher Archivbestände, ermöglichen weitere und tiefergehende Recherchen, als noch zur Zeit von Lachenichts Forschung denkbar war. Aus diesen ersten Überlegungen und Recherchen hat sich sukzessive das Anliegen entwickelt, Lachenichts Forschung weiterzuführen und, wo möglich, ein personenspezifisches Gedenken in Form von Stolpersteinen zu initiieren. Den Vorteil dieser Form individuellen Gedenkens sehen wir darin, den Subjektstatus der Deportierten öffentlich zu affimieren, deren Ermordung die letzte Konsequenz der Negation ihres Subjektstatus war. Die Verlegung von Stolperstein sehen wir daher als einen ersten Schritt in die richtige Richtung.
Gedenken als Narration
So notwendig wir Gedenken auch finden, wissen wir auch von dessen entlastender Funktion. Diese Ambivalenz von Gedenken wurde auch in der vielbeacheten Rede von Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag der Kapitulation Deutschlands bewusst, als er sagte, dass das Geheimnis der Erlösung Erinnerung hieße. Hiermit meinte Weizsäcker aber nicht die überlebenden Juden und Jüdinnen, sowie die Hinterbliebenen der Toten, sondern die Deutschen, die unter einer unaufgearbeiteten Vergangenheit litten. Betroffene und Skeptiker der deutschen Erinnerungskultur kritisieren seit jeher, wie Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Massenverbrechen eher der kollektiven Selbstvergewisserung dient, als eine kritische und darin selbstreflexive Aufarbeitung der Geschichte zu evozieren. Und selbst bei legitimen Formen von Gedenken, das weder instrumentell, noch selbstbeweihräuchernd ist, sondern ausschließlich dazu dient, die Toten dem Vergessen zu entziehen sowie die Wiederholung einer ähnlichen Tat zu verhindern, besteht eine Problematik, die einer jeden Form von Gedenken inhärent ist. Wo ein Ereignis so schwer wiegt, dass es bestehende Gewissheiten radikal in Frage stellt, ein Ereignis emotional so belastend ist, dass die psychische Integration nur schwerlich gelingt, dieses skandalöse Ereignis über die Menschen hinauswächst, so dass sie es keinem vorhandenen Sinnzusammenhang mehr zuordnen können, zeigt sich umso dringlicher das menschliche Bedürfnis nach einem Narrativ. Sozial ausgehandelt und wechselseitig bestätigt, soll es dazu dienen, das Unverständliche handhabbar zu machen und materialisiert sich oftmals in Denk-, Mahn oder anderen Erinnerungszeichen. Ein Problem daran hat Peter Eisenmann, Architekt des Berliner Denkmals für die ermordeten Juden Europas, erkannt und das von ihm entworfene Denkmal als Ort ohne feststehende Bedeutung bezeichnet. Wer in dem zentralen Holocaustdenkmal am Brandeburger Tor einen imposanten Friedhof erkennt, sich an die berühmten Luftaufnahmen des Lagerkomplexes Auschwitz-Birkenau erinnert sieht, im Stelenfeld ein Labyrinth vermutet, das die Wirren des Holocausts repräsentieren soll, der wird sich von Eisenmanns zurückhaltender Assoziation des Stelenfeldes als wogendes Ährenfeld enttäuscht zeigen.5 Hinter dieser dezenten Deutungsebene steht jedoch die wohlüberlegte Erkenntnis, dass die Shoah durch kein traditionelles Denkmal repräsentiert werden kann. Das Denkmal soll demnach nicht auf die Shoah verweisen, sondern eine Erfahrung der Verunsicherung evozieren, die Raum- und Zeitbedingungen herkömmlicher Denkmäler transzendiert.6 Hinter diesem Ansatz stand die Befürchtung Eisenmanns, dass ein herkömmliches Denkmal, welches eine konkretere Bildsprache verwendet und zudem mit einer klaren Deutung versehen ist, der Shoah ein Zeichen gibt, sie vereindeutigen und so möglicherweise einen Schlussstrich mit der Beschäftigung des nationalsozialistischen Massenverbrechen befördern würde. Diese Überlegungen Eisenmanns aufgreifend und vor dem Hintergrund neuer Recherchemöglichkeiten, wollen wir die aktualisierten Forschungsergebnisse zu den verfolgten Menschen der Segensgemeinde nicht bloß veröffentlichen, sondern ebenso dazu animieren, diese Recherche weiterzuführen. In Form einer erweiterbaren Datenbank wollen wir auch zukünftiger Generationen die Möglichkeit und die Plattform dieses Blogs geben, um die historische Forschung fortzuführen, die für ein adäquates Gedenken notwendig ist. Diese werden wir nach Fertigstellung hier verlinken.
Zur Vorgehensweise
Wir haben die Namen auf der Liste der Deportierten systematisch abgeglichen mit den Archiven der jeweiligen Todesorte (mittlerweile Gedenkstätten), um weitere Informationen über das Leben der betreffenden Personen zu erhalten. Dabei fiel auf, dass zu vielen der Namen kaum weitere Archivinformationen zu finden waren. So waren von den 20 nach Auschwitz deportierten im dortigen Archiv überhaupt nur 5 der Namen vermerkt – vermutlich, weil in Auschwitz nur rund ein Viertel der Insassen überhaupt registriert wurde, bevor sie ermordet wurden. Weitere Verzeichnisse, in denen wir nach Informationen und Querverweisen gesucht haben, waren die Vermögenserklärung im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA, Potsdam), Wiedergutmachungserklärungen und das Findbuch im Landesarchiv Berlin (LAB), das Gedenkbuch des Bundesarchivs, die Datenbanken der verschiedenen Gedenkstätten, das Archivportal des Bundesarchivs JMB, verschiedene Genealogie-Archive (Ancestry und Geni), Google Books / Scholar, der Suchdienst des Deutschen Rotes Kreuzes, die Arolsen Archives, sowie weitere öffentlich zugängliche Informationen, z.B. vereinzelte Wikipedia-Einträge.
Zu einigen Personen auf der Deportiertenliste gibt es bereits biographische Recherchen auf diesem Blog, sowie auf folgender Seite: https://www.kkbs.de/biografien
Wir haben es uns darüber hinaus zur Aufgabe gemacht, im Rahmen des Seminars zu versuchen, biographische Informationen zu weiteren deportierten Personen zu recherchieren, um möglicherweise eine Grundlage für weitere Stolpersteinverlegungen oder andere Formen des Gedenkens zu schaffen. Wir haben uns, eher einem spontanen Impuls folgend, mit zwei Familien, den Familien Fuss und Blumenthal beschäftigt, in der Hoffnung, hier ergiebigere Informationen zusammen tragen zu können.
Weiterführende Informationen über Stationen im Leben der beiden Familien finden sich hier:
Familie Fuss
Familie Blumenthal
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Liste der Archive und Datenbanken
- Ancestry (ancestry.de)
- Archivportal-D – Deutsch Digitale Bibliothek (archivportal-d.de)
- Archiv Zwangsarbeit (zwangsarbeit-archiv.de)
- Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution
- Base (Uni Bielefeld)
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Vermögenserklärungen)
- blha-recherche.brandenburg.de/volltextsuche.aspx
- Evangelische Kirche
- Archeon (Taufbücher)
- Kirchenbuchstelle Alt-Berlin (NS-Akten)
- Gedenkbuch Bundesarchiv (bundesarchiv.de/gedenkbuch/)
- Google Books / Scholar
- Institut für Geschichtswissenschaften HU Berlin
- geschichte.hu-berlin.de/de/bereiche-und-lehrstuehle/dtge-20jhd/nuetzliche-links-fuer-studierende/quellen-deutsche-geschichte-im-20-jahrhundert-schwerpunkt-nationalsozialismusen
- Jüdisches Museum Berlin & Website (jmberlin.de/recherchen-zur-familiengeschichte)
- Private Genealogie (geni.com)
- Suchdienst des Deutschen Roten Kreuz
- United States Holocaust Memorial Museum Washington (ushmm.org)
- Yad Vashem Archive
- heute Stadtkloster Segen: https://ekpn.de/vier-kirchen/stadtkloster-segen/ ↩︎
- Eine etwas ältere Variante der Liste ist hier abrufbar: https://www.landeskirchenarchivberlin.de/wp-content/uploads/2009/12/mk-deportationsliste.pdf) ↩︎
- Listen veröffentlicht in: Frisius et al.: Evangelisch getauft – als Juden verfolgt. Spurensuche Berliner Kirchengemeinden. Wichern Verlag, Berlin 2008
↩︎ - Paradoxerweise verwendete die rassistische Sippenforschung Karl Themels im Nationalsozialismus ebenfalls die Taufbücher, um konvertierte Jüdinnen und Juden verfolgen zu können. (vgl. https://blogs.hu-berlin.de/kircheimns/2023/11/17/karl-themel-pfarrer-nationalsozialist-sippenforscher/)
↩︎ - vgl. https://www.faz.net/aktuell/politik/holocaust-mahnmal-fast-wie-ein-wogendes-getreidefeld-1195981.html (zuletzt abgerufen am 03.06.2025) ↩︎
- vgl. Benjamin, Andrew: Memorial to the murdered Jews of Europe, in: Blurred Zones. Ivestigations of the Interstitial. Eisenman Architects 1988-1998, New York (2003) ↩︎
Über die Autoren
Vincent Budinger, Karl Eckardt, Yannick Heinz und Leonard Ludwig studieren Interdisziplinäre Antisemitismusforschung an der TU Berlin.
Update 8/2025: Korrektur interne Links auf Familie Fuss/Blumenthal
Konferenz aus den Arbeiten mehrerer X-Student Research Groups im Themenfeld Kirche in Berlin und Brandenburg, 1914-1949
Am Freitag, 18. Juli 2025, findet an der Humboldt-Universität zu Berlin eine Konferenz statt. Im Mittelpunkt der Konferenz steht forschendes Lehren als ein Ansatz, das Erinnern – insbesondere an die NS-Zeit – neu zu denken. Der Geschichtswissenschaftskreis des Konsistoriums der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz richtet die Konferenz gemeinsam mit PD Dr. Benno Nietzel, Lehrstuhlvertretung Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus und Johannes Kellner (Verein zum Erhalt der Gedenkstätte für das NS-Zwangsarbeiterlager Berliner Kirchengemeinden e. V.) aus.
Im Verlauf der Konferenz wird es unter anderem um forschendes Lehren als Methode gehen, mit der wir den Gegenwartsbezug in der Erinnerungsarbeit erhöhen können. Auch soll es um studentische Perspektiven auf neue Lehrveranstaltungsformate gehen.
Aus der Ankündigung:
Gelingt es uns in der kirchlichen Erinnerungsarbeit, auch „schwierige Geschichte“ nach der Zeitzeugenschaft in eine „Zeugenschaft der Orte“ zu transferieren, um keinen gesellschaftlichen Gedächtnisschwund zu erleiden? Wir beleuchten Mosaiksteine der Geschichte der Kirche in Berlin und Brandenburg von 1914 bis 1949 und damit einen oft vergessenen Teil der europäischen Erinnerungskultur.
Bei Interesse an der Konferenz kontaktieren Sie bitte telefonisch Dr. Johan Wagner, siehe: Impressum Geschichtswissenschaftskreis des Konsistoriums, Blog bei hypotheses.org
