Plastischer Beziehungsstatus: Es ist transparent, aber kompliziert …

So lässt sich die Beziehung der UB zu ihren Tüten beschreiben. Kompliziert ist es, weil an jedem der 12 Standorte unterschiedliche Bedingungen herrschen. Die Zweigbibliothek Fremdsprachliche Philologien beispielsweise braucht gar keine Tüten auszugeben, denn es funktioniert wunderbar mit Körben. Im Jacob-und Wilhelm-Grimm-Zentrum hingegen sieht die Sache ganz anders auch. Zur Eröffnung gab es auch hier schicke Körbe, aber der Bestand schrumpfte kontinuierlich, so dass schon bald keine Körbe mehr da waren. Sie wurden einfach mitgenommen. Der Weg vom Bibliotheksein- und -ausgang bis zu den Garderoben ist ziemlich lang, sodass es keinen Sinn macht, die Körbe direkt beim Wachschutz vor dem Sicherungsgate einzusammeln, denn wie sollen unsere Leserinnen und Leser die vielen ausgeliehenen Bücher, den Laptop, das Federmäppchen und die durchsichtige Wasserflasche in den Keller zu den Garderobenschränken transportieren? Daher musste den Nutzerinnen und Nutzern gestattet werden, die Körbe mit in die Garderobe zu nehmen. Dort gab es dann keine Möglichkeit, die Körbe einzusammeln, geschweige denn zu sichern. Als Resultat bleibt festzuhalten: Körbe funktionieren im Grimm-Zentrum nicht, da sich hier das Sicherungsgate ja bereits beim Wachschutz befindet und die Körbe einfach viel zu attraktiv sind und mitgenommen werden. So kamen also die Plastiktüten ins Haus, die zumindest eine Lösung des Trageproblems bieten.

Auf die gut gemeinten Ideen, die wir von Leserinnen und Lesern und auch von Kolleginnen und Kollegen bekommen haben, sind wir tatsächlich auch schon gekommen, denn wir zerbrechen uns nicht erst seit gestern den Kopf über unser Tütenproblem. Eine Idee hört sich gut an: „Einfach 50 Cent verlangen – der Gewinn könnte für Umweltprojekte gespendet werden …“. Oh ja! Aber Mist … als öffentliche Institution dürfen wir leider keinen Gewinn machen. Auch das Thema Tütenverkauf zum Selbstkostenpreis ist so komplex, dass die Idee trotz einiger Gespräche nicht realisierbar scheint. Einziger Weg wäre ein Tütenautomat, an dem man mit MensaCard bezahlen kann. Hat jemand so was schon mal gesehen? Dann bitte her damit.

Eine weitere Idee erreicht uns ebenfalls von vielen Seiten: Warum werden die Tüten nicht wieder eingesammelt und am nächsten Morgen wieder ausgeteilt? Ja, aber haben Sie schon mal überlegt, welche Dinge neben Büchern noch so in den Tüten aufbewahrt werden? Bananenschalen, andere nette Obstreste, benutzte Taschentücher … Wer soll die Tüten sortieren, wer entscheidet, welche noch nutzbar sind oder nicht mehr zumutbar … wer faltet sie wieder zusammen … wer … wer … wer? Leider haben wir kein Personal dafür.

„Verwendet doch einfach Einkaufnetze“ – super für eine Bibliothek, ist zwar irgendwie transparent … aber da fallen doch Kulis, Lesezeichen, Bleistifte, Lippenstifte, Kaugummis, Radiergummis und der ganze andere Kleinkram einfach durch die Löcher.

Deshalb erscheint es uns der einfachste Weg zu sein, unsere Nutzerinnen und Nutzer darauf hinzuweisen, dass sie es selbst sind, die ihre Tüte mehrfach verwenden können. Es soll Studenten geben, die während des ganzen Studiums nur eine Tüte gebraucht haben. Hut ab!

Wir sind uns des Dilemmas bewusst, dass wir damit noch nicht so weit sind, das Plastik ganz aus der Bibliothek zu verbannen. Deshalb wird die Aktion von manchen als halbherzig empfunden. Aber, wie angekündigt, ist dies ein erster Schritt hin zur Reduzierung der Plastiktüten in der UB, weitere werden folgen, ganz gewiss!

Wir danken für die vielen konstruktiven Hinweise, die tollen Ideen und das Feedback zur Aktion. Als Dank gibt es nun für alle Mehrfachnutzer und die, die es werden wollen, Lesezeichen, die der Wachschutz verteilt. Unser Kollege mit dem feschen Regenhut bleibt noch ein wenig länger am Eingang sitzen und ruft: !TATÜTETA! Statt für Hüte verwenden wir die Tüte für Bücher … und das mehrmals.

Katja Krause (Öffentlichkeitsarbeit)

Universitätsbibliothek

2. November 2015 | Veröffentlicht von Dr. Ulrike Schenk
Veröffentlicht unter Allgemein
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14 Kommentare zu “Plastischer Beziehungsstatus: Es ist transparent, aber kompliziert …

  1. Hallo,

    die Idee des Automaten mit Mensa Card scheint ja eine passable Lösung zu sein. Wurde denn für diese Idee schon was gemacht?

    Liebe Grüße

    Mary

    1. Hallo Mary, es gibt diverse Überlegungen. Aber so ein Automat muss ja erstmal entwickelt werden und dann auch noch funktionieren. Das wird also sicherlich noch dauern. Viele Grüße, Katja Krause (ÖA)

  2. Nanu, es geht doch nicht um Kinder … auf so simple Ideen wie “der ganze andere Kleinkram” auch ohne Tüte transportiert werden kann, wird ein/e Studierfähige/r wohl schon von selbst kommen, Lippenstift und Kaugummi passen in jede Hosentasche, also dieses Argument kann ich nicht ganz ernst nehmen, sorry. Service darf dort seine Grenzen haben, wo ein Mindestmaß an Selbstfürsorge und -organisation getrost vorausgesetzt werden kann.

    1. Das mit den Hosentaschen klingt ja erstmal nicht schlecht. Was macht frau aber, wenn die sich dazu entschließt Röcke und Kleider zu tragen. Die haben nicht immer Taschen. Davon ab nimmt Frau mitunter eine Menge Kleinkram mit. Sei es Taschentücher, Pillen, TicTac, kleine Handspiegel, Handcreme, eine Bürste und sicher noch andere Dinge, an die ich jetzt gar nicht denke. Selbst wenn ich eine Hose hätte, würde dies alles gar nicht reinpassen. Geschlossene Tüten sind also erstmal die beste Lösung, wenn auch nicht die Schönste.

      1. Das möchte ich mal lieber nicht aus Genderperspektive beurteilen, was Frauen angeblich alles so bei sich haben müssen – in einer Bibliothek wohlgemerkt.

  3. Ok, die Problematik, dass die Körbe entwendet wurden, kannte ich nicht. Vielleicht kann man hier jedoch ansetzen und beispielsweise eine “Sicherung” an die Körbe anbringen, die am Eingang/Ausgang reagieren, wie es beispielsweise in Geschäften der Fall ist. Ist natürlich auch nicht einfach und günstig umzusetzen, aber besser als ein “Automat” würde ich behaupten.

  4. @ Wrobsi: Wozu braucht Frau bitteschön Pillen, TicTac, kleine Handspiegel, Handcreme, eine Bürste etc. in einer Bibliothek? Sollte eine Nachbesserung am Styling erforderlich sein, ist der Weg zum Garderobenbereich doch jederzeit frei.

    Außerdem möchte ich mal sagen, dass ich ich den Eindruck habe, die Studenten sollen mit diesem Artikel für dumm verkauft werden. Was ist das bitte für ein Ton?! Das klingt mir doch sehr nach “spart euch eure dummen Kommentare”.

    1. Hi Tobi, wir möchten niemand für dumm verkaufen und freuen uns über Kommentare. Ton ist bei Geschriebenen sehr schwierig, denn der wird ja nicht transportiert. Uns geht es darum zu zeigen, dass wir uns viele Gedanken machen, es aber nicht so einfach ist. Deshalb sprechen wir ja auch von unserem Tüten-Dilema. Kurzfristig erscheint es uns als die beste Lösung, für eine Mehrfachnutzung der Plastiktüten zu werben. Langfristig hoffen wir, etwas Nachhaltiges realisieren zu können. Viele Grüße, Katja Krause

  5. Also mein Vorschlag mit 50 Cent wäre durchaus umsetzbar, da es solche Automaten an Flughäfen bereits gibt für diese durchsichtigen Kosmetiktütchen fürs Handgepäck…
    Umweltprojekte zu finden sollte ein leichtes sein.

  6. Warum können wir nicht unsere Tasche mitbringen und einfach kontrollieren lassen, wenn wir ausgehen? Keine Plastik, keine lange Warte für Schliessfächer, kein Stress. Wenn man schon eigene Bücher mitbringt, kann man ein Schein wie in der Staabi bekommen, um die Kontrolle schneller zu machen.

  7. Die Idee mit der MensaCard ist gar nicht schlecht. Allerdings haben nicht alle solch eine Karte… Ich studiere nicht an der Humboldt, benutze die Bibliothek aber dennoch, um mich auf Vorlesungen bzw. meine Abschlussprüfungen vorzubereiten.

    Aber ganz ehrlich: Ist es so schwer, einfach seine Tüte vom letzten Mal wieder mitzubringen? Macht man doch beim Einkaufen auch so!? 🙂

  8. Warum die Einkaufsnetz-Variante mehr oder weniger abgebügelt wurde – mit einem recht fragwürdigen Kleinkram-Argument, das vor allem in der Tat Frauen zu kleinen Mädchen erklärt – ist nicht nachvollziehbar. Das gibt doch zu denken, so will ich nicht beurteilt werden, echt nicht. Wem das keine Probleme macht – bitteschön. Von einer Uni kann allerdings erwartet werden, überholte Geschlechterstereotypisierungen nicht zu re-zementieren, sondern zu deren Überwindung beizutragen.

  9. Ich kann mich Francesca nur anschließen. Habe irgendwann aufgehört, ins Grimm-Zentrum zu gehen, weil ich mich veräppelt fühle, wenn ich nicht nur nicht meine eigenen Sachen mit rein nehmen darf, als wären wir im Kindergarten, sondern mich dann auch noch von irgendwelchen Securitys belästigen lassen soll, die einem die Tüte kontrollieren. In den öffentlichen Bibliotheken kann man ja auch mit allem reingehen, und aus den Unibibs kann man auch so “aus Versehen” nicht ausgeliehene Bücher mit raus nehmen. Alles nur Schikane.

  10. Wenn die Plastiktüten zur Mehrfachbenutzung wenigestens mehrere dicke MINT-Lehrbücher aushalten würden, wäre das ja ein Anfang. Oft reißen sie jedoch nach kürzester Zeit. Es wäre toll, wenn es solche belastbareren Tragetaschen, wie es sie in Drogeriemärkten mit schönen Motiven gibt, mit transparenten Sichtfenster ausgestattet werden könnten. Ich habe zuhause eine Tasche von den Bücherhallen Hamburg, die sogar ein 6er-Pack 1,5l Mineralwasserflaschen locker transportieren konnte. Diese Taschen sind ggf. auch nicht gut recyclebar, aber langlebiger und werden vermutlich nicht so schnell weggeworfen. Eine offene Frage ist natürlich leider die Finanzierung.

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