Für Besucher von Archiven ist die Suche nach Dokumenten, die Auskunft zu wissenschaftlichen Fragen, Biographien und historischen Zusammenhängen geben, oft verschlungen und mit Hürden verbunden: In welchen Beständen und Kontexten befinden sich thematisch passende Stücke? Auskunft dazu geben die Findbücher, welche Archivarinnen und Archivare erarbeiten, wenn sie Bestände ordnen, bewerten und verzeichnen. Bislang waren diese Findbücher im Universitätsarchiv nur analog vor Ort am Standort Adlershof nutzbar; wer seinen Archivbesuch vorbereiten wollte, war auf eine individuelle Auskunft angewiesen.
Am Archiv der Berliner Universität, einer der wichtigsten Universitäten Preußens und Deutschlands, kommt niemand vorbei, der sich für die deutsche Bildungsgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte interessiert. Geschichte von institutionellen und personellen Verknüpfungen, Unterlagen von Professoren und Nobelpreisträgern, von Studenten und Instituten liegen hier zur Einsicht bereit. Ob ein Besuch im Lesesaal des Archivs für die eigene Forschungsfrage lohnend ist, kann nun im Vorfeld am eigenen PC entschieden werden.
Seit kurzem präsentiert das Archiv der HU die Verzeichnisse seiner Bestände bis 1945, die nahezu 2000 Regalmeter Akten umfassen, online unter www.archiv-hu-berlin.findbuch.net.
Diese Verzeichnisse, Findbücher genannt, ermöglichen den Zugang zu Informationen einzelner Aktenkonvolute und Dokumente und sind in ihrem Inhalt ebenso einmalig wie die Akten selbst. Findbücher werden nach Kontexten erstellt, von Archivarinnen und Archivaren, die jedes einzelne Konvolut in die Hand nehmen, um seinen Inhalt zu ermitteln, den kontextuellen Zusammenhang herzustellen, ihm einen Titel, eine Datierung und einen Inhaltsüberblick zuzuordnen. Da jede Akte unikal ist, d.h. nur in einem einzigen Exemplar existiert, kann bei der Abfassung eines Findbuchs nicht auf bereits existierende Daten zurückgegriffen werden. Die Grundlage der Ordnung bilden der chronologische und der administrative Zusammenhang, die sich aus der Entstehung der Akten in einzelnen Verwaltungseinheiten der Universität ergeben. Diese unterliegen Veränderungen, sie werden reformiert, umstrukturiert, neu definiert und neuem Personal zugeordnet. Auch diese Vorgänge fließen in die Findbücher des Archivs mit ein.
Denn historische Erkenntnisse erwachsen nicht zuletzt aus den Entscheidungszusammenhängen. Der Inhalt eines Dokuments ergibt oft erst Sinn, wenn man seine Provenienz erkennen kann: wenn nachvollziehbar wird, von wem es stammt, bei welchem Vorgang und mit welchem Ziel es entstanden ist. Darum werden im Archiv der Universität längst vergangene universitäre Strukturen rekonstruiert und verwaltet, die für das Verstehen ihrer Geschichte notwendig sind.
Die Unterlagen bis 1945 unterliegen keinen Schutzfristen mehr. Sie sind ins historische Gedächtnis der Universität übergegangen und für alle wissenschaftlich oder privat Interessierten einsehbar.
Die Findbücher sind frei im Internet über die Webseite des Universitätsarchivs zugänglich – für die Akteneinsicht gilt aber immer noch der herkömmliche analoge Weg, nämlich der Gang in den Lesesaal.
Kontakt:
Dr. Aleksandra Pawliczek
Leiterin des Archivs der Humboldt-Universität zu Berlin
Wagner-Régeny-Str. 5
12489 Berlin
Mail: archiv@ub.hu-berlin .de
Geöffnet:
Montag und Mittwoch von 9 bis 15 Uhr
Dienstag 11 bis 17 Uhr