Ein arbeitsames Jahr wurde zum Jahresende belohnt: Kurz vor Weihnachten kam die Nachricht, dass die DFG den vom Sondersammelgebiet Volks- und Völkerkunde im Mai 2015 gestellten Antrag auf einen Fachinformationsdienst (FID) bewilligt hatte! Dieser FID wurde von der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin (UB der HU) in enger Abstimmung mit seinem wissenschaftlichen Beirat und den ethnologischen Fachgesellschaften erarbeitet. Er tritt die Nachfolge des seit 1998 an der UB der HU verorteten Sondersammelgebiets Volks- und Völkerkunde (SSG) an. Nachdem es dessen Hauptaufgabe war, umfassend ausländische Fachliteratur für die ethnologischen Fächer anzuschaffen, zu erschließen und per Fernleihe bereitzustellen, treten im FID neue Aufgaben hinzu und der Bestandsaufbau erhält neue Akzentuierungen: Neben einer Zuspitzung des Erwerbungsprofils ist es vor allem der Versuch elektronische Ressourcen – auch lizenzpflichtige Angebote! – deutschlandweit für den Direktzugriff der Wissenschaft bereitzustellen.
EVIFA, die virtuelle Fachbibliothek Ethnologie, wird als zentrales Recherche- und Zugriffsportal aufrechterhalten, soll aber einer deutlichen Modernisierung und Erweiterung unterzogen werden. Völlig neu im Portfolio des FID Sozial- und Kulturanthropologie ist die Antragssäule „Forschungsdatenmanagement“, bei der das wichtige Thema erstmalig für die Ethnologie mit vielen Partnerinstitutionen ausgelotet und mögliche Workflows erprobt werden sollen. Nach drei Jahren sollen dann Weichenstellungen oder gar erste Prototypen für eine fachliche Infrastruktur auf dem Gebiet gestellt bzw. entwickelt sein. Begleitet werden diese Bemühungen durch jährliche Workshops mit den Partnern. Aber auch die bereits im SSG etablierten Netzwerkbemühungen im deutschsprachigen Fachreferent_innenkreis sollen durch jährliche Fortbildungsveranstaltungen intensiviert werden. Der bewährte wissenschaftliche Beirat bleibt bestehen und begleitet den FID durch die Projektlaufzeit. So hofft die UB der HU, nach drei Jahren viele Ergebnisse erzielt zu haben, aber auch Anstöße für die nächste Projektlaufzeit zu gewinnen. Ansprechpartner ist der Fachreferent für Ethnologie, Matthias Harbeck.
Eine erste Arbeitssitzung aller bewilligten FIDs nach Abschluss der drei Antragsrunden wird vom FID Sozial- und Kulturanthropologie am 3. Februar im Grimm-Zentrum organisiert.
Das Sondersammelgebiet verabschiedet sich mit einem letzten Jahresbericht, der in den kommenden Monaten erstellt wird, in den Ruhestand und dankt allen Beteiligten für Ihre Mit- und/oder Zuarbeit und allen Nutznießenden für ihr Interesse! Der FID Sozial- und Kulturanthropologie freut sich auf die beginnende Zusammenarbeit und dankt allen Mitwirkenden für ihren Anteil am Gelingen des Antrags!
(Weitere Informationen zum aktuellen Stand des FID-Programms finden Sie in einer DFG-Pressemitteilung.)
Seit September 2015 bieten wir Ihnen im Grimm-Zentrum den Ausdruck elektronisch gelieferter Fernleihbestellungen an. Ab dem 25. Januar 2016 können Sie Ihre Bestellung innerhalb von 4 Wochen nach Erhalt des Bereitstellungsschreibens wahlweise auch in den Zweigbibliotheken Naturwissenschaften, Campus Nord oder Asien-/Afrikawissenschaften abholen. Wenden Sie sich einfach während der Servicezeiten an das dortige Thekenpersonal – Ihre Bestellung wird dann sozusagen „on demand“ ausgedruckt. Aus urheberrechtlichen Gründen dürfen wir Ihnen die elektronisch gelieferten Dokumente nicht per Mail weiterleiten, sondern müssen Sie Ihnen nach wie vor ausgedruckt übergeben. Während wir früher auf etlichen nicht abgeholten Aufsätzen „sitzen blieben“, sparen wir jetzt Papier. Das Verfahren läuft im Grimm-Zentrum seit September reibungslos und wird sicher auch in den beteiligten Zweigbibliotheken schnell zur Routine für alle Beteiligten.
Das ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften hat im letzten Jahr zwei neue Angebote entwickelt:
LIVIVO – das Suchportal für die Lebenswissenschaften
und
PUBLISSO – das Open-Access-Publikationsportal für die Lebenswissenschaften
Das ZB MED wird am 15.2.2016 die neuen Angebote an einem Informationsstand in der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität (Zweigbibliothek Campus Nord) vorstellen. Neben Informationen zu LIVIVO berät ab 13.30 Uhr die Open-Access-Expertin Dr. Jasmin Schmitz zu allen Fragen rund ums Publizieren in den Lebenswissenschaften.
Ort: Zweigbibliothek Campus Nord, Hessische Straße 1-2, 10115 Berlin
Zeit: von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: einladung-infostand-berlin. Weitere Informatinen zu LIVIVO finden Sie in unserem Blog-Beitrag vom 17. November 2015.
Vielleicht erinnern Sie sich: kurz vor Weihnachten hatten Sie in der Zweigbibliothek Naturwissenschaften die Möglichkeit, die Sterne aus der Ausstellung „Sternstunden“ zu erwerben. Mindestens die Hälfte des Erlöses sollte der Flüchtlingsunterkunft am Groß-Berliner Damm zugutekommen. Es wurden über 40 Sterne verkauft, so dass Frau Steinbrecher für die Schulkinder in der Unterkunft Materialien besorgen konnte. Sie übergab noch vor Weihnachten:
10 Collegeblöcke
10 Füllhalter
10 Zeichengarnituren
10 Fasermalersortimente
10 Farbkästen
50 Schnellhefter
10 Zeichenblöcke
10 Knetekästen
10 Pinselset
10 Klebestifte
Vielen Dank auf diesem Wege an alle fleißigen Stern-Käufer!
„Ewig still steht die Vergangenheit“, sagt Konfuzius, und doch ist sie oft so schwer zu erkennen. Wie hilfreich kann es da sein, neben einer großen Bibliothek auch ein akribisch geführtes Archiv konsultieren zu können. Dort ist kürzlich ein Dokument ans Licht der Gegenwart gekommen, dessen Bedeutung vielleicht nicht richtig eingeschätzt wurde. Muss die Geschichte vielleicht doch, und schon wieder, umgeschrieben werden? Um die wahre Aussagekraft des Briefes beurteilen zu können, bleibt nichts anderes, als zunächst die historischen Umstände genauer zu beleuchten.
In Zusammenhang mit der Dokumentation der historischen Bibliotheksbestände werden derzeit an der UB Recherchen durchgeführt, um die Geschehnisse und Folgen der Auslagerung ihrer Buchbestände während des zweiten Weltkrieges nachzuzeichnen. Wie in vielen deutschen Bibliotheken, wurden ab dem Frühjahr 1943 mit zunehmender Konsequenz auch in der UB zehntausende Bücher in Kisten verpackt, um sie dann in alle Teile des ehemaligen Deutschen Reiches zu verfrachten. Warum dieser Eifer?
Das Risiko der fast täglichen Bombardierungen großer Städte schien deutlich höher gegenüber der wenig behüteten Verschickung von wertvollen Büchern auf das flache Land. Ein bibliothekarischer Alptraum. Vieles war da recht. Nur raus aus den Großstädten, von denen zu dieser Zeit schon Dutzende täglich tiefer im Schutt versanken. Zur Angst um das tägliche Überleben kam die Sorge, dass die unersetzlichen Buchbestände Opfer der Flammen würden. Von den geschätzt insgesamt 75 Mio. Bänden in den wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands, waren bis Mitte 1943 schon ca. 10% zerstört (bis Ende des Krieges ca. 30%). Hinzu kam, dass die zentrale UB nach behördlicher Anordnung geöffnet und arbeitsfähig bleiben musste, als einzige große wissenschaftliche Bibliothek in Berlin mit kriegswichtiger Funktion. Damit wurde der Totalverlust der UB bewusst in Kauf genommen. Allein die wertvollsten Sammlungsstücke der UB durften auf dem Weg der Auslagerung in feuchte Keller, Bergwerksstollen und Provinzgasthöfe verbracht werden.
Der damalige Universitäts-Kurator unterstützte mit Hilfe eines Luftschutzfonds die Suche nach passenden Zufluchtsorten und die Organisation der Auslagerungen für eine Vielzahl von Institutsbibliotheken, deren Auslagerung leichter möglich war.
An jenem 2. Juni 1943 nun, auf den der erwähnte Brief datiert, erreichte den Kurator neben vielen anderen auch das Schreiben des Dekans und Mathematikers Ludwig Bieberbach. In dem Brief berichtet der Dekan: „Aus meinem Amtszimmer ist der mir persönlich gehörige kleine Aschenbecher aus getriebenem Messing verschwunden“. Und weiter bittet der Dekan „… um seine Wiederherbeischaffung besorgt zu sein“. OMG! Zeitpläne waren so natürlich nicht mehr zu halten. Nur noch zwölf Monate bis zum D-Day und jetzt – war der Aschenbecher weg! Zum Glück konnte die Angelegenheit doch noch auf einem unbürokratischen Weg rechtzeitig aus der Welt geschafft werden.
Wie sehen Sie die geschichtliche Dimension dieses Fundes? Vielleicht sollten wir die Bewertung der Tragweite auch einer späteren Generation überlassen?
Klar aber ist, dass dieser Verlust kein großes Bedauern ausgelöst haben dürfte, da es in der damaligen Zeit die größte Obsession des betreffenden Dekans Bieberbach war, nichtarische Lehrkräfte unter härtesten Bedingungen aus der Universität zu verdrängen. Als ideologischer Hardliner hatte er sich seit 1933 rasch zum Großinquisitor der Universität entwickelt. Auch Bieberbachs ‚Rassenlehre der Mathematik‘ dürfte nicht alle überzeugt haben.
Für mich heißt es vorerst weiter blättern, um Dokumente aufzustöbern, deren Tragweite sich unmittelbarer erschließen lassen, jedenfalls mir. Und dann wird es eine ganz andere Geschichte. So wie vielleicht auf Grundlage eines mehrseitiges Berichtes über eine Auslagerungsaktion ins Oderbruch. Sollten Sie an einer Zusammenfassung dieses Berichtes auf dem Blog Interesse haben, dann geben Sie uns bitte eins kurzes Feedback. Story on demand, quasi.
Zunächst aber wünsche ich Ihnen, auch im Namen der UB, ein gesundes, erfolgreiches und nicht zuletzt friedliches neues Jahr … auch wenn mal kein Aschenbecher in der Nähe ist 😉