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Startschuss für die Hausarbeit – Schreibabend im Grimm-Zentrum

Das Sommersemester 2023 neigt sich dem Ende zu und viele freuen sich auf die semesterfreie Zeit und ihren Urlaub. Möglicherweise steht aber zunächst noch das Schreiben und die Abgabe der Seminar- und Hausarbeiten an?

Um Sie dabei zu unterstützen, bieten wir am 25. Juli 2023 von 17-21 Uhr einen Schreibabend im Grimm-Zentrum mit verschiedenen Kurzformaten rund um das Thema wissenschaftliches Schreiben an. Sie können sich Input holen zu den Themen Schreibblockaden, Struktur und roter Faden, erhalten Tipps zur effizienten Literaturrecherche und erfahren, wie einem Literaturverwaltungsprogramme das Leben erleichtern können.

Gerne beantworten wir Ihre Fragen und sorgen mit einem Tässchen Kaffee und kleinen Snacks für das nötige Durchhaltevermögen.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Veranstaltungen finden im PC-Saal auf der Ostseite des Grimm-Zentrums im 1. OG statt.

Weitere Informationen sowie das detaillierte Programm finden Sie auch auf unserer Webseite unter: https://link.ub.hu-berlin.de/schreibabend-gz

Wir freuen uns auf Sie!

11. Juli 2023 | Veröffentlicht von Sabine Tschorn | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein, Grimm-Zentrum, Schreiben, UB
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Die Lange Nacht der Wissenschaften in der Zweigbibliothek Naturwissenschaften

Am Samstag, 17. Juni 2023 nahm die Zweigbibliothek Naturwissenschaften in Adlershof nach langer Pause wieder an der Langen Nacht der Wissenschaften teil. Das Wetter bescherte allen einen gemächlichen Start, doch im Laufe des Abends kamen immer mehr Besucher:innen auf den Campus Adlershof, um die verschiedenen Einrichtungen zu erkunden.

Im Laufe des Abends stellten sich über 400 Gäste den Fragen des Glücksrads zur Bibliothek und zu Adlershof, erkundeten über 500 den Lesesaal, entweder eigenständig oder angeleitet von der digitalen Schnitzeljagd mit Actionbound oder auch im Rahmen von Führungen. Die Zusammenstellung von besonderen Büchern der Bibliothek (die noch bis zum 26. Juni zu sehen ist) lud zum Stöbern und Verweilen ein.

Die Raritäten der Bibliothek waren gut geschützt zu bewundern und führten zu vielen Fragen und spannenden Gesprächen zwischen Besucher:innen und Mitarbeiter:innen.

Das Exit-Game „Rettet die Daten“ zog ebenso zuverlässig „die Großen“ in seinen Bann, wie das Bilderbuchkino die kleinsten Besucher:innen. Und ein Dauerbrenner bis zum Papierfliegerwettbewerb: der Basteltisch, an dem viele Lesezeichen, Origami-Tiere, Papierflieger und vieles mehr entstanden.

Wie immer sorgte der Kuchenbasar schließlich für das leibliche Wohl derjenigen, die bei uns eine kurze Pause einlegten: die Einnahmen werden verwendet, um eines unserer wertvollen Bücher zu restaurieren.

Der gesamte Abend war geprägt von guter Stimmung, viel Interesse und Freude an Entdeckungen – wir freuen uns darauf, wenn wir wieder zu einer Langen Nacht der Wissenschaften öffnen werden!

# 3 Bücherwege: Zeugnisse einer behördeninternen Säuberung im Nationalsozialismus – Bücher und Broschüren aus der Bibliothek des Polizeiinstituts für Technik und Verkehr

Am 19. Oktober 1933 akzessionierte die Universitätsbibliothek der Friedrich-Wilhelms-Universität einen kleinen Bestand von belletristischen Werken und staatspolitischen Schriften unter dem Lieferanteneintrag „Vom Leiter des Landesamts f. Luftschutz auf Ministerialerlass v. 14.6.33. – II F. 88 b. Nr. 7/3.–“.

Von den einstmals zehn Titeln sind heute noch neun im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums vorhanden. Wie in anderen Fällen beschlagnahmter Literatur existiert im Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu der Schenkung des Landesamts für Luftschutz ein Schriftwechsel. Er enthält unter anderem eine Angebotsliste. Wie die Notizen auf dem Schreiben zeigen, wählte die Universitätsbibliothek aus dieser Titel aus, die sie noch nicht besaß oder in einem zweiten Exemplar besitzen wollte.

Abb. 1 und 2: Angebotsliste des Leiters des Landesamts für Luftschutz, Technik und Verkehr an die Universitätsbibliothek Berlin, 6.10.1933.

Wenige Tage nach Erhalt des Angebotsschreibens bat Otto Leunenschloss, der stellvertretende Direktor der Universitätsbibliothek, um die Zusendung der gekennzeichneten Werke.

Abb. 3: Schreiben der Universitätsbibliothek an den Leiter des Landesamts für Luftschutz mit der Liste der erwünschten Literatur, 11.10.1933.
Abb. 4: Stempel des Polizeiinstituts für Technik und Verkehr mit Standortnummer (Sign: FB 447-7)

Mit einer Ausnahme findet sich in den Büchern oder Broschüren ein runder Besitzstempel mit der Umschrift „Polizeiinstitut für Technik und Verkehr. Berlin. Bücherei“, in der Mitte ein nicht bekrönter auffliegender preußischer Adler, der in dieser Gestalt auf zahlreichen Behördenstempeln der 1920er Jahre erscheint.

Leider kann im Rahmen der Provenienzforschung der Frage, in welchem Verhältnis das Polizeiinstitut zum Landesamt für Luftschutz stand, nicht weiter nachgegangen werden. Ein Blick in die Berliner Adressbücher gibt immerhin Aufschluss darüber, welche Einrichtungen sich an der Golßener Straße in Berlin-Kreuzberg befanden: Für 1933 ist hier das Polizeiinstitut für Technik und Verkehr eingetragen; in der Ausgabe für 1934 erscheinen stattdessen die Technische Polizeischule und die Luftschutz- und Luftpolizeischule. Dass eine Umstrukturierung stattgefunden hatte, von der die technische Ausbildungsstätte der Berliner Polizei betroffen war, bezeugt ebenfalls der Briefkopf der in den Akten der Universitätsbibliothek enthaltenen Schreiben. Die Zeile des Absenders ist teilweise ausgeixt und überschrieben. So wurde aus dem Absender „Präsident des Polizeiinstituts für Technik und Verkehr“ der „Leiter des Landesamts für Luftschutz, Technik und Verkehr“. Es ist anzunehmen, dass diese Veränderungen Auswirkungen auf die Bibliothek des Polizeiinstituts hatten.

Abb. 5: Begleitschreiben des Leiters des Landesamts für Luftschutz, Technik und Verkehr bei der Zusendung der gewünschten Bücher an die Universitätsbibliothek, 17.10.1933. Briefkopf.

Wie oben erwähnt, vermerkte die Universitätsbibliothek in der Lieferantenspalte des Akzessionsjournals nicht nur den Schenkgeber, das Landesamt für Luftschutz, sondern gab darin auch die Rechtsgrundlage der Schenkung an. Der „Ministerialerlass v. 14.6.33. – II F. 88 b. Nr. 7/33.–“ des Preußischen Ministeriums für Justiz ist im Wortlaut dem archivierten Schriftwechsel mit dem Landesamt für Luftschutz beigefügt. Demnach war es schon vor dem 14. Juni 1933 zu ungeregelten Eingegriffen in die Bibliotheksbestände der Polizeibibliotheken gekommen. Unter der Überschrift „Büchereien der Schutzpolizei“ verpflichtete der Runderlass nunmehr die jeweiligen Dienststellenleiter zu einem einheitlichen Vorgehen. Grundlegend war dabei die Unterteilung der Polizeibibliotheken in Fachbüchereien – Offiziers- und Lehrerhandbibliotheken – und sogenannte Wohlfahrtsbüchereien. Letztere durften ohne Zugangsbeschränkungen von den gewöhnlichen Polizeibeamten aufgesucht werden. Diese behördeninternen, allgemein genutzten Wohlfahrtsbüchereien galt es, laut Erlass, „frei von Schund […], der die nationale Grundhaltung und die Sitten ungünstig beeinflusst,“ zu halten „und mit dem gehaltvollen Kulturgut der nationalen Bewegung auszubauen“. Die auf diesem Wege ausgeschiedene Literatur sollte zunächst daraufhin geprüft werden, ob sie in die Fachbüchereien, auch anderer Dienststellen, in die Bibliothek des Ministeriums der Justiz oder in die Höhere Polizeischule in Eiche übernommen werden konnte. Wenn dies nicht der Fall war, sollte „der verbleibende Restbestand“ den zuständigen Universitätsbibliotheken in Preußen angeboten und bei Ablehnung vernichtet werden. Der Umgang mit verbotener Literatur in den Polizeidienststellen wies durchaus Parallelen zu den Eingriffen in den Bestand öffentlicher Bibliotheken auf.

Ein Blick auf die Angebotsliste verdeutlicht, welche Ziele das NS-Regime mit dem Erlass vom 14. Juni 1933 verfolgte. Aus den Polizeibibliotheken sollte die Literatur jüdischer, politisch missliebiger und pazifistischer Autoren, die bislang zur Bildung und zur anspruchsvollen Unterhaltung in den Polizeibibliotheken bereitgestanden hatte, eliminiert werden. Ebenso sollten politische Bücher und Broschüren, die in Loyalität zur Weimarer Republik verfasst worden waren, aus der Reichweite der Polizeibeamten entfernt werden. Schriften, in denen die Funktionsweise des demokratischen Staats erläutert und die Aufgaben, die der Polizei in diesem zukamen, definiert wurden.

Abb. 6: Roland Dorgelès: Die hölzernen Kreuze. Übers. von Tony Kellen u. Erhard Wittek. Horw-Luzern, Stuttgart, Leipzig: Montana-Verl., [1930]. Innenseite des vorderen Buchdeckels mit Klebeetikett und Klappentext (Akzessionnummer D1933.238 / Signatur Xz 25311’18‘).

#Bücherwege – Provenienzforschung an der UB

Die Universitätsbibliothek untersucht derzeit ihre zwischen 1933 und 1945 zugegangenen Bücher auf Erwerbungskontexte, die auf beschlagnahmte, geraubte und erpresste Bestände in der NS-Zeit hinweisen. Die Verdachtsmomente werden flächendeckend erfasst, indem die erhaltenen Originalbestände und Erwerbungsakten systematisch durchgesehen werden. Ziel ist es, unrechtmäßige Erwerbungen zu dokumentieren und an die Anspruchsberechtigten und ihre Nachkommen zurückzugeben. Das Projekt wird bis 2024 durchgeführt und vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste gefördert.

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Quellen

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Verfasst von: Dr. Cornelia Briel

20 Jahre jung, zentral auf dem Campus Adlershof und Vorbild für das Grimm-Zentrum: das Erwin-Schrödinger-Zentrum

Vor 20 Jahren, am 19. Mai 2003, wurde das Erwin-Schrödinger-Zentrum (ESZ) feierlich eingeweiht: wir begehen dieses Jubiläum mit einer kleinen Ausstellung im Vorraum der Zweigbibliothek Naturwissenschaften.

Nachdem schon 1998 mit der Informatik das erste Institut nach Adlershof gezogen war und in den folgenden Jahren die Mathematik, Chemie und Physik nach Adlershof kamen, markierte die Eröffnung dieses zentralen Hauses einen wichtigen Meilenstein für diesen Campus. Zum Wintersemester war der Campus Adlershof dann mit dem Umzug von Geographie und Psychologie für die Humboldt-Universität vorerst vollständig.

Der Festakt am 19. Mai 2003 mit Grußworten aus Politik, von Wista und IGAFA, dem Festvortrag des Nobelpreisträgers Klaus von Klitzing und unter Beisein von Ruth Braunizer, einer Tochter von Erwin Schrödinger und seine Nachlassverwalterin, trug diesem Meilenstein Rechnung.

Service aus einer Hand – nach diesem Leitbild wurde das Erwin-Schrödinger-Zentrum als erster Neubau in Deutschland errichtet, der die Integration der Servicedienstleistungen von Bibliothek und Rechenzentrum, dem Computer- und Medienservice der HU (CMS), in einem öffentlichen Bereich zum Ziel hatte. Die Thesen des Kolloquiums “Die Bibliothek der Zukunft – Planungen zu einem Informations- und Kommunikationszentrum in Adlershof”, das am 11. Oktober 1995 die konzeptionelle Grundlage für das Erwin-Schrödinger-Zentrum und später auch für das Grimm-Zentrum legte, haben kaum ihrer Bedeutung nachgelassen: die umfassende Informationsversorgung auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen und technischen Lösungen ist und bleibt die zentrale Aufgabe von Bibliotheken und Rechenzentren.

6 in 1 – die Gründung einer neuen Bibliothek

Nicht nur die Zusammenarbeit mit dem CMS war für die Bibliothekslandschaft der HU eine Innovation, auch die Zusammenlegung kleiner Bibliotheken zu größeren Standorten begann mit der Zweigbibliothek Naturwissenschaften. Die Zweigbibliotheken Chemie, Geographie, Mathematik und Informatik, Physik, Psychologie und die Zentrale Fachbibliothek für Umwelt der IGAFA wurden im Laufe des Jahres zu einer großen Bibliothek zusammengeführt. Die Vorbereitungen liefen schon über viele Jahre vorab, z.B. durch die Etablierung eines einheitlichen Signaturensystems und gipfelten während des Umzugs darin, dass die Mitarbeitenden der Umzugsfirma die Bücher und Zeitschriften nicht nur von einem Standort zum nächsten bringen mussten, ohne die Reihenfolge zu verändern, sondern die Bestände ineinander sortierten. Mancher Mitarbeiter der Umzugsfirma war am Ende der Arbeiten souveräner im Umgang mit den Signaturen als die Kolleg:innen der Bibliothek: die Stellkontrolle vor Öffnung der Bibliothek korrigierte nur wenige Buchstandorte.

Technisch aktuell, immer serviceorientiert

In den letzten 20 Jahren konnte das Haus immer seinem Anspruch treu bleiben, als zentrales Gebäude auf dem Campus Adlershof ein Ort des Austausches, der Kommunikation und der Wissensvermittlung zu sein. Unzählige Lehrveranstaltungen, Konferenzen und Weiterbildungen haben hier stattgefunden, das Café ist beliebter Aufenthaltsort und die Angebote von UB und CMS ergänzen sich zu einer umfassenden Informationsversorgung. Während beim Bau des Hauses eine umfangreiche Ausstattung mit Arbeitsplätzen für das digitale Arbeiten noch das Ideal vieler Bibliotheken war, wandeln sich die Ansprüche der Nutzenden beständig. Waren die Stehrechner im Foyer und der Cafeteria in den ersten Jahren so beliebt, dass sich in den Pausen oftmals kleine Schlangen bildeten, wurde ihre Funktion inzwischen fast vollständig von Smartphones und privaten Laptops und Tablets übernommen. Der PC-Pool wird kaum noch als regelmäßiger Arbeitsort von Personen ohne eigenen PC benötigt und ist daher umgerüstet worden, um digitale Prüfungen zu ermöglichen. Auch die fünf Gruppenarbeitsräume können den Bedarf in den Prüfungsphasen kaum noch decken. UB und CMS arbeiten daher an mehreren Projekten, die noch im Jubiläumsjahr viele Arbeitsplätze und Räume weiter an die aktuellen Bedürfnisse anpassen.

Ausstellung: Kurioses und Überraschendes: Objekte aus 20 Jahren ESZ

Die technische Entwicklung in den letzten 20 Jahren ging rasend voran: wissen Sie (noch), was eine PCMCIA-Karte ist und warum sie von der Benutzerberatung des CMS in den ersten Jahren an Laptop-Nutzer:innen verliehen wurde? Oder dass schwere Elektromagneten für die Buchausleihe und -rücknahme benötigt wurden? Dass die Möglichkeit, eine DVD zu brennen, zu den technischen Highlights gehörte und noch Disketten als Beilage zu Büchern verliehen wurden? Wieviele Einkaufswagenchips die Bibliothek hatte und warum sie sie verliehen hat?

Diesen und vielen anderen Erinnerungen aus 20 Jahren Erwin-Schrödinger-Zentrum geht eine Ausstellung im Vorraum der Bibliothek nach, die am 19. Mai eröffnet wird. Kommen Sie vorbei und staunen Sie über Fakten, Kurioses und Objekte aus 20 Jahren.

Und wenn Sie sich darüber hinaus für die Entwicklung von Adlershof interessieren: die Dauerausstellung “10 Luftbilder aus 20 Jahren” im PC-Saal und dem Lesesaal nimmt Sie mit auf eine Zeitreise zwischen 1994 und 2014.

#2 Bücherwege: Provenienzforschung an der UB

Die Angebote der Ortspolizeibehörden an die Universitätsbibliothek – beschlagnahmte Literatur im Geschäftsgang

In der zweiten Hälfte des Jahres 1934 und zu Beginn des Jahres 1935 erhielt die Universitätsbibliothek der Friedrich-Wilhelms-Universität – heute Humboldt-Universität – von nachweislich sechs preußischen Ortspolizeibehörden das Angebot, in deren Besitz befindliche beschlagnahmte Literatur zu übernehmen. In den Gemeinden war es jeweils der Bürgermeister, der als Ortspolizeibehörde fungierte. Die Universitätsbibliothek der Berliner Universität profitierte hier von einem Erlass des Preußischen Finanzministeriums vom 27. März 1934. Dieser Erlass regelte die Abgabe und Verteilung von Literatur, die bei den gewaltsamen Übergriffen der Nationalsozialisten auf ihre politischen Gegner geraubt oder aufgrund der im Frühjahr und Sommer 1933 erlassenen Gesetze über den Einzug kommunistischen und sogenannten volksfeindlichen Vermögens beschlagnahmt worden war.

Zehn Monate zuvor, am 24. Mai 1933, hatte der Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek, Hugo Andres Krüß, aus einen Artikel im Berliner Tageblatt erfahren, dass große Mengen sogenannter Zersetzungsliteratur bei der Berliner Polizei lagerten und in Bälde vernichtet werden sollten. Um das Interesse der Preußischen Staatsbibliothek an dieser Literatur geltend zu machen, wandte er sich umgehend an das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Als Bibliothek mit einem universalen Sammelspektrum sollte die Preußische Staatsbibliothek Belegexemplare aus der Menge der zur Vernichtung bestimmten Druckerzeugnisse beanspruchen dürfen. Ihre Erwerbungsabteilung erhoffte sich, auf diesem Weg in den Besitz von Grauer Literatur, also von Literatur, die nicht in einem Verlag erschienen war, zu gelangen, da ihr Pflichtexemplarrecht sich naturgemäß nicht auf diesen Bereich erstreckte. Im Fall, dass die Titel in den Beständen der Preußischen Staatsbibliothek schon vorhanden waren, sollten die Polizeibehörden ihre Angebote an die nächstgelegene Universitätsbibliothek weiterleiten. Als die Regelungen im Frühjahr 1934 vom Preußischen Finanzministerium erlassen wurden (am 16. Juli 1934 wurde der Erlass noch einmal abgeändert), war jedoch ein großer Teil der geraubten Bücher und Druckschriften bereits an der NS-Hierarchie nahestehende Interessenten verteilt, makuliert oder verbrannt worden.

Dementsprechend sind auf den Angebotslisten der Ortpolizeibehörden jeweils nur wenige Titel verzeichnet. Im Universitätsarchiv befinden sich fünf solcher Schriftwechsel mit lokalen Polizeibehörden, und zwar mit jenen in Cottbus, Königs Wusterhausen, Hennigsdorf, Reetz in der Neumark und Falkenberg (Mark). Für den Zugang aus der Gemeinde Gassen in der Niederlausitz existiert kein Schriftwechsel, sondern nur eine Eintragung im Akzessionsjournal Dona (Geschenke) 1934.

Drei der Absender – die Amtsvorsteher in Königs Wusterhausen, Hennigsdorf und Falkenberg – beschied die Bibliotheksleitung negativ. Die angebotenen Druckschriften waren bereits vorhanden oder kamen für die Universitätsbibliothek nicht in Frage, heißt es in den Antwortscheiben. Mit der abschlägigen Antwort wurden auch die Titellisten zurückgeschickt, so dass die darin aufgeführten Schriften noch weiteren Bibliotheken angeboten werden konnten.

Von den acht angeforderten und in den Akzessionsjournalen Dona 1934 und Dona 1935 verzeichneten Werken sind heute noch sieben im Bestand des Grimm-Zentrums vorhanden; lediglich der 1923 erschienene und von Arnold Zweig eingeleitete Band mit den poetischen Schriften Georg Büchners aus Gassen musste als Verlust benannt werden. Von den  sieben erhaltenen Werken lassen sich einzig die von der Ortspolizeibehörde in Cottbus zugesandten »Spartakusbriefe« aufgrund des Stempels »Kommunistische Partei Deutschlands. Ortsgruppe Cottbus« einer bestimmten Organisation zuordnen. Zwei weitere Bücher, eines aus Cottbus und eines aus Reetz, sind mit einem Namenszug gekennzeichnet. Recherchen dazu stehen noch aus. Die übrigen tragen keinen Besitzvermerk.

Meist, aber nicht immer, ist bei den beschlagnahmten Werken ein thematischer Bezug zu den linken politischen Parteien oder Organisationen gegeben. So ist, obwohl die SPD in dem Anschreiben des Bürgermeisters von Reetz nicht erwähnt wird, aufgrund der Titel zu vermuten, dass die Besitzer der Werke der SPD angehörten oder zumindest nahestanden.

Schreiben des Bürgermeisters von Reetz (Neumark) als Ortspolizeibehörde an die Universitätsbibliothek der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, 17.1.1935, Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin, UB 01, Nr. 667.

Wie die Bleistiftvermerke in der Liste zeigen, wurde bei jedem Titel geprüft, ob die Bibliothek bereits ein entsprechendes Exemplar besaß.

Ausschnitt aus dem Schreiben vom 17.1.1935 mit den Signaturen
der in der Universitätsbibliothek bereits vorhandenen Titel.

Daraufhin forderte der Direktor der Bibliothek Gustav Abb die noch nicht im Bestand vorhandenen Titel an.

Antwortschreiben von Gustav Abb an den Bürgermeister von Reetz, 1.2.1935, Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin, UB 01, Nr. 667.

Eine Woche später waren die nunmehr zugesandten Schriften in den Bestand aufgenommen.

Ausschnitt aus dem Akzessionsjournal der Universitätsbibliothek der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin Dona/Pflicht/Tausch für das Haushaltsjahr 1934, Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin.

Sofern sie als verbotene Literatur galten, wurden sie, wie der rote Klebezettel auf dem Schutzumschlag von „Das Jungbanner“ erkennen lässt, in einem gesonderten Abschnitt des Magazins aufgestellt und waren von der allgemeinen Benutzung ausgeschlossen.

Schutzumschlag von D 1934.875 mit rotem Klebeetikett, das auf die gesonderte Aufstellung im Magazin verweist.
Umschlag des Donums D 1934.875.

Der Vorgang um die beschlagnahmten Schriften aus Reetz veranschaulicht, dass die Universitätsbibliothek Berlin mit beschlagnahmter Literatur ebenso verfuhr wie mit anderen eingehenden Geschenken. Wenn die angebotenen Titel noch nicht vorhanden waren und in das Sammelspektrum passten, wurden sie als willkommene Ergänzung des Bestands aufgenommen. Mit Zweitexemplaren belastete sich die Bibliothek ungern, es sei denn, dass sie als Tauschexemplare von Nutzen sein konnten.

#Bücherwege – Die Universitätsbibliothek untersucht derzeit ihre zwischen 1933 und 1945 zugegangenen Bücher auf Erwerbungskontexte, die auf beschlagnahmte, geraubte und erpresste Bestände in der NS-Zeit hinweisen. Die Verdachtsmomente werden flächendeckend erfasst, indem die erhaltenen Originalbestände und Erwerbungsakten systematisch durchgesehen werden. Ziel ist es, unrechtmäßige Erwerbungen zu dokumentieren und an die Anspruchsberechtigten und ihre Nachkommen zurückzugeben. Das Projekt wird bis 2024 durchgeführt und vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste gefördert.

Quellen

  • Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin, UB 01, Nr. 667.
  • Akzessionsjournale der Universitätsbibliothek (https://www.digi-hub.de/viewer/image/1455693378356/48/)
  • Sören Flachowsky: Die Bibliothek der Berliner Universität während der Zeit des Nationalsozialismus, Berlin 2000.
  • Cornelia Briel: Beschlagnahmt, erpresst, erbeutet. NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek zwischen 1933 und 1945, Berlin 2013.

Verfasst von: Dr. Cornelia Briel

6. März 2023 | Veröffentlicht von Sabine Tschorn | Kein Kommentar »

Lange Nacht der Hausarbeiten 02.03.2023 – Aufschreiben statt Aufschieben

Nach den Klausuren zum Semesterende beginnt für viele auch immer die Zeit der Seminar- und Hausarbeiten und die nächsten Deadlines stehen bevor.

Um Sie dabei zu unterstützen, veranstaltet die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität am Donnerstag, den 02. März von 17-22 Uhr die „Lange Nacht der Hausarbeiten“. Mit einem vielfältigen Angebot an den Standorten Grimm-Zentrum und Campus Nord wollen wir Ihnen helfen, mögliche Stolpersteine, die einem beim Abfassen einer wissenschaftlichen Arbeit im Weg liegen können, zu überwinden.
In verschiedenen Workshops und Schulungen können Sie sich Input holen zu den Themen Schreibblockaden, Struktur und roter Faden, erhalten Tipps zur effizienten Literaturrecherche, erfahren, wie man richtig zitiert und wie einem Literaturverwaltungsprogramme das Leben erleichtern können.

Zusätzlich bieten wir die Möglichkeit, im Rahmen einer Schreibzeit unter Verwendung der Pomodoro-Methode konzentriert an Ihrem Schreibprojekt zu arbeiten.

Gerne beantworten wir Ihre Fragen und sorgen mit einem Tässchen Kaffee für das nötige Durchhaltevermögen.

Die Teams am Campus Nord und im Grimm-Zentrum freuen sich auf Sie!

Das Programm sowie die genauen Veranstaltungsorte finden Sie auch auf unserer Webseite unter: https://link.ub.hu-berlin.de/lange-nacht

22. Februar 2023 | Veröffentlicht von Sabine Tschorn | 2 Kommentare »
Veröffentlicht unter Allgemein, Schreiben, Veranstaltung

Love Data Week 2023 – für alle, die sich für Forschungsdaten interessieren!

Vom 13. bis zum 17. Februar 2023 findet wieder die internationale Love Data Week statt und nicht nur die Humboldt-Unversität, sondern Einrichtungen aus ganz Deutschland beteiligen sich mit einem bunten Programm.

In dieser Woche dreht sich alles um den Umgang mit Forschungsdaten. Erfahren Sie z.B. mehr über den Umgang mit Datenmanagementplänen, die Software OpenRefine oder die unterschiedlichen FDM-Service-Angebote an der HU.

Begleiten Sie Professor Torsten Hiltmann bei einer Live-Aufzeichnung des Podcast „Wie die Geschichte digital wird“ oder lernen Sie mit Lego® spielerisch mehr über reproduzierbare Forschung (ohne eigene Steine zu benötigen).

Logo der Love Data Week in Deutschland. Text: Love Data Week in den Farben Grau, Schwarz, Rot, Gold. Das "o" in "Love" ist als rotes Herz gestaltet.

Viele Einrichtungen aus Berlin, Brandenburg und deutschlandweit bieten zusammen ein abwechslungsreiches Angebot –  von kompakten Coffee Lectures zu Expertenvorträgen bis hin zu interaktiven Workshops.

Das Programm richtet sich an alle Interessierten, meist sind keine Vorkenntnisse nötig.

Falls Sie das neugierig gemacht hat, dann schauen Sie doch vorbei – fast alle der fast 90 Veranstaltungen bundesweit werden online angeboten.

Das gesamte Programm finden Sie unter: hu.berlin/lovedataweek23

Das Programm in Berlin und Brandenburg: https://fdm-bb.de/love-data-week-2023/

Das deutschlandweite Programm: http://love-data-week.de

P.S.: Keine Zeit? Die Kolleg:innen der HU-Forschungsdatenmanagement-Initiative beraten das ganze Jahr über und bieten verschiedene Informationsveranstaltungen und Schulungen zu Forschungsdatenmanagement an.

Zur Übersicht der Schulungen gelangen

Text: Love Data Week 2023 in Berlin und Brandenburg und deutschlandweit. 13.-17. Februar. Darunter die Logos der teilnehmenden Einrichtungen.
7. Februar 2023 | Veröffentlicht von Anja Herwig | 1 Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein, Forschungsdaten, Veranstaltung

Unikate – neue Ausstellung in der Zweigbibliothek Naturwissenschaften

Es weihnachtet sehr – und in der Zweigbibliothek Naturwissenschaften können Sie wieder die neuesten Arbeiten von Regina Steinbrecher bestaunen: Bilder aus Fäden – teils abstrakt, teils weihnachtlich -, gewebte Taschen und Deckchen, individuell gestaltete Kippelscheiben für die Füße: es gibt wieder einiges zu entdecken.

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Zweigbibliothek Naturwissenschaften noch bis zum 15. Dezember 2022, 14 Uhr zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt können dann auch Objekte aus der Ausstellung gegen ein kleines Entgelt erworben werden.

9. Dezember 2022 | Veröffentlicht von Anja Herwig | Kein Kommentar »

Wechsel in der Direktion der Universitätsbibliothek: „Wir wollen mit den Forschenden, Lehrenden und Studierenden verwoben sein“, sagt Martin Lee, der neue Direktor der UB

Seit 1. November hat die UB einen neuen Direktor. Martin Lee kommt von der UB der Freien Universität, wo er zuletzt als stellvertretender Bibliotheksdirektor und Leiter der Abteilung „Dienste für Forschung“ tätig war. Thematisch befasste er sich dort unter anderem mit Wissenschaftlichem Publizieren, Open Science/Open Access, Forschungsdatenmanagement, Digital Humanities, Forschungsinfrastrukturen und Organisationsentwicklung.

Als Historiker und Projektleiter hat sich Martin Lee auch im Bereich der Digitalen Geisteswissenschaften verdient gemacht. So hat er neben vielen anderen beispielsweise das Projekt Zwangsarbeit 1939-1945 und das Projekt 1914-1918 online geleitet.

Martin Lee und Andreas Degkwitz, der ehemalige Direktor, sprechen im folgenden Interview über Schwerpunkte, neue Experimentierräume und Digitalität als neue Herausforderung für Bibliotheken:

https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/november-2022/nr-221129

30. November 2022 | Veröffentlicht von ehemaliges Mitglied | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein

#1 Bücherwege: Provenienzforschung an der UB

Die Bücher des Bäckermeisters Schadow – Aufklärung im Universitätsarchiv

Im Bestand einer Bibliothek nach NS-Raubgut zu suchen, bedeutet nicht nur, unrechtmäßige Erwerbungen zu verifizieren, sondern umgekehrt auch, Verdachtsmomente aufzulösen und legale Erwerbungen zu erkennen. Verdächtig können die Erwerbungen aus unterschiedlichen Gründen sein, zum Beispiel, weil das Erscheinungsjahr schon länger zurückliegt oder weil sie von Lieferanten stammen, von denen bekannt ist, dass sie unrechtmäßig erworbene Literatur weitergaben.

In der Rubrik Dona – Geschenke – verzeichnet das Akzessionsjournal der Universitäts­bibliothek für den 12. Mai 1936 den Zugang von 26 Titeln in 29 Bänden theologischer Literatur mit der Herkunftsangabe „Bäckermeister Schadow“ (D 1935.70 – D 1935.95). Die Tatsache, dass die Bücher durchweg englischsprachig und bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen sind, machte, in der Kombination mit der ungewöhnlichen Herkunftsangabe, die Eintragung verdächtig und weckte überdies die Neugier. Wie kommt ein Bäckermeister zu älterer englischsprachiger Literatur?

Die Suche nach den Büchern im Magazin ergab, dass alle zu der Provenienz „Bäckermeister Schadow“ gehörenden Bände im Bestand der Universitätsbibliothek heute noch vorhanden sind. Wie sich bei der Autopsie zeigte, weisen sie mehrheitlich ein Exlibris auf, das in der Exlibriskartei der Bibliothek bereits erfasst ist. Über den Eigentümer Theodore G. De Lyre ist dennoch nicht mehr bekannt als das, was der Erscheinungszeitraum, die Erscheinungsorte der Bücher und die stilistische Eigenart der von Ornamenten umspielten Schrift nahelegen: USA, zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damit stellte sich nunmehr die Frage, wie die beiden Provenienzen, De Lyre und Schadow, zusammenhängen. Von dem Bäckermeister ließ sich, auch aufgrund einer fehlenden Ortsangabe im Akzessionsjournal, lediglich vermuten, dass er in Berlin oder im Berliner Umland lebte. Damit wäre die Recherche an ihrem – wohl nicht nur vorläufigen – Ende angelangt gewesen.

Exlibris von Theodore G. De Lyre

In unserem Projekt begann jedoch gleichzeitig die Durchsicht der einschlägigen Akten im Universitätsarchiv der Humboldt-Universität. Zwar sind die Akten der Universitätsbibliothek nicht vollständig überliefert und werden deshalb nicht jeden Erwerbungsvorgang aufklären können, zumal die Herkunftsgeschichte der Bücher sich in den Akten immer nur bis zu dem Zeitpunkt zurückzuverfolgen lässt, ab dem die Universitätsbibliothek involviert war. Was jedoch den Bäckermeister Schadow betrifft, waren sie hinlänglich aufschlussreich. 

Die Geschichte des Zugangs beginnt in den Akten zwei Monate vor dem Eintrag ins Akzessionsjournal, am 13. März 1936. An diesem Tag bot der Bürgermeister von Mahlow, Hagena [?], dem Theologischen Seminar der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin vier Kisten mit theologischer Literatur an. Das Universitätsinstitut könne die Bücher, die er als „wertvoll“ charakterisierte, unentgeltlich übernehmen. Sie seien ihm, dem Bürgermeister – was wohl heißen sollte: der Gemeinde Mahlow – „infolge des Todesfalles eines hiesigen Einwohners […] zur Verfügung gestellt worden“. Die Kisten befänden sich bei dem Bäckermeister Schadow in Mahlow in der Bahnhofstraße 14 und könnten von dort abgeholt werden.

Das Seminar für Systematische Theologie hatte indes, nachdem man die Bücher in der Garage des Bäckermeisters durchgesehen hatte, kein Interesse an dem Angebot. Mit der Bemerkung, dass das Seminar die Verfügung über die Bücher der Universitätsbibliothek gern abtrete, reichte es Hagenas Schreiben an die Direktion der Universitätsbibliothek weiter. Daraufhin begab sich Bibliotheksrat Dr. Fritz Streichhan am 28. April nach Mahlow, um die Bücher selbst in Augenschein zu nehmen. Wie er erfuhr, stammten sie „aus dem Nachlass des in seiner Jugend als Geistlicher in den Vereinigten Staaten tätig gewesenen Pastors Fischer“. Pfarrer Fischer war also der von Hagena erwähnte verstorbene „hiesige Einwohner“. Wenngleich nach Streichhans Befinden nur wenige Bücher für die Bibliothek in Frage kamen, so verabredete er dennoch mit dem ortsansässigen Fuhrgeschäft von Fritz Guske den Transport der Bücher – und zwar aller Bücher, nicht nur jener, die die UB in ihren Bestand aufnehmen wollte – nach Berlin, der dann wohl einige Tage später stattfand. Zuvor hatte der Bäckermeister ihm gegenüber bestätigt, dass „bei Nichtübernahme durch eine Bibliothek“ die Bücher vernichtet würden.

Neben den untersuchten Monographien gingen weitere Bände in den Zeitschriftenbestand der Universitätsbibliothek ein. Die Mehrzahl der Bücher, insgesamt vier Kisten mit einem Gewicht von immerhin drei Zentnern, hat die Universitätsbibliothek vermutlich in den Tausch mit anderen Bibliotheken gegeben oder sie der Reichstauschstelle zukommen lassen.

Ob Fischer und De Lyre sich während Fischers Aufenthalt in den USA persönlich begegneten, ist nicht bekannt. Vielleicht erwarb Fischer nur De Lyres Büchersammlung und bewahrte sie sein Leben lang als theologische Wegzehrung. Einige der Bücher sind offenbar intensiv genutzt worden. In einem liegt ein Zettel mit Notizen, die wahrscheinlich von De Lyre stammen; in zweien der Bücher, die nicht das Exlibris von De Lyre tragen, lassen sich Besitzvermerke weiterer, ebenfalls amerikanischer Voreigentümer feststellen. Der Namensvermerk des Mahlower Pfarrers findet sich in keinem von ihnen.

Das vom „Deutschen Zentrum Kulturgutverluste“ bis 2025 geförderte Projekt an der Universitätsbibliothek wird systematisch die Erwerbungen aus den Jahren 1933 bis 1945 untersuchen. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Dr. Cornelia Briel

Quellen:

Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin, UB 01, Nr. 667.

Akzessionsjournale der Universitätsbibliothek

https://www.digi-hub.de/viewer/image/1455693708047/8/

https://www.digi-hub.de/viewer/image/1455693708047/9/

17. November 2022 | Veröffentlicht von Sabine Tschorn | Kein Kommentar »