Academics on the Move: Notions of Exile, Re-Migration and Translocal Solidarity
Nadja-Christina Schneider
In Berlin treffen unterschiedlichste Phasen und Dimensionen des historischen und zeitgenössischen Exils aufeinander. Aktuell geht es in vielen Diskussionen um den Umgang der Stadt und ihrer Bewohner*innen mit der Frage, wie das Thema Exil, Flucht und Migration öffentlich sichtbar gemacht und zum Bestandteil einer gemeinsamen Erinnerungspraxis werden kann. Vor diesem Hintergrund sowie mit Blick auf die Tatsache, dass Berlin für bedrohte Akademiker*innen aus der Türkei und anderen Ländern zu einem neuen Knotenpunkt und Ort des akademischen Exils geworden ist, wurde die Stadt auf vielen Ebenen als „Lernort“ in das interdisziplinäre Forschungsseminar Academics on the Move: Notions of Exile, Re-Migration and Translocal Solidarity einbezogen. Daran aktiv beteiligt waren drei Berliner Einrichtungen, neben der HU (IAAW) auch die Freie Universität (Publizistik und Kommunikationswissenschaft) sowie das Touro College Berlin (Psychologie).
An allen Einrichtungen wurden zwischen Juni und Dezember 2018 gemeinsame Workshops durchgeführt und die abschließende multimediale Ausstellung der studentischen Projekte fand am 14. Dezember 2018 am Touro College statt. Studentische Forschungsteams führten Interviews, Stadtspaziergänge, künstlerische Explorationen, Netzwerkanalysen und teilnehmende Beobachtungen in Berlin durch, die immer wieder auf die enge Verschränkung individueller wie kollektiver Exilerfahrungen in und mit dieser Stadt verwiesen. Drei der sechs Co-Leitenden dieses experimentellen Forschungsseminars sind selbst exilierte Akademikerinnen aus der Türkei und Libyen und ihre Erfahrungen in Deutschland knüpfen sich zum Teil ebenfalls an Berlin. Auch dadurch wurden den Studierenden im Rahmen von Interviews, informellen Gesprächen sowie eines gemeinsamen Stadtspaziergangs mit einer weiteren exilierten Akademikerin aus der Türkei, die selbst Stadtforscherin ist, neue Perspektiven auf Berlin vermittelt.
Für Studierende der Regionalwissenschaften ist dieses Forschen im Stadtraum spannend, da raumtheoretische Zugänge in ihrem Studium eine wichtige Rolle spielen und so konkret nachvollziehbar werden. In einem Projekt ging es schließlich explizit um den Umgang der Berliner Museen mit dem Themenkomplex Exil, Flucht und Migration, wofür Interviews mit Mitarbeiter*innen des Jüdischen Museums, der Akademie der Künste sowie der Stiftung Exilmuseum Berlin durchgeführt wurden. Die Ergebnisse ihrer Explorationen und Forschungen im Rahmen einer Ausstellung zu präsentieren und darüber mit dem anwesenden Publikum zu diskutieren, hat den Studierenden wichtige Kompetenzen im Forschenden Lernen sowie im Bereich Transfer und Kommunikation von Wissen vermittelt.
Mein besonderer Dank gilt neben den beteiligten Kolleginnen – Amal El-Obeidi, Olga Hünler, Nil Mutluer, Özen Odag und Carola Richter – und Studierenden insbesondere Scholars at Risk an der FU Berlin für die finanzielle Förderung dieses Projekts.
Vielen Dank an Mohamed Amer Fadhil und Theresa Knörl für die Fotos.