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Was wir uns von der DHd 2016 merken: Das 21. Jahrhundert könnte eines der Geisteswissenschaften sein.

Vor etwa einem Jahr wies Kevin Boehnke in Science darauf hin, dass Naturwissenschaften durchaus etwas von den Geisteswissenschaften lernen könnten. In der Eröffnungskeynote der Tagung des Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd), die in der vergangenen Woche in Leipzig stattfand, folgte die Computerwissenschaftlerin Katharina Anna Zweig einem solchen Erweiterungsideal aus Sicht der Informatik und damit uns das nicht sofort wieder verlorengeht, möchten wir diese Aussage als Zitat aus dem Abstract zum Vortrag „Von den ‚digital humanities‘ zu einer humanen Digitalisierung“ an dieser Stelle noch einmal dokumentieren:

Zitat Katharina Anna Zweig zum Verhältnis von Informatik und Geisteswissenschaften
Zitat Katharina Anna Zweig zum Verhältnis von Informatik und Geisteswissenschaften

Die Lücke, die die Liste der Disziplinen im Abstract lässt, liegt freilich im Bereich der Philosophie. Die angesprochenen Fragestellungen

Wie können wir […] vermeiden, dass Algorithmen verzerren, diskriminieren oder gar manipulieren?

Wie können sensible Machtbalancen zwischen Privatheit und Sicherheit, ökonomischen Erfolg und Transparenz hergestellt werden?

haben eine unverkennbar ethische Komponente, die hoffentlich während des Vortrags, die wir leider aus der Termingründen nicht hören konnten, tiefer erörtert wurden, als es dieser Teaser andeutet. Sehr sympathisch ist es uns, deren Projekt im Kosmos der Geisteswissenschaften so langsam seinem Ende zuläuft, dagegen die anschließende Aussage, auch wenn solche Prognosen auch oder gerade in der schüchternen Konjunktivform aus der Erfahrung der retrospektiven Betrachtung mit Diskursen immer schön schallen und oft schnell verrauchen:

„Es könnte das Jahrhundert der Geisteswissenschaften werden.“

Ein Stück weit, so vielleicht bis zur Hälfte, wird uns vergönnt sein, das Jahrhundert und seinen Umgang mit den Geisteswissenschaften zu beobachten. Wir werden uns bei Bedarf, sicher in einem anderen Medium, an Katharina Anna Zweig erinnern und hoffentlich noch auf diese Notiz in einer digital langzeitverfügbaren Form verweisen können.

(Berlin, 14.03.2016, Crosspost mit dem LIBREAS-Tumblr)

Quelle: Zweig[,] Katharina Anna: Von den ‚digital humanities‘ zu einer humanen Digitalisierung. In: DHd 2016. Modellierung – Vernetzung – Visualisierung[.] Die Digital Humanities als fächerübergreifendes Forschungsparadigma. Konferenzabstracts. Universität Leipzig 7. bis 12. März 2016. Duisburg: nisaba Verlag, 2016. S. 13