Archiv für Schlagwort Peer Review

Open Access, Wissenschaftskultur und Forschungsdaten. Zu einem Beitrag bei derStandard.at.

In der Tageszeitung Der Standard erschien unlängst ein weiterer Beitrag über Open Access, diesmal aus österreichischer Sicht und erwartungsgemäß eher allgemein gehalten. Wer sich mit der Debatte etwas auskennt, findet daher sicher wenige neue Einsichten und stattdessen mehr Erinnerungen an heißere Phasen der Debatte, denn sogar sowohl Roland Reuß mit seiner Warnung vor dem Zwang zu Open Access wie auch Uwe Jochum mit seiner These, dass digitale Daten nur mit unkalkulierbaren, in jedem Fall äußerst hohen Kosten langzeiterhalten werden können, finden sich in dem Artikel wieder.

Aus Sicht von Fu-PusH sind zwei andere Aspekte notierenswert. So bestätigt Bernhard Haslhofer unsere Erfahrung, dass es beim Open Access keine alle Fachkulturen integrierende Generallösung geben kann und auch überhaupt Formen digital vermittelteter Wissenschaftskommunikation in der einen Disziplin der Normal- und in einer anderen ein Sonderfall sind:

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In Kürze: Das Journal of Brief Ideas publiziert 200-Wörter-Paper.

Vorhin argumentierte ich bezüglich Wissenschaftskommunikation und Twitter, dass es vermutlich ziemlich schwer ist, ein Argument in 140 Zeichen zu fassen. In 200 Wörtern soll es aber schon gelingen und zwar wissenschaftskommunikativ voll akzeptabel. Dies ist jedenfalls der Anspruch des Journal of Brief Ideas, das Chris Woolston in der aktuellen Ausgabe von Nature beschreibt. (Chris Woolston: Journal publishes 200-word papers. In: Nature 518,277, DOI: 10.1038/518277f) Das Journal verzichtet bislang auf ein Peer Review, was hier eigentlich wunderbar schnell gehen würde, rüstet die Beiträge jedoch so aus, dass sie in den Wissenschaftsdiskurs integrierbar sind. Nämlich mit einer DOI:

„Each article receives a DOI (digital object identifier), a unique number that allows the paper to be archived and cited.“

Der Verzicht auf Peer Review folgt der Einsicht, dass man 200 Wörter auch gleich selbst hinsichtlich ihrer Qualität bewerten kann. Was allerdings nur funktioniert, wenn sich nicht übermäßig viele Short-Read-Texte zu einer potentiell relevanten Long-Read-Gesamtheit addieren. Die Qualitätssicherung soll über ein Ranking/Rating, also post-publication, erfolgen. Geisteswissenschaftliche Inhalte sucht man bisher vergeblich. Aber es gibt einen durchaus interessanten Beitrag aus der Hochschulforschung: Why research reputation trumps teaching reputation in universities (Sean Leaver, http://dx.doi.org/10.5281/zenodo.15414). Generell zeigt dieses Beispiel natürlich vor allem, wie man mit neuen Publikationsformen schwindenden Zeitbudgets zu begegnen versucht.

Social Media, Wissenschaftsforschung und das Kreditierungsproblem nicht-konventioneller Formen der Fachkommunikation

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Im Oktober 2013 veröffentlichte Diane Harley vom Center for Studies in Higher Education, University of California, Berkeley in Science einen Aufsatz, in dem sie sich mit Nachdruck für eine intensive Forschung zu den tatsächlichen Ansprüchen und Anforderungen von Fachgemeinschaften bei der wissenschaftlichen Kommunikation aussprach. Ausgangspunkt war die allgegenwärtige Prognose einer sich durch digitale Kommunikationstechnologien massiv verändernden Kommunikations-, Publikations- und letztlich auch Forschungspraxis:

„Over two decades many have predicted that models of scholarly communication enabled by emerging technologies will transform how research is conducted, disseminated, and rewarded. The transformation would be driven by new generations of scholars weaned on file sharing, digital piracy, Facebook, Twitter, and yet-unrealized social media technologies. „

Die wahrnehmbaren wirklichen Verschiebungen sind jedoch eher verhalten und weniger durch die technischen Möglichkeiten als durch persönliche Motivation, inhaltlichen Veränderungen im Wissenschaftsfeld und der Kreditierungspraxis der jeweiligen Disziplin geprägt. (vgl. Harley et al, 2010) Dies deckt sich weitgehend mit den bisherigen Erkentnissen aus den Fu-PusH-Befragungen, wobei sich die Rolle der technologischen Möglichkeiten dort verändert, wo sie tatsächlich zum Beispiel bei der Verbreitung von Inhalten maßgebliche Vorteile (bei überschaubarem Aufwand) bringen. In der Studie aus dem Jahr 2010 wird noch vermerkt:

„Blogs, RSS feeds, wikis, Twitter, etc., were not cited as common ways in which scholars broadcast and receive information.“ (Harley et al, 2010, S.14)

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Macmillan und Springer gehen zusammen, Collabra will für das Peer Review zahlen. Zwei kurze Meldungen

Durch die üblichen Kurzzeitkommunikationskanäle wurde die Ankündigung des Zusammengehens der beiden Wissenschaftsverlagsschwergewichte Macmillan Science and Education und Springer Science+Business Media bereits gestern umfänglich verkündet. Jeron Boesman verbreitete gestern über seinen Twitter-Stream eine Grafik, die sehr schön zeigt, wie das neue Unternehmen, dass dann mehrheitlich von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck kontrolliert wird, den gesamten Produktionsprozess von wissenschaftlichem Publikationen mit entsprechenden Angeboten abdeckt.

Wenig überraschend, aber doch für die aktuellen Entwicklungen im Bereich wissenschaftlicher Publikationen notierenswert, ist eine Erklärung des Mergers:

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16. Januar 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein

Die Rolle einer Zeitschrift für eine Community. Das Beispiel des Journal of Feminist Studies in Religion

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Das Bradford Law of Scattering, vor allem in seiner trivialisierten Form, ist vermutlich einer der wertvollsten und handlichsten Beiträge, die die Bibliometrie einer inter- und transdisziplinären Wissenschaftspraxis schenkte. Denn es lehrt, dass potentiell interessante Aspekte zur eigenen Forschung zwar bevorzugt in einer kleinen Gruppe so genannter Kernzeitschriften erscheinen, aber eben auch weit verstreut.

Was in vordigitalen Zeiten aufwendige, oft ernüchternde und selten wirklich umfänglich realisierbare Sichtungsarbeit darstellte, ist dank der fachübergreifenden Datenbankerschließung problemlos invertiert als neuer Vorteil zu definieren: gerade die Blicke auf einen Forschungsgegenstand, die nicht durch den Tunnel der Core Journals zu einem gelangen, erweitern bisweilen das Verständnis für die eigenen Gegenstand erheblich. Und häufig kontextualisieren sie die eigenen Überlegungen bestätigend und/oder kritisch.

In der Bibliothekswissenschaft steht man ohnehin vor der Situation, dass es für viele Themenstellungen keine perfekt passenden Kernzeitschriften gibt. Untersucht man nun zukünftige Publikationsstrukturen in den Geisteswissenschaften, kann man natürlich im Journal of Digital Humanities blättern und fündig werden. Aber es ist keineswegs davon auszugehen, dass alsbald die Entsprechung Humanities = Digital Humanities erschöpfend ist.

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