Vorhin argumentierte ich bezüglich Wissenschaftskommunikation und Twitter, dass es vermutlich ziemlich schwer ist, ein Argument in 140 Zeichen zu fassen. In 200 Wörtern soll es aber schon gelingen und zwar wissenschaftskommunikativ voll akzeptabel. Dies ist jedenfalls der Anspruch des Journal of Brief Ideas, das Chris Woolston in der aktuellen Ausgabe von Nature beschreibt. (Chris Woolston: Journal publishes 200-word papers. In: Nature 518,277, DOI: 10.1038/518277f) Das Journal verzichtet bislang auf ein Peer Review, was hier eigentlich wunderbar schnell gehen würde, rüstet die Beiträge jedoch so aus, dass sie in den Wissenschaftsdiskurs integrierbar sind. Nämlich mit einer DOI:
„Each article receives a DOI (digital object identifier), a unique number that allows the paper to be archived and cited.“
Der Verzicht auf Peer Review folgt der Einsicht, dass man 200 Wörter auch gleich selbst hinsichtlich ihrer Qualität bewerten kann. Was allerdings nur funktioniert, wenn sich nicht übermäßig viele Short-Read-Texte zu einer potentiell relevanten Long-Read-Gesamtheit addieren. Die Qualitätssicherung soll über ein Ranking/Rating, also post-publication, erfolgen. Geisteswissenschaftliche Inhalte sucht man bisher vergeblich. Aber es gibt einen durchaus interessanten Beitrag aus der Hochschulforschung: Why research reputation trumps teaching reputation in universities (Sean Leaver, http://dx.doi.org/10.5281/zenodo.15414). Generell zeigt dieses Beispiel natürlich vor allem, wie man mit neuen Publikationsformen schwindenden Zeitbudgets zu begegnen versucht.