Archiv für Dezember 2014

Zum Jahresausklang: Die Tastaturinnovation des Jahres 1943

In einem Blogposting im November setzte ich mich mit einem Beitrag  Benedikt Fechers zur Pfadabhängigkeiten als Innovationshemmer auseinander. (Von Tastaturen, Pfaden, Pferden und Innovationskulturen, 25.11.2014) Ein von Benedikt Fecher angeführtes Beispiel für eine solche Abhängigkeit war die überarbeitete Tastatur von August Dvorak,die gegenüber der QWERTZ-Anordnung eine offenbar weitaus bessere da schnellere Tipp-Option darstellte, sich jedoch nicht durchsetzen konnte.

Nun spielte mir ein launiger Jahresendzufall ein Exemplar von The World Almanac and book of facts 1944 (New York: New York World-Telegram) auf den Schreibtisch. In diesem findet sich auf Seite 557 nichts Geringeres als die Jahresüberblicksmitteilung zu eben dieser vereinfachten Schreibmaschinentastatur nach August Dvorak. Und diese kleine Nachricht möchte ich zum Ausklang des Jahres 2014 siebzig Jahre nach Erstverkündung selbstverständlich gern mit der Weböffentlichkeit als ein schönes Beispiel aus der Welt der Innovationsgeschichte teilen:

The World Almanac and book of facts 1944 - Meldung zur Tastaturbelegung nach August Dvorak
Meldung zur Tastaturbelegung nach August Dvorak im World Almanac des New York World-Telegram 1944.
30. Dezember 2014 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
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Breaking Book. Wie Amazon das Lesen „enhanced“

Eine Anmerkung von Ben Kaden. (@bkaden) zu
Casey  Newton: THE EVERYTHING BOOK: READING IN THE AGE OF AMAZON. In: The Verge, 17.12.2014

In der vergangenen Woche publizierte der SPIEGEL eine Titelgeschichte zur Zukunft des Lesens (eine ausführliche Auseinandersetzung damit findet sich im LIBREAS-Tumblr). Heute findet sich ein weiterer Beitrag zum Thema auf der Seite The Verge, wobei Beitrag und Seite ziemlich deutlich die Differenz der Welten zwischen SPIEGEL und dem Vox-Media-Journalismus aufzeigen. Die so genannte Longform ist, wenn man sie im Digitalen angemessen abbildet, keineswegs eine Angelegenheit der Vergangenheit und The Verge zeigt wenigstens formal einen ziemlich medienadäquaten Ansatz.

Die Stärke von Casey Newtons Artikel zu sich entwickelnden digitalen Leseformen gegenüber dem SPIEGEL-Text liegt inhaltlich zunächst schon einmal darin, dass sich der Technikjournalist hauptsächlich auf einen Hauptakteur und dessen Leselabore und Buchmarktideen konzentriert. Und zwar auf einen, wenigstens in den USA und für viele bedauerlicherweise, Platzhirschen. Inhaltlich schürft er zwar nicht sonderlich tiefer als seine SPIEGEL-Kollegen. Aber er schürft weitaus aufgeräumter.

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Über Data Sharing und Open Humanities

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Der freie Zugang zu Forschungsdaten und damit die allgemeine Nachnutzbarkeit von Datenbeständen sind ein zentraler Aspekt des Diskurses zum zukünftigen Publizieren in den Geisteswissenschaften. Denn natürlich ist es gerade für Infrastrukturanbieter wie Hochschulbibliotheken aber auch für Wissenschaftsdienstleister wie zum Beispiel Verlage sehr wichtig, absehen zu können, in welcher Form Forschungsdatenrepositorien aufzubauen und zu implementieren sind, welche Werkzeuge und Infraststrukturen für welche Varianten des Data Sharing notwendig werden, auf welcher Basis die Frage der Langzeitarchivierung und idealerweise auch der Langzeitverfügbarkeit von Forschungsdaten adressiert wird und schließlich welche Datenstandards, Austauschformate u.ä. vorliegen oder noch entwickelt werden müssen.

Angesichts dieser Herausforderungen ist es möglicherweise gar nicht so schlecht, dass das Teilen von Forschungsdaten nach dem Open-Data-Konzept bisher keinesfalls der Regelfall ist, wie ein aktueller Aufsatz in der Zeitschrift Research Policy für die Wirtschaftswissenschaften nachweist. (Andreoli-Versbach, Mueller-Langer, 2014) Dort ist nur ein sehr kleiner Teil der Community bereit, sein Datenmaterial den Peers oder darüber hinaus der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.

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17. Dezember 2014 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Literaturbericht

Hypothes.is und das Potential von Social Annotation

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Nimmt man den Twitterstream als Fenster zur Welt, so war heute auf der SWIB14 – Semantic Web in Libraries Conference (#swib14) der Webannotator von hypothes.is das Thema. Es ist schwer einzuschätzen, wie erfolgreich er bisher ist. Der Echtzeit-Annotationsstrom für öffentlich sichtbare Annotation weist derzeit noch nicht auf eine allzu hohe Nutzungsintensität hin. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich das, sofern die technische Performanz das zulässt, bald ändert.

Denn an sich scheint das Werkzeug ein Traum und für die Massenaktivierung ähnlich geeignet wie es die Wikipedia war. Die Bedienung ist denkbar simpel: ein Browserplugin wird installiert der Rest ist eine reduzierte Interaktionsstruktur, die bei Annotationsbedarf ein Editorenfenster öffnet. Alles greift das auf, was man aus dem Web bereits kennt. Wer einmal Social-Bookmarking-Dienste benutzte, benötigt keinerlei weitere Einarbeitungszeit. Aus Usability-Sicht wurde hier schon einmal alles richtig gemacht.

Annotation bei der NYRB
Annotation zu einem Artikel in der New York Review of Books.

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Der Petroglyphomat als analog-digitale Kommunikationsidee

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Digital-gesteuertes In-Stein-Meißeln ist – heute jedenfalls – etwas für die Kategorie Off-Topic wenn es um wissenschaftliche Kommunikation geht. Aber wer vermag schon zu sagen, ob sich daraus nicht Forschungsgegenstände für Kulturanalysen in einer entfernteren Zukunft ableiten lassen. Und wer Zeuge der Podiumsdiskussion vom 20.11.2014 im Grimm-Zentrum war, erinnert sich womöglich noch an die Aussage Horst Bredekamps, der meinte, dass von unseren digitalen Artefakten in 200 Jahren keine Spur geblieben sein wird, unsere Gegenwart also als Epoche nicht präsent sein kann, weil es dann einfach keine Überlieferungen gibt. Michael Seadle, Bibliothekswissenschaftler und Experte im Forschungsfeld der digitalen Langzeitarchivierung, sah dies zwar gelassener und erinnerte an LOCKSS (mehr dazu auch in diesem – noch heute verfügbaren – LIBREAS-Podcast mit David Rosenthal aus dem Jahr 2007). Aber bisher bleibt eine umfänglichere Archivierung digitaler Kommunikationen nach wie vor eine Herausforderung und die entsprechenden Strategien hatten naturgemäß noch gar keine Zeit, ihre Robustheit in praxi zu beweisen. Für die offizielle Kulturgeschichte der Bundesrepublik lagert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe jedenfalls nach wie vor so genannte Sicherungsfilme (seit 2010 auch in Farbe) in den Barbarastollen bei Oberried (Seite zum Objekt in der Wikipedia) und verspricht materiale wie inhaltliche Stabilität für mindestens 500 Jahre.

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2. Dezember 2014 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein