Macmillan und Springer gehen zusammen, Collabra will für das Peer Review zahlen. Zwei kurze Meldungen

Durch die üblichen Kurzzeitkommunikationskanäle wurde die Ankündigung des Zusammengehens der beiden Wissenschaftsverlagsschwergewichte Macmillan Science and Education und Springer Science+Business Media bereits gestern umfänglich verkündet. Jeron Boesman verbreitete gestern über seinen Twitter-Stream eine Grafik, die sehr schön zeigt, wie das neue Unternehmen, dass dann mehrheitlich von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck kontrolliert wird, den gesamten Produktionsprozess von wissenschaftlichem Publikationen mit entsprechenden Angeboten abdeckt.

Wenig überraschend, aber doch für die aktuellen Entwicklungen im Bereich wissenschaftlicher Publikationen notierenswert, ist eine Erklärung des Mergers:

„I think more consolidation is inevitable,” says Richard Anderson, associate dean for scholarly resources and collections at the University of Utah in Salt Lake City. Science “publishers are fielding more and more submissions and chasing smaller and smaller budgets while also dealing with an increasingly complex scholarly communication environment. It’s a very tough position to be in.”

Wissenschaftsverlage sehen sich von mehreren Seiten herausgefordert: Einerseits entwickeln sich Alternativszenarien zum traditionellen verlagsbasierten Publizieren. Andererseits wachsen Möglichkeiten, Ansprüche und Vielfalt von Publikationsmodellen. (Und natürlich spielt der Mitkonkurrent Elsevier eine Rolle.) Welche Modelle sich in welcher Perspektive für welche Communities wie durchsetzen werden, ist naturgemäß schwer abzuschätzen. Dass die Großverlage mit ihren Dienstleistung hier möglichst gestaltend und damit kontrollierend einwirken wollen, zeigen Investitionen in Werkzeuge wie ReadCube oder altmetrische Ansätze wie dem Nature Index. Für die Geisteswissenschaften ist das Innovationsgeschehen auch im deutlich dynamischeren STEM-Bereich dahingehend relevant, weil dort auch infrastrukturelle Standards für das wissenschaftliche Publizieren insgesamt geprägt werden (können).

Insofern kann man aus dem Nachrichtenbereich von Science auch noch die Meldung herausnehmen, dass nun eine erste Zeitschrift, das Open-Access-Journal Collabra (mit vergleichsweise überschaubarer APC)  plant, aus einem “research community fund” Peer Reviewern für ihre Arbeit ein Honorar zu zahlen:

„Collabra plans to charge $875, of which $250 will be placed into a “research community fund,” which will be used to pay reviewers and editors. Payments will be based on how much money the fund collects and on a point system, with editors and reviewers earning points based on their involvement in the publishing process. Senior editors will earn one point for each article that they handle, for instance, whereas handling editors and reviewers will be given three points per article. Periodically, journal leaders will write checks based on the total amount collected by the fund, divided by the number of points awarded. One point would be worth $25, for example, if the fund collected $10,000 and each of 40 submitted articles had two reviewers, one handling editor, and a senior editor, for a total of 400 points (10 points per article).“

Man kann sich gut vorstellen, dass andere Start-Ups im Bereich des Gold-OA, wie hier in Berlin zum Beispiel ScienceOpen, diese Entwicklung sehr genau beobachten. Auch wenn der jeweils zu erwartende Betrag für die Reviewer kaum etwas sein dürfte, was die Motivation zum Peer Review nennenswert steigert, so ist es doch eine interessante Geste und zwar nicht nur aus Marketing-Sicht. Ein ähnliches und übergreifendes Punktesystem, das explizit auf die wissenschaftliche Reputation wirkt und durch eine Vermittlerinstitution verwaltet auch die Anonymität im konkreten Review-Zusammenhang abzusichern in der Lage wäre, könnte allerdings noch motivierender wirken. Und jedenfalls Wissenschaftsverlage wie Springer oder Elsevier könnten so ein auf Reputation gerichtetes Punktesystem (vielleicht gekoppelt mit ORCID als Identifikator) eigentlich sehr leicht für die Reviewer ihrer Zeitschriften implementieren. Es wäre sehr clever, sprächen sie dieses Desiderat so an.


16. Januar 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden
Veröffentlicht unter Allgemein

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