Indologie und Südasienstudien in Berlin: Geschichte und Positionsbestimmung,
hg. von Maria Framke, Hannelore Lötzke und Ingo Strauch. Der Band ist im trafo-Verlag in der Reihe „Studien zur Geschichte und Gegenwart Asiens“ erschienen und kostet 34,80.
Weitere Informationen: Indologie und Südasienstudien in Berlin – Inhalt
Aus der Einführung der Herausgeber_innen:
„Einführung
Das Vorhaben, einen Band über die Geschichte der Berliner Indologie und Südasienstudien zusammenzustellen, reifte über viele Jahre. Doch erst die existentielle Bedrohung unserer Fächer im Herbst 2007 – ausgelöst durch den Beschluss des damaligen Präsidiums der Humboldt-Universität, den Bereich Südasien ganz aus dem Profil des Asien-Afrika-Instituts zu streichen – führte die Herausgeber zusammen und ließ den Ideen endlich auch konkrete Schritte folgen.
Ein wichtiger Zwischenschritt auf diesem Weg war ein Workshop an der Humboldt-Universität, der im Februar 2010 die meisten beteiligten Autoren zusammenführte. Die vorliegenden Arbeiten sind auch Ergebnis der überaus anregenden, durchaus auch kontroversen Diskussionen auf diesem Workshop. Dass es weiterer vier Jahre bedurfte, um dieses Projekt nun zum Abschluss zu bringen, ist vor allem den zahlreichen anderen Verpflichtungen der Herausgeber geschuldet.
Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass auch eine Reihe inhaltlicher Diskussionen den Herausgabeprozess begleiteten, die zwar eine zeitliche Verzögerung mit sich brachten, aber dem Buch als Ganzes sicher nutzen konnten.
Der vorliegende Band konnte auch von einigen bereits vorliegenden Arbeiten zu einzelnen Institutionen und Personen der Berliner Indologie und Südasienstudien profitieren. Von besonderem Stellenwert sind hier die Studien Wolfgang Morgenroths zum Seminar für Orientalische Sprachen1 und Ludwig Alsdorfs ausführlicher Aufsatz über „Die Indologie in Berlin von 1812–1945“.
Grundlegender Ausgangspunkt unseres Vorhabens war der besondere Charakter der Berliner Wissenschaftslandschaft, die von einer Vielzahl von Institutionen geprägt war und ist, welche sich auf methodisch und inhaltlich ebenso vielfältige Weise mit der Region Südasien befassen. Ein zusätzliches Berliner Charakteristikum ist die jahrzehntelange Teilung der Stadt und der darauf folgende, z.T. sehr widerspruchsvolle Vereinigungsprozess, welcher der zuvor bereits bestehenden institutionellen Vielfalt eine weitere Dimension hinzufügte.
Es war unser Ziel, herauszufinden, wie sich die Indologie und die anderen südasienbezogenen Wissenschaften in diesen Institutionen etabliert haben und inwieweit sie in der Lage waren, die Vielfalt der Berliner Wissenschaftslandschaft zur Herausbildung eines eigenen Netzwerkes zu nutzen. Diese Frage sollte aus einer streng geschichtlichen Perspektive gestellt und aus dieser Perspektive bis in die heutige Zeit verfolgt werden. (…)“
Zwischen Globalisierung, Ausdifferenzierung und bedrohter Glaubwürdigkeit
von Nadja-Christina Schneider
In: Dossier Indien – Bildung und Kultur. Bundeszentrale für politische Bildung
Indiens Medienlandschaft ist vielfältig. Das liegt zum einen an der Größe des Landes, zum anderen an den regionalen, sprachlichen und soziokulturellen Unterschieden. Neben Fernsehen und Radio haben sich in den vergangenen Jahren auch soziale Medien rasant entwickelt und die Mediennutzung verändert. Eine Zeitungskrise wie in den USA oder Europa scheint bislang nicht in Sicht. Allerdings gibt es Faktoren, die die Glaubwürdigkeit der indischen Medien bedrohen.
Lesen Sie den gesamten Artikel online unter:
von Nadja-Christina Schneider
Erstmals haben die Wahlberechtigten in Indien bei den diesjährigen Parlamentswahlen die Möglichkeit, „None of the Above“ (NOTA) zu wählen und damit als aktiv Wählende zum Ausdruck zu bringen, dass sie sich durch keine der antretenden politischen Parteien wirklich repräsentiert fühlen. In einem sehr lesenswerten Artikel aus der New York Times vom 24. April 2014 berichtet Sonora Jha darüber, wie beispielsweise die politisch wie medial stark unterrepräsentierten Bauern aus denjenigen Regionen Indiens, die besonders betroffen sind von der Krise der Landwirtschaft, auf diese Weise eine neue Sichtbarkeit gewinnen könnten. Ob die NOTA-Option tatsächlich in längerfristiger Sicht einen politischen Wandel herbeiführen kann, wird derzeit in Indien diskutiert. Interessanterweise präsentiert die International Indian Youth Organization (IIYO) die Aufforderung, NOTA zu wählen in einem Werbeclip als Weg für die indische Jugend, um einerseits zu zeigen, dass sie keinesfalls so apolitisch ist, wie ihr vielfach vorgeworfen wird und andererseits durch ihre NOTA-Wahl ihre Unzufriedenheit mit dem bestehenden Parteiensystem zu artikulieren.
von Bettina Gräf
The three-day international conference was organised by Nadja-Christina Schneider (Humboldt University Berlin) and hosted by the Deutsche-Forschungsgemeinschaft (DFG) research network “Medialisation and Social Change Outside Europe: South Asia, Southeast Asia and the Arab-Speaking Region” (2011–2014). It took place in November 2013 at the Institute for Asian and African Studies at Humboldt University Berlin and was composed of five thematic panels, three keynote lectures, a poster presentation, a film screening and a final discussion round. Encompassing four regions, the panels dealt with media art and documentary filmmaking (1.), the political economy of the media (2.), changing media and religious renegotiations (3.), gender and changing identities (4.) and converging media and changing practices (5.) …
Read full report online:
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/index.asp?pn=tagungsberichte&id=5295
Find more informations about the conference online:
Politische Comedy und soziale Medien in Indien: All India Bakchod
von Nadja-Christina Schneider
Durch das Internet und soziale Medien haben sich die Rahmenbedingungen für Comedy und Satire weltweit stark verändert, was sich aktuell auch sehr gut in Indien beobachten lässt. Da ihnen das Fernsehen zu wenig Freiraum für die Art von Satire und Comedy bot, wie sie die vier jungen Mitglieder der Gruppe All India Bakchod (bakchod = sinnloses Geschwätz), Tanmay Bhat, Rohan Joshi, Ashish Sakya und Gursimran Khamba aus Mumbai machen wollten, begannen sie mit Podcasts und Videos zu experimentieren, die sie mittlerweile regelmäßig in Youtube hochladen. Nicht zuletzt der Wahlkampf in Indien liefert ihnen dafür viel neues Comedy-Futter und die Zahl ihrer Fans scheint in ganz Indien schnell zu wachsen.
Die Youtube-Videos sehen die vier Comedians dabei als ein weiteres Tätigkeitsfeld neben ihren Bühnenprogrammen, auch gegenüber dem Medium Film scheinen sie aufgeschlossen zu sein, wie sie kürzlich in einem Interview mit der Times of India wissen ließen.
Weit über Indien hinaus bekannt wurden die vier jungen Männer vor allem durch ein Video, in dem die erfolgreiche Schauspielerin Kalki Koechlin und VJ Juhi Pandey mit satirischen Mitteln darauf antworten, dass Frauen, die Opfer sexueller Gewalt wurden, allzu häufig selbst die Schuld und Verantwortung dafür zugewiesen wird. Der Clip trifft offenbar einen Nerv bei der indischen Jugend und wurde seit seiner Veröffentlichung vor sechs Monaten bereits fast 3,5 Mio. Mal aufgerufen.
Momentan sind All India Bakchod mit ihrem Programm „Royal Turds“ in Indien auf Tournee, worin sie die Hindi-Filmindustrie aka Bollywood aufs Korn nehmen.
Vier Youtube-Clips zum Einstieg:
AIB feat. Kalki Koechlin: „It’s your fault“„
AIB: „India reacts to ban of pornography“
von Max Kramer
A couple of days ago, on the 13th and the 14th of February (2014), I was attending the annual conference of the Gorakhpur Film Festival Movement (GFM) which was held at the Gandhi Peace Foundation in Delhi. Since its inception in the year 2006 the GFM spread to fourteen cities and towns in northern India, most of them located in the economically weaker areas of eastern Uttar Pradesh, Bihar and Rajasthan. The festival movement (mind the second component: movement) thrives due to the conjunction of new technologies and innovative work: digital projectors make new screening venues reachable and the new connectivities established between local film societies and the central highly mobile unit called ‚the group‘, which is based in Delhi, seem to generate the continuity and rapid expansion. ‚The group‘ promotes the concept of an inter-media platform, combining films with poetry, painting, music, academic lectures and film-related publishing in Hindi. During this year’s conference, the participants were reflecting upon their past work and planning their future strategies. Representatives of about a dozen cities were present. Among those invited to join the network this year was Mohad Gani, a self-taught filmmaker from Mathura who proposed to launch a local edition of the Cinema of Resistance, as the festivals of the GFM are called. I want to tell a few stories surrounding his film Quaid (Imprisoned, 2014) as they disclose some potentials of an independent digital film culture and the new ways of public engagement it relates to. Such an understanding should, however, be properly contextualized; in other words, we will start our journey from Mathura.
Most people in South Asia know Mathura for the adventurous stories of Lord Krishna, the amorous god, the war consultant and the ‚cunning‘ child. Until I saw Quaid, the only films from Mathura I knew belong, perhaps, to the most South Asian of all genres: the yatra-film. Images of temples invite the believer to enter a mediated pilgrimage, a voiceover introduces us to the mythologies of the place while the eyes of divine statues bestow auspicious looks.
However, with Mohad Gani’s fiercely independent film, something rather different emerged from the banks of the Yamuna River. This film is remarkable not only due to its place of origin, but because it tells us something about the potentials of filmmaking in our age. It reminds us that, sometimes, you need nothing more than a relevant subject, a dedicated theater group, your house, an elementary school, a self-taught filmmaker and 2000 Rupees (around 25 €) to make a good movie.
The narrative, based on a short story by Gyan Prakash Vivek, is about a strong-willed boy who is caught in the webs of a malfunctioning school and the business of religiously legitimized quacks. At school, the boy’s creative wit is more feared than being acknowledged. This initiates a destructive circle where, through the ostracism of his Hindi teacher, the boy closes himself off and turns more and more aggressive towards his surroundings. Instead of looking into the dynamics of the conflict, his parents consult a tantric baba who advises them to lock the boy into a room until he would come to his senses again. The plot takes a turn when an open-minded teacher joins the local school. He learns about the locked up boy on the roof and carefully attempts to establish contact with him. He slowly builds up trust and reassembles the causes which led to the boy’s imprisonment.
This film can perhaps best be understood as a cultural artifact circulating in a web of stories weaved around it. Beyond the screens of commercially ‚big‘ cinema, the filmmakers often travel along with their films and discuss them with local audiences, thereby adding multiple layers of narrative to the meaning of the film performance. These layers may include the story of the production of the film or some biographical sketches of the professional struggle of the filmmakers.
Mohad Gani did not visit school for more than four years and elementary education in state run schools in non-metropolitan India is well known for its notoriously bad condition. When he was about fifteen years old, he taught himself how to read and write Hindi. Together with some friends, Gani launched a street theater group called Sanket Rangtoli. He wanted to make films but he did not have the money to buy a camera. Getting admission to a film school was, of course, out of question. Again Gani taught himself to edit and direct a film. With his sewing work and the help of some friends he managed to save enough money to buy a camera. Together with the street theater group and some family members, he started producing Quaid about a year ago. They also set up a local film society called Jan Cinema (People’s Cinema) and bought a projector. With this projector the group travels through the city, bringing their films to the audiences they want to address, just as they have done before with the street theater performances. These films are, of course, not just shown, but also discussed with the audience.
Technical stories about minimal budget projects are often fun to hear and sometimes instructive to understand the potentials of digital filmmaking. Just one example: for building a camera dolly the crew put wheels under a table and fixed a chair on top of it. There are some aspects of a ‚third cinema‘ (e.g. Solanas/Gettino/Espinosa) which only came to a broader realization after digital film technology really took off. One way to understand this is in relation to the mobilities of independent film practices. Just as the street theater, films such as Quaid and their crews are coming to your part of town and maybe screen their next film on your neighbour’s wall. They provide us with a glimpse of emerging practices of political filmmaking in South Asia. By engaging in collectively negotiated processes of meaning, they pose a challenge to established modes of production. The next months will show how far Quaid will travel and how it will engage with audiences in South Asia and perhaps beyond. In the meantime, Jan Cinema is already planning their next feature film.
Find an additional article („Cinema of Resistance“) on this Topic online under: http://www.hardnewsmedia.com/2011/10/4174
Topic:
Religion in Digital Games. Multiperspective and Interdisciplinary Approaches
Read table of contents and full articles online: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/religions/issue/view/1449/showToc
von Sahana Udupa
Abstract
The spectacular rise of the Aam Aadmi Party and all the recent controversies it has sparked prompt us to examine the role of media in the making of the „common man“. This article traces the logics of print, television, and social media, to ask what it means to consider AAP as a „media party“.
Economic & Political WEEKLY
Vol – XLIX No. 7, February 15, 2014
Read full article online: http://www.epw.in/commentary/aam-aadmi-decoding-media-logics.html
von Sahana Udupa
Abstract
Exploring the highly competitive bilingual news field in urban India, I illustrate how localization of news content has led to conflictual discourses around who should constitute “the local” and for what end. Mediatized contests over “the local” frame urban politics along linguistic and cultural divides, articulated through populist challenges to neoliberal media discourses of “the global local.” In turning a critical eye to these mediatized contests, I extend the recent emphasis on the need to “ground” globalization studies and explore the concrete ways in which globalization imprints itself on local spaces. I argue that local and global formations are embedded in the dynamics of news fields in ways that elude generalized claims advanced by pessimists of cultural homogeneity as well as by optimists of local resistance.
American Ethnologist
Volume 39, Issue 4, pages 819–834, November 2012
Read full article online: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1548-1425.2012.01397.x/full
Experimenteller Dokumentarfilm, Indien 2008, 28 min
Regie: Ambarien Al Qadar
Kurzessay von Anna Oechslen
Lesen Sie den kompletten Kurzessay zum Film mit dem Titel „Im Schatten der imaginären Über-Mutter“ online unter: https://wikis.hu-berlin.de/mediaiaaw/images/6/6a/Anna_Oechslen_2014_Im_Schatten_der_imagin%C3%A4ren_%C3%9Cber-Mutter.pdf
Sie finden den Trailer zum Film online auf der Videoplattform Vimeo unter: http://vimeo.com/10574837