Archiv für Schlagwort Wissenschaftsjournalismus

Produziert die Wissenschaft zu viel Wissenschaft? Und wie neu ist das Phänomen des ‚Attention Decay‘ in der Wissenschaft?

Eine Anmerkung von Ben Kaden (@bkaden)

Bei der Süddeutschen Zeitung wurde eine kuriose Überschrift daraus: Studie: Wissenschaftler produzieren zu viele Studien. Aber ganz so selbstbezüglich wie das zunächst klingt, ist die unlängst auf arXiv.org publizierte Arbeit von Pietro Della Briotta Parolo, Raj Kumar Pan, Rumi Ghosh, Bernardo A. Huberman, Kimmo Kaski und Santo Fortunato zum Attention decay in science nicht. Verschiebungen in der Aufmerksamkeitsökonomie in der Wissenschaft wirken selbstverständlich erheblich auf die Frage zurück, wie wissenschaftliche Publikationen sinnvoll vermittelt werden können und sollen. Am Ende steht möglicherweise die Frage, ob die herkömmlichen Form des wissenschaftlichen Aufsatzes bzw. der wissenschaftlichen Monografie überhaupt noch auf die neuen Wahrnehmungs- und Filterkonventionen passen. Eine stärkere Öffnung hin zu dynamischen Formen im Social Web ist zumindest in den Geisteswissenschaften freilich noch nicht in Sicht, wie Thomas Thiel vergangenen Mittwoch in der FAZ von der Wissensspeicher-Tagung in Düsseldorf zu berichten wusste:

„Dass man die Schleusen der Wissenschaft nur für qualitativ gesichertes Wissen öffnen und Social Media und Blogs dem Experimentellen, Vorläufigen und Wissenschaftsjournalistischen überlassen solle, stieß unter Professoren auf große Sympathien.“ (Thomas Thiel: Die Neuvermessung des elektronischen Speicheruniversums. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.03.2015, S. N4. Für eine umfänglichere Auseinandersetzung mit diesem Bericht siehe LIBREAS-Tumblr)

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Wissenschaftsblogs aktuell. Zu einem Artikel im Tagesspiegel

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Der Beitrag Astrid Herbolds zu „bloggenden Wissenschaftlern“ im Tagesspiegel vom 19.02. entging uns zunächst, ist jedoch sehr relevant für unsere Beschäftigung mit den digitalen Formen der Wissenschaftskommunikation und soll daher wenigstens kurz verzeichnet werden. (Astrid Herbold: Kurz und bündig. Was bloggende Wissenschaftler umtreibt – und was die Lese[r] davon haben. In: tagesspiegel.de, 19.02.2015)

Ausgangspunkt ist der neueingerichtete Blog zur Zeitschrift Feministische Studien. Dass man Weblogs begleitend zu Zeitschriften einrichtet, ist nicht ganz neu. So ging zum Beispiel LIBREAS mit einem Weblog bereits in der Mitte des vergangenen Jahrzehnts online und ist mittlerweile auch auf das noch niedrigschwelligere Tumblr expandiert, um das Microblogging vom originäreren Bloggen zu trennen. Allerdings stellte sich da bei einer genuin elektronischen Open-Access-Zeitschrift auch kein größerer Medienbruch ein.

Bei den Feministischen Studien war dies jedoch der Fall. Ausgangspunkt der Entscheidung pro-Blog war, wie der Tagesspiegel berichtet, das Schwinden der Abonnenten und damit das Sinken der Reichweite. Damit sind sie, so Astrid Herbold, „voll im Trend“.

Die Skepsis dem Medium Blog gegenüber ist in der Wissenschaft offenbar wenigstens dann rückläufig, wenn es um die Wissenschaftskommunikation in die allgemeine Öffentlichkeit hinaus geht, also das, was man im internationalen Sprachraum auch „Public Engagement“ oder „Outreach“ nennt. Blogbeiträge sind daher in dieser Lesart (also der des Artikels) keinesfalls wissenschaftlichen Artikeln ebenbürtig, sondern liegen mehr im Bereich der Organisationsvermittlung:

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2. März 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
Veröffentlicht unter Allgemein