Future Publications in den Humanities

Wissenschaftsblog zum DFG-Projekt Fu-PusH

De Gruyter denkt Publikationen von der Technologie her. Und weitere Eckpunkte des BBKs vom 07.07.2015.

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Beschäftigt man sich mit der Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens, so ist – derzeit jedenfalls noch – von großer Bedeutung, welche Vorstellungen die Wissenschaftsverlage, tradierte Intermediäre zwischen den Publikationen und den Bibliotheken als Großabnehmern, von dieser haben. Wenn nun Anke Beck, Geschäftsführerin des Verlages Walter De Gruyter, im Berliner Bibliothekswissenschaftlichen Kolloquiums (BBK) des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin die „Positionierung eines mittelständischen Verlages“ in der aktuellen wissenschaftsverlegerischen Landschaft beschreibt, ist das folglich ein vielversprechender Termin. Und in der Tat erhielt man als Beobachter einen sehr guten Einblick in das Denken, Planen und Selbstverstehen solcher Akteure.

Anke Beck mühte sich sichtlich, eventuellen Vorurteilen und nicht nur positiven Einschätzungen präventiv entgegenzuwirken, die nicht zuletzt während der recht offensiven und öffentlichkeitswirksamen Umstrukturierungen durch ihren Vorgänger Sven Fund gerade im geisteswissenschaftlichen Bereich und auch im Bibliothekswesen entstanden. De Gruyter, so betonte sie, sei ein Familienbetrieb, dem es gerade nicht um die Erhöhung des Shareholder-Value ginge und der auch jeder Börsenhandelslogik enthoben wirtschaften kann. Damit macht er jährlich etwa 50 Millionen Euro Umsatz. Im Vergleich zu den wirklich großen Verlagen, Springer und Elsevier zum Beispiel, ist das nicht nur auf dem Tortendiagramm, mit dem die Betonung der Überschaubarkeit unterstrichen wurde, wenig. Sondern auch objektiv. Mit 300 MitarbeiterInnen besitzt De Gruyter etwa die Größe des Wiener Springer Verlags. Diese sorgen dafür, dass u.a. 1300 Buchtitel im Jahr und 700 laufende Zeitschriften erscheinen und die 40 Datenbanken gepflegt werden. Im Vergleich zu anderen mittelständischen Wissenschaftsverlagen in Deutschland ist das wiederum gewaltig.

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Gibt es Schnittmengen zwischen digitalem Journalismus und digitaler Wissenschaftskommunikation?

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Die Beobachtung von Trends im Bereich der Enhanced Publikationen im Rahmen des Fu-PusH-Projektes zeigt, dass es für das erweiterte Publizieren im Web derzeit einen besonders heißlaufenden Innovationsinkubator gibt. Dieser befindet sich nicht im Feld der Wissenschaft sondern im Onlinejournalismus. Das NiemanLab, stabil zu empfehlender Anlaufpunkt zu Entwicklungen in diesem Bereich, veröffentlichte daher gestern einen Beitrag, in dem Ideen des Facebook-CEOs Mark Zuckerberg zur Zukunft einer Facebook-moderierten journalistischen Arbeit zusammengefasst werden.

Auffällig ist an dieser Entwicklung, dass die Einbindung und Dissemination von journalistischen Inhalten (man kann beim Digital Journalism wohl nicht mehr wirklich von Presse und vermutlich auch nicht mehr von Artikeln sprechen) in diesem Szenario nicht mehr als Erweiterung verstanden werden kann. Vielmehr wird das Soziale Netzwerk direkt zur Publikationsplattform. Inwieweit die Inhaltsobjekte unanabhängig genug sind, um auch außerhalb von Facebook vernetzt zu werden. Eindeutig lässt sich jedoch auch hier ein Anspruch an Granularisierung, also das Zergliedern von Inhaltselementen bzw. Teilen einer Story in separat publizier- und vielleicht kombinierbare Einheiten feststellen. Zuckerberg:

„There’s an important place for news organizations that can deliver smaller bits of news faster and more frequently in pieces.“

Die zweite aus Sicht der Publikationserweiterungen relevante Entwicklung zeichnet sich im Bereich multimedialer Inhalte bzw. „rich content“ ab:

„On richness, we’re seeing more and more rich content online. Instead of just text and photos, we’re now seeing more and more videos. This will continue into the future and we’ll see more immersive content like VR. For now though, making sure news organizations are delivering increasingly rich content is important and it’s what people want.“

Inwieweit sich gerade aus der Prognose einer zunehmenden Bedeutung von Prinzipien der virtuellen Realität – ein Ansatz an dem sich vor einigen Jahren aus einer anderen Warte der Hype um Second Life abarbeitete – auch in die Wissenschaft einbringen werden, muss man genauso abwarten, wie die Klärung, ob und wie weit man in solchen Zusammenhängen überhaupt noch von Publikationen sprechen kann. Die virtuellen Forschungsumgebungen wurden jedenfalls vorerst weitgehend als zu mächtig, teuer und unpraktisch für die alltägliche Forschungsarbeit zugunsten einzelner und weniger aufwendiger digitaler Werkzeuge als Entwicklungshorizont für die digitale Wissenschaft zurückgestellt.

Geht man jedoch zum Beispiel im Feld der Digital Humanities davon aus, dass sich einzelne Elemente (z.B. 3D-Simulationen) sinnvoll und leicht zugänglich so granularisieren lassen, dass sie entweder als Laborsimulationen oder als Forschungsdokument in den Prozess der wissenschaftlichen Kommunikation eingebunden werden können, ist es keinesfalls abwegig, auch derartige Elemente für zukünftige Publikationsszenarien in den Geisteswissenschaften in Betracht zu ziehen.

Was multimediale Inhalte betrifft, stellt das Urheberrecht bekanntlich nach wie vor eine ganz zentrale Hürde für eine stärkere Verbreitung dar. Im Idealfall produzieren die WissenschaftlerInnen derartige Inhalte natürlich selber, wie es beispielsweise bei der Visuellen Anthropologie ja schon lange geschieht. Erforderlich wäre hierfür jedoch eine einschlägige Medienkompetenz, die in den Methodenkanon der meisten Fächer erst noch integriert werden müsste. Darüber, ob visual storytelling überhaupt eine Option zur Kommunikation von Forschungsresultaten bzw. zur Gestaltung von Forschungsnarrativen sein kann oder sollte, müssen sich zudem die entsprechenden Fachgemeinschaften überhaupt erst einmal verständigen und dann passende Formate entwickeln.

Insofern bestehen durchaus deutliche Unterschiede zwischen dem webbasierten Publizieren im Journalismus und digital vermittelter wissenschaftlicher Kommunikation. Das sollte die am Thema wissenschaftlichen Publizieren Interessierten allerdings nicht davon abhalten, die Entwicklungen im digitalen Journalismus, die meist mit deutlich höheren Entwicklungs- und Experimentierbudgets ausgestattet sind, im Blick zu behalten. Die genannten Grundprinzipien – Granularisierung z.B. zu Nanopublikationen, multimediale Anreicherungen und partiell auch Simulationen – und auch der Wunsch nach Beschleunigung der Vermittlung weisen durchaus eine gewisse Deckung mit den Ansprüchen wissenschaftlichen Publizierens auf. Und nicht zuletzt vom Datenjournalismus kann die Wissenschaft hinsichtlich des Aspektes der Visualisierung und Forschungsdatenpublikation sehr viel lernen.

NiemanLab / Laura Hazard Owen: Mark Zuckerberg has thoughts on the future of news on Facebook. In: niemanlab.org, 30.06.2015

 

Das Oligopol der Wissenschaftsverlage und die Geisteswissenschaften

Eine Notiz zu

Vincent Larivière, Stefanie Haustein, Philippe Mongeon (2015): The Oligopoly of Academic Publishers in the Digital Era. In: PLOS ONE. June 10, 2015. DOI: 10.1371/journal.pone.0127502

von Ben Kaden (@bkaden)

Nachdem das Fu-PusH-Projekt (also Michael und ich) unlängst vor der Herausforderung standen, in einem Interview für ein Studienprojekt möglichst kompetent Auskunft über Perspektiven in den Sozial- und Geisteswissenschaften zu geben und aus unserer Erfahrung heraus konstatieren mussten, dass die Publikationsbedingungen im HSS-Bereich disziplinär doch sehr unterschiedlich sind, fühlen wir uns nun nachträglich durch eine aktuelle Studie von Bibliotheks- und Informationswissenschaftlern der Université de Montréal sehr bestätigt. Vincent Larivière, Stefanie Haustein und Philippe Mongeon stellen für das Publizieren in den Geisteswissenschaften fest:

„On the other hand, papers in arts and humanities are still largely dispersed amongst many smaller publishers, with the top five commercial publishers only accounting for 20% of humanities papers and 10% of arts papers in 2013, despite a small increase since the second half of the 1990s. The relatively low cost of journals in those disciplines—a consequence of their lower publication density—might explain the lower share of the major commercial publishers. Also, the transition from print to electronic—a strong argument for journals to convert to commercial publishers—has happened at a much slower pace in those disciplines as the use for recent scientific information is less pressing. Moreover, these disciplines make a much more important use of books and generally rely on local journals, all of which are factors that make it much less interesting for big publishers to buy journals or found new ones in the arts and humanities.“

Die nach wie vor starke Konzentration auf das Medium Buch (bzw. die Monografie), überschaubare Erwerbungskosten für geisteswissenschaftliche Publikationen und ein eher zurückhaltender Umgang mit der digitalen Transformation sowie nicht zuletzt die vergleichsweise langsamere Kommunikationsgeschwindigkeit – alles Aspekte, die sich auch in den Fu-PusH-Interviews ermitteln ließen – haben im Nebeneffekt dazu geführt, dass im geisteswissenschaftlichen Publikationsbereich bis heute eine recht große Vielfalt an Verlagen erhalten blieb. Für die Big Five – Reed-Elsevier, Wiley-Blackwell, Springer, Taylor & Francis und Sage Publications – sind andere wissenschaftskommunikative Felder als Schwerpunktgeschäft offenbar interessanter. Was ganz und gar nicht heißt, dass es im geisteswissenschaftlichen Bereich nicht auch Konzentrationsbestrebungen gibt, wie beispielsweise in Deutschland die Verlagspolitik des Verlag Walter De Gruyter in den vergangenen Jahren deutlich zeigte.

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15. Juni 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
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In Deutschland werden kaum digitale Lehrbücher verkauft. Meldet die FAZ.

Mittlerweile liegen die Wirtschaftszahlen des deutschen Buchhandels für das Jahr 2014 vor und werden heute eifrig in der Presse referiert. Unter anderem berichtet der Wirtschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass das Ende der Trilogie Shades of Grey eine spürbare Delle im Gesamtumsatz hinterließ. Spannender aus Fu-PusH-Perspektive ist jedoch ein anderer Aspekt: von den in Deutschland verkauften E-Books sind offenbar nur 6 % dem Bereich Sachbücher zuzuordnen. Die Zeitung merkt dazu an:

„Das deckt sich mit Erfahrungen von Fachbuchverlagen, wonach vor allem Lehrbücher immer noch zu 90 Prozent als gedruckte Ausgabe gekauft werden, weil man sich so besser einen Überblick über den Inhalt verschaffen und mit ihm aktiv arbeiten kann (Anmerkungen, Hervorhebungen, Hinweise).“

Das kontrastiert ein wenig das Leitnarrativ, welches der Verleger Matthias Ulmer 2009 in der Frühphase des Konfliktes um die Digitalisierung von Bibliotheksbeständen für die Nutzung an elektronischen Leseplätzen in Bibliotheken (§ 52b UrhG) in einem Brandartikel im Boersenblatt begründete. Er schrieb:

„Seit vergangener Woche ist das Lehrbuch in Deutschland tot.“

Sechs Jahre danach muss man sagen: Es lebt offenbar. Vielleicht liegt das auch daran, dass das ebenfalls sehr plastisch modellierte Szenario

„Der Buchhändler vor den Toren der Uni geht vor seinen Auslagen auf und ab und wundert sich. Nach der Vorlesung strömen die Studenten nicht zu ihm, um die Literatur für das Semester zu kaufen, sie strömen mit gezücktem USB-Stick in die Bibliothek.“

gar nicht so viel mit der Realität zu tun hat(te), eben weil – siehe Zitat aus der FAZ – eine digitale Kopie eines Lehrbuchs, zumal eine, die eher nur ein reines Scanabbild darstellt, nicht dem entspricht, was einer auf Lernerfolg gerichteten Auseinandersetzung mit solchen Medien entspricht. Erstaunlich ist freilich, dass sich digitale Varianten, die derartige Enhancements bieten, bisher nicht auf dem Buchmarkt durchsetzen konnten. Die Gründe dafür sind vermutlich vielfältig und reichen vom diesbezüglich überschaubaren Angebot seitens der Verlage bis hin zu den Anforderungen an die Hardware, die nicht selten eine simple aber grundsätzliche Nutzungshürde darstellen.

Eine Lösungsvariante könnte man in browserbasierten und eher als E-Learning-Applikationen denn als Lehrbücher zu verstehenden Vermittlungsformen sehen. Annotieren, Hervorheben, Kommentieren, Teilen sind Grundprinzipien zeitgenössischer Webnutzung und für alle dieser Nutzungsformen sind anwendbare Werkzeuge längst entwickelt. Wie entsprechende tragfähige Geschäfts- und Lizenzmodelle aussehen können und wie sich traditionelle Lehrbuchverlage, die mehr denn je Softwareentwicklungspartner brauchen, dabei aufzustellen vermögen, ist dagegen sicher eine noch zu bewältigende Herausforderungen. Entsprechend verwundert es nicht, dass der Printmarkt für Lehrbücher nach wie vor deutlich größer ist als der Digitalmarkt. Sowohl Form wie auch Nutzungsregeln sind sofort einsichtig und weithin bekannt. Und dazu kommt, dass man mit dem gedruckten Lehrbuch ohne Login und unter jeder Lichtquelle sofort in die Interaktion mit dem Lernstoff einsteigen kann. Für die Mehrzal der Lehrbuchnutzer_innen dürfte dies nach wie vor ein maßgebliches Kriterium sein.

(bk / 10.06.2015)

FAZ / geg.: Dem Buchhandel fehlen die Bestseller. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.06.2015, S. 21

Matthias Ulmer: Die Landesbibliothek als Copyshop. In: boersenblatt.net, 02.04.2009

10. Juni 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
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Clipper – ein Werkzeug zur Annotation von „time-based-media“.

Über die Repositories-Mailingliste der JISC wurde heute ein von eben dieser JISC im Rahmen des Research Data Spring gefördertes Projekt namens Clipper mit dem Aufruf zum Feedback gestreut. Mit dem auf den ersten Blick, nämlich dem des Demos, erfreulich überschaubar gehaltenen und auf HTML5 setzenden Werkzeugs soll es möglich sein, Bewegtbild, Tonaufnahmen und also so genannte „time-based media“ zu markieren und zu annotieren sowie die Annotationen, mit einem URI versehen, zu teilen. In der Beschreibung liest sich das folgendermaßen:

Users will be able to specify what parts of a video or audio recording to select and share in the form of ‘virtual clips’, by indicating a source, start and end time. In addition, they can associate descriptive textual annotations with each clip that are used as a basis for exploratory search across clip collections. Clips from the same, or different, video and audio files, can be combined to create a clip playlist – which we call ‘cliplists’ – that enable researchers to structure and view the data according to their coding themes. Rather than just embedding an online video or linking to one, Clipper opens up new possibilities for research data service development using time-based media.

Ein Democlip auf Youtube visualisiert das entsprechend:

https://www.youtube.com/watch?v=cycVZSSdSho

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8. Juni 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
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Die Empfehlungen der BBAW zur Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens

Eine Anmerkung von Ben Kaden (@bkaden)

Im Deutschlandfunk konnte man unlängst einen Dialog hören, der alle, die sich permanent im Bereich digitaler Wissenschaftskommunikation und z.B. auch den Digital Humanities bewegen, noch einmal daran erinnern könnte, dass zwischen dem, was für sie selbstverständlich scheint und dem, was wissenschaftsgesellschaftlicher Mainstream ist, eine deutliche Lücke besteht. Benedikt Schulz unterhielt sich mit dem Wissenschaftssoziologen Peter Weingart über Open Access und führte zum Ende des knappen Interviews noch einmal eine Grundfrage an:

„Vielleicht mal mit Blick in die Zukunft: Wird denn digitale Publikation das wissenschaftliche Arbeiten an sich verändern?“

Für uns ist das ja eher ein Blick in die jüngere Vergangenheit, denn die Veränderung ist längst da und an vielen Stellen führte sie zu neuen Quasi-Standards. Peter Weingart betont dies ja auch in seiner Antwort:

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Choose Privacy Week 2015: Was passiert mit unseren Daten in der Bibliothek 2.0?

Ein Gastbeitrag von Katharina Leyrer

Choose Privacy Week 2015: Was passiert mit unseren Daten in der Bibliothek 2.0?

Michael Zimmer fordert Best Practice Beispiele für den Schutz von Persönlichkeitsrechten

Die erste „Choose Privacy Week“, initiiert von der American Library Association (ALA), fand im Mai 2014 in den USA statt. Ziel war es, einen landesweiten Diskurs über Privatsphäre im digitalen Zeitalter anzustoßen, Tools für Bibliotheken zur Schulung ihrer NutzerInnen im Bereich Datenschutz bereitzustellen und BürgerInnen so in die Lage zu versetzen, sich kritisch mit Privatsphäre auseinandersetzen und informierte Entscheidungen treffen zu können [1]. Ein Jahr später, im Mai 2015, hat das Thema Persönlichkeitsrechte und Datenschutz an Aktualität nichts eingebüßt: Das zeigen immer neue Enthüllungen von Überwachungs- und Spionageaktivitäten von Geheimdiensten und Diskussionen um Gesetzesvorhaben, die deren Ausbau erlauben (beispielsweise das „Loi sur le renseignement“, das die französische Nationalversammlung am 4. Mai mit großer Mehrheit verabschiedet hat und das die umfassende Erfassung, Speicherung und Auswertung persönlicher Daten erlaubt). So veranstaltet auch die ALA dieses Jahr erneut eine Choose Privacy Week und veröffentlicht weiterhin Artikel zum Thema Datenschutz und Privatsphäre – so auch einen Beitrag von Michael Zimmer über die Entwicklung von Best-Practice-Beispielen für den Schutz von Persönlichkeitsrechten in der Bibliothek 2.0.

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28. Mai 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | Kein Kommentar »
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Die Hand und das Digitale. Aktuelle Werkzeuge zur Übertragung von Handlichkeit in die Cloud.

Sehr häufig sind bei der Betrachtung des Verhältnisses von analog zu digital gerade die Schnittstellen interessant. Digitale Technologien bzw. Geschäftsmodelle, die auf analogen Praxen aufsetzen, sehen sich häufig herausgefordert, hier möglichst weiche und für die Anwender aufwandsarme Übergänge zu schaffen. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei das Erzeugen von Zeichen bzw. Bildern mit der Hand. Christoph Schmälzle berichtete am vergangenen Mittwoch im Wissenschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter der Überschrift „Die sehende Hand“ von einer Tagung, die dieses Thema umkreiste:

„Im Anschluss an den Zoologen Gerhard Neuweiler wies [Horst] Bredekamp der motorischen Intelligenz nun eine gattungsgeschichtliche Schlüsselrolle zu: „Handlichkeit“ ist demnach die zentrale Möglichkeitsbedingung für die Entfaltung des Denkens. Mit Blick auf die Zukunft muss offenbleiben, inwiefern das Wischen auf Bildschirmen dieselbe evolutionäre Dynamik entfalten kann wie traditionelle Formen des differenzierten Fingergebrauchs, etwa Zeichnen oder Klavierspielen. Auffällig ist jedenfalls der Befund, dass die neuen Medien die Haptik der alten zunehmend imitieren, sei es aus Akzeptanzgründen, sei es, weil daran nichts mehr zu verbessern ist.“ Christoph Schmälzle: Die sehende Hand. [Bericht zum Symposium “Don´t touch! Touch screen!”] In: FAZ, 15.04.2015, S. N3)

Wie diese Imitation aussehen kann, zeigt unter anderem die Geschäftsidee von FiftyThree. Bei ihr wird nicht mehr gewischt, sondern mit einem aus Walnussholz geschnitzten Stift direkt auf dem iPad per App gezeichnet. Das Gefühl der Handlichkeit wird halbwegs bewahrt, auch wenn die Widerständigkeit des Zeichenmaterials in diesem post-materialen Szenario nicht der des Papiers entspricht. Die Anwendung zeigt zugleich, dass vermutlich eher das Konzept der Computermouse als Interaktionsmedium mit digitalen Werkzeugen verschwinden wird, als die Idee des Stiftes, die sich in solchen Ideen wiederbelebt findet.

Mix by FiftyThree / Create Together from FiftyThree on Vimeo.

Wer dagegen nach wie vor auf Papier schreiben oder zeichnen will, findet mittlerweile selbstverständlich ebenfalls Dienstleister, die die Übertragung ins Digitale übernehmen. Die Idee der der Mod Notebooks der Firma Need/Want adressiert die Frage, wie man die in den nach wie vor besonders im Moleskine-Format äußerst populären klassischen Notizbücher enthaltenen Notizen, Skizzen, Entwürfe dauerhaft in einer Cloud digital archivieren und zugänglich halten kann. Die Lösung dürfte auch die Post freuen: Man sendet das Notizbuch einfach an den Anbieter, der die Digitalisierung übernimmt und das Analogprodukt im Anschluss wahlweise dem Urheber zurückschickt oder recycelt. Das ganze Dienstleistungspaket (Buch, Porto, Digitalisierung und offenbar auch dauerhaftes Hosting) kostet derzeit $29. Ein klassisches Moleskine-Notizbuch kostet etwa die Hälfte. Allerdings hat Moleskine vermutlich nicht zufällig Mod-Notebooks, so genannte Livescribe-Notebooks, im Sortiment, die funktional ein wenig zwischen dem Graphite-Stift von FiftyThree und eben den Mod-Kladden liegen. Hier wird mit einem – separat erhältlichen und vergleichsweise dann doch eher teuren Smartpen – zugleich auf Papier und per App auf dem Tablet dokumentiert, was die Hand so zu zeichnen hat.

Die Sinnlichkeit der Kreation per Hand ist, wie man sieht, folglich nicht notwendig allein an das Papier gebunden und das Wischen über den Touchscreen als eher grobe Interaktionspraxis nicht der digitalen Taktilität letzter Schluss. Und vermutlich befinden wir uns erst am Anfang einer, wenn man so will, digitalen Sinnlichkeit. Denn das Handliche ist am Ende der auch nur eine Variante auf der Beziehungslinie von Körper und Kognition. Und so fragte man auch folgerichtig nach der Tagung, von der die FAZ berichtete:

„Und spätestens seit Ferran Adriàs Einladung zur Documenta 2007 ist das Kulinarische, der Geschmack in seiner elementarsten Form, im Kunstbetrieb angekommen. Eine weitere Frage lag in der Luft: Wo bleibt – nach Auge, Hand und Mund – die Nase?“

(bk / 20.04.2015)

20. April 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | 2 Kommentare »
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Das Fu-PusH-Team sucht Verstärkung

Heute ist die offizelle Stellenausschreibung (MediendesignerIn) für unser DFG-Projekt Fu-PusH in der HU-Info 08/2015 (PDF-Download) erschienen:

ZE Universitätsbibliothek
Beschäftigte/r mit 1/2-Teilzeitbeschäftigung – E 13 TV-L HU (Drittmittelfinanzierung befristet bis 30.04.2016)
Aufgabengebiet: Mitarbeit im Rahmen des DFG-Projektes Fu-PusH, insb. Konzeption und Umsetzung von erweiterten Publikationsformen („enhanced publications“) für die Geisteswissenschaften (Anreicherung, Kontextualisierung, kollaboratives Arbeiten, intuitives Navigieren); Modellierung innovativer Publikationsszenarien auf der Basis der Befragungsergebnisse; Durchführung der experimentellen Phase des Vorhabens hinsichtlich prototypischer Publikationsszenarien (Aufbereitung und Gestaltung des Frontends, Services und Unterstützung im Backend, Berücksichtigung finanzieller und rechtlicher Rahmenbedingungen – Geschäfts- und Verantwortungsmodelle, Kostenpauschalen, Nutzungslizenzen); Auswertung der Ergebnisse sowie Mitwirkung bei der Erweiterung von Handlungsempfehlungen
Anforderungen: Abgeschlossenes wiss. Hochschulstudium in Mediendesign, Digitale Medien oder vergleichbare Studiengänge; umfassende Kenntnisse im Bereich elektronischer Medien und deren Publikationsformen; Erfahrungen in Mediendesign bzw. Webdesign; sehr gute gestaltungsrelevante IT-Kenntnisse (insb. XML, HTML5, EPUB3, PDF/A-3, RDF); Kenntnisse der Bedingungen und Strukturen wiss. Kommunizierens und Publizierens; Kenntnisse der aktuellen Entwicklung digitaler Kommunikationsformen, insb. im Bereich Social Media; sehr gute Englischkenntnisse, Erfahrungen bei der Gestaltung elektronischer wiss. Publikationen erwünscht; Kommunikationsfähigkeiten und Experimentierfreude
Auskünfte erteilen Herr Kleineberg bzw. Herr Kaden unter 030/2093-99240.

HU INFORMATION Nr. 08/2015 / 17. April 2015
Bewerbungen (inkl. Arbeitsproben) sind innerhalb von 3 Wochen unter Angabe der Kennziffer DR/060/15 an die Humboldt-Universität zu Berlin, ZE Universitätsbibliothek, Verwaltung, Unter den Linden 6, 10099 Berlin zu richten.
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Zur Sicherung der Gleichstellung sind Bewerbungen qualifizierter Frauen besonders willkommen. Schwerbehinderte Bewerber/innen werden bei gleicher Eignung bevorzugt. Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund sind ausdrücklich erwünscht. Da wir Ihre Unterlagen nicht zurücksenden, bitten wir Sie, Ihrer Bewerbung nur Kopien beizulegen.

17. April 2015 | Veröffentlicht von ehemaliges Mitglied | Kein Kommentar »
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Die DFG-Fachinformationsdienste und die Anforderungen der Geisteswissenschaften. Zu einem FAZ-Artikel.

Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)

Auf der Seite Forschung und Lehre der Frankfurter Allgemeinen Zeitung setzt sich heute (Mittwoch, 08.04.2015) der Historiker Martin Schulze Wessel sehr ausführlich mit der Umorientierung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Bereich der wissenschaftlichen Literaturversorgung von Sondersammelgebieten (SSG), bei denen jeweils eine Bibliothek schwerpunktmäßig für ein Wissenschaftsfeld sämtliche verfügbare Fachliteratur zur erwerben anstrebt, in Fachinformationsdienste (FID), die die Fachinformationsversorgung in den Disziplinen flexibler organisieren soll:

„War es das Kernanliegen des alten Systems, durch einen umfassenden Bestandsaufbau nach einheitlichen Kriterien auf möglichst alle Anfragen aus der Wissenschaft reagieren zu können, so kehrt das neue System die Rollen um: Die Wissenschaft selbst soll künftig ihre Erwartungen und aktuellen Bedürfnisse artikulieren; den Bibliotheken wird der enge Austausch „mit bedeutenden Forschungsverbünden im jeweiligen Fachgebiet“ nahegelegt.“

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8. April 2015 | Veröffentlicht von Ben Kaden | 2 Kommentare »
Veröffentlicht unter Literaturbericht