Aus der Organisation – Umfragen zum digitalen Semester

Zu Beginn der Corona-Pandemie waren Ausmaß und Folgen nicht absehbar. Die IT- und Medien-Einrichtungen der Hochschulen mussten in kürzester Zeit Dienste für digitale Lehre skalieren oder gar neu aufbauen. Der CMS hat daher zusammen mit ZKI und AMH im Jahr 2020 mehrere Umfragen zu Szenarien, Technologien und Veränderungen für das digitale Sommersemester und zur Unterstützung von Home-Office durchgeführt1, 2, 3.

Die Umfragen sollten einen Überblick über Lösungsansätze und Werkzeuge verschaffen, um der Situation zu begegnen, sowie Szenarien für die digitale Lehre und für digitale Prüfungen sammeln und ermitteln. Dieser Überblick hilft dabei, Ansätze und Szenarien für die eigene Einrichtung zu überprüfen.
Die Umfragen zeigen, wie dynamisch und unterschiedlich die Hochschulen bei der Vorbereitung des digitalen Sommersemesters und dem Aufbau von Infrastruktur für die digitale Lehre vorgingen. Die Herausforderungen lagen in der Bereitstellung neuer Dienste binnen weniger Wochen, in der hohen Nutzungs- und Beratungsintensität, der technischen Skalierung sowie Fragen der Ausstattung von Beschäftigten und Studierenden. Hierbei ist beeindruckend, in welch kurzer Zeit neue Services erfolgreich bereitgestellt wurden.
Insgesamt sind die Umfrageteilnehmenden sehr zufrieden mit den neuen Diensten. Bei den Videoaufzeichnungs- und Videokonferenzprodukten gibt es einen leichten Wertungsvorteil für Cloud- gegenüber Open-Source-Lösungen. Demgegenüber steht eine höhere Integrationstiefe der Open-Source-Lösungen in bestehende Service-Landschaften.

Keine Hochschule berichtet von dauerhaften Problemen bei der Umstellung auf das digitale Semester. Dies deutet darauf hin, dass sie bereits die Grundlagen für Digitalisierungsprojekte gelegt hatten.
Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die meisten Dienste noch nicht vollständig etabliert und viele Fragen noch offen sind. Das erste digitale Semester bot ein breites Experimentierfeld, als alle Beteiligten dankbar für Dienste und Hilfen für die digitale Lehre waren und dabei auch Provisorien akzeptierten. Für ein zweites digitales oder hybrides Semester steigen die Anforderungen.


Aufbau neuer Dienste

Viele der neu eingeführten Produkte und Lösungen sind nicht mit Personalkapazitäten hinterlegt. Nur 15% geben an, dass für die Aufgaben unbefristete Stellen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wurden in den meisten Fällen keine externen Dienstleister involviert.
Compliance-Aspekte wie IT-Sicherheit, Datenschutz, Barrierefreiheit, Mitbestimmung und Dokumentation sind in den meisten Fällen noch in Bearbeitung, wobei Datenschutz noch am häufigsten abgeschlossen ist.


Herausforderung digitale Prüfungen

Ein Fragenschwerpunkt galt geplanten digitalen Prüfungen, häufigste Nennungen waren mündliche Prüfungen, E-Assessments von zu Hause oder vor Ort sowie schriftliche Prüfungen vor Ort. Moodle ist bei den technischen Services die meistgenannte Plattform. Als Herausforderungen werden rechtliche Fragestellungen, funktionierende Technik – in der Hochschule wie zu Hause – sowie Fragen der Prüfungsgerechtigkeit und Identitätsprüfung am häufigsten genannt.


Veränderungen für die Einrichtung

Als absehbare Veränderungen wurden Aspekte der stärkeren übergreifenden Zusammenarbeit sowie die deutlich gestiegene Priorität von Digitalisierung, Online-Lehre und Videokonferenzen genannt. Weitere Nennungen sind die
hohe Dynamik der zeitlichen Anforderungen an die Bereitstellung von Diensten und eine Verschiebung der Nutzungsszenarien hin zur Nutzung der Hochschulinfrastruktur von außerhalb – für Beschäftigte wie Studierende.
Zu den weniger erfolgreichen Maßnahmen zählten die teilweise ad hoc aufgebauten Support-Strukturen, die Nachfragen und Beratungsbedarf nicht gewachsen sind. Weitere Antworten beziehen sich auf Probleme bei der technischen Skalierung und die Schwierigkeit, Präsenzformate in erfolgreiche Online-Szenarien umzudenken. Die Antworten werden häufig mit der Einschätzung verbunden, die neuen Online-Szenarien und die stärkere Nutzung von Online-Diensten dauerhaft beizubehalten.

Verbesserungspotenzial wird vor allem bei der Kommunikation gesehen, der frühzeitigen Erarbeitung von Best-Practice-Beispielen für Lehrende und in mehr Beratungsangeboten. Auch wird angegeben, dass künftig früher auf eine angemessene Ressourcenausstattung geachtet werden muss.

1 https://zenodo.org/record/3826557
2 https://zenodo.org/record/3925120
3 https://zenodo.org/record/4300202

31. Mai 2021 | Veröffentlicht von cmsredakteur
Veröffentlicht unter CMS-Jahresbroschüre 2020/21

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