Herr Stange, Ihre langjährige Dienstzeit an der Humboldt-Universität neigt sich im Jahr 2019 dem Ende entgegen. Können Sie ein paar Höhepunkte noch einmal Revue passieren lassen?
Nach meinem Mathematik-Studium (an der HU) hatte ich im September 1979 meine Arbeit am damaligen Rechenzentrum aufgenommen. Das waren die Zeiten, als im Erdgeschoss des Hauptgebäudes der zentrale Rechnerraum betrieben wurde, bestückt mit einem Großrechner ES 1022, der die gesamte HU mit IT-Dienstleistungen versorgte. Anfangs war ich als (damals so bezeichneter) Systemprogrammierer tätig, d. h. mit meinen Kolleginnen und Kollegen versuchten wir, diverse Systemschwächen in der IT-Landschaft durch geeignete Softwareergänzungen („SPOOL“ und „TSO“) auszugleichen. Nach einem 6 monatigen Aufenthalt an der Lomonossow-Universität in Moskau trat Ende 1989 mit der Wende der unbestrittene Höhepunkt in meinem Berufsleben ein, der mein bzw. unser gesamtes technisches, strukturelles, rechtliches und persönliches Umfeld total veränderte.
Wie lassen sich heute, nach fast 30 Jahren, diese Umbruchzeiten reflektieren?
Neben einer zwischenzeitlichen Verunsicherung bei allen Kolleginnen und Kollegen vor einer unklaren Zukunft eröffneten sich doch bald die neuen Möglichkeiten und Chancen, fast von „Null“ etwas ganz Neues aufbauen zu können. So gab es beispielsweise die Besonderheit, dass der neue Direktor des Rechenzentrums im Februar 1990 durch die Belegschaft gewählt wurde. Später erfolgte eine formale Bestätigung des Wahlergebnisses durch die Universitätsleitung. Auch wurde im Rechenzentrum die Einrichtung eines Belegschaftssprechers beschlossen, eine Rolle, die ich in den turbulenten Wende-Monaten einnehmen durfte. Diese Funktion existiert tatsächlich heute noch. Diese Zeiten hatten mein Interesse geweckt, mich auch außerhalb des eigentlichen Arbeitsgebietes für die HU zu engagieren, so dass ich auch in späteren Jahren in den Gremien und Kommissionen der HU tätig war.
Wie änderten sich das fachliche Umfeld und Ihr Arbeitsgebiet in den folgenden Jahren?
Im Zuge der fachlichen Neuorientierung des Rechenzentrums (später CMS), auch vor dem Hintergrund der Vergangenheit, stellte sich schnell heraus, dass das Gebiet der Beschaffung und Lizenzierung von Software eine wichtige Rolle spielen wird. Es war aus meiner Sicht ein großer Vorteil, dass sich die HU für eine zentrale Stelle des Software-Beschaffungs- und Lizenzmanagements entschieden hatte. Aufgrund dessen war es möglich, tatsächlich das Know-How im CMS aufzubauen, Lizenzbeschaffungen zu bündeln bzw. in Verträgen zu verankern und für die Einrichtungen der HU zentrale Ansprechpartnerinnen und -partner anbieten zu können. Besonders sei an dieser Stelle den Kolleginnen und Kollegen an meiner Seite Monika Heitsch, Hans-Hermann Edner, Inga Benecke und Ina-Laura Soldo-Preuß gedankt, die diesen Prozess maßgeblich mit begleiteten. Nicht nur quantitativ haben sich die Anforderungen erhöht, auch die unterschiedlichen Lizenzierungsformen stellten und stellen uns immer wieder vor neue Herausforderungen.
Welche Schwerpunkte würden Sie für Ihre Abteilung in den vergangenen Jahren hervorheben?
Einen großen Komplex stellte der Aufbau eines Systems zur Bereitstellung öffentlicher Computerarbeitsplätze dar. Es begann 1990 sehr bescheiden in der Dorotheenstr. 26 in einem PC-Pool mit 20 Rechnern. Heute werden mittels moderner Remote-Desktop-Dienste, zentraler Verteilungsdienste von Installationen und Software und natürlich dank des großen Engagements der Kolleginnen und Kollegen ca. 1.800 Endgeräte zentral vom CMS versorgt. Mit dieser technischen Basis konnten neue Dienste, wie beispielsweise SaaS, automatisierte IT- Schulungsräume und die technische Betreuung von e-Klausuren, zusätzlich angeboten werden.
Die Benutzerberatung hat sich in ihrer Rolle als 1st-Level-Support einen ausgezeichneten Ruf in der HU erarbeitet, ihre verlässlichen, freundlichen und kompetenten Problembearbeitungen sind immer wieder Anlass zu einem positiven Feedback aus der HU. Darüber hinaus wird von der Benutzerberatung eine Vielzahl von insbesondere studierendennahen Diensten angeboten und betreut.
Der Hardwareservice (die „Techniker“), eine Dienstleistung, die zwar für deutsche Universitäten eher unüblich ist, ist an der HU eine nicht wegzudenkende Institution im Client-Management, in der Fehlerbeseitigung bei den Benutzerinnen und Benutzern vor Ort und im Verleih von IT-Technik.
Der PKI-Service, einer Dienstleistung, die vor etwa 15 Jahren an der HU aufgebaut wurde, spielt eine wichtige Rolle im Bereich des Datenschutzes und der Datensicherheit.
Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?
Die Zeit bleibt nicht stehen und ich denke, gerade jetzt befinden wir uns im IT-Supportbereich wieder in einer größeren Umbruchphase. So erfordert die gestiegene Komplexität ein konzentrierteres und effizientes Management im Bereich der Dienstleistungen des CMS. Auch sind die Anforderungen an die Informations- und IT-Sicherheit deutlich gestiegen, auf die sich die HU (und natürlich der CMS) einstellen müssen. Im Bereich des Software-Lizenzmanagements sehe ich die Herausforderung in der Etablierung eines Software Asset Managements (siehe „Aus dem Labor“, Seite 13), eines Systems zur Sicherstellung einer nachweisbar korrekten Lizenzierung von Software an der HU.
Herr Stange, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen und natürlich für die Zukunft alles Gute!