Das institutionelle Forschungsdatenmanagement (FDM) muss sich der Herausforderung stellen, dass wissenschaftliche Datensätze zunehmend komplexer und häufig digital aufbereitet werden. Dies zieht eine immer stärkere Nutzung von FDM-Services nach sich [1]. Der CMS begegnet dieser Entwicklung mit den Methoden des IT-Service-Managements und der Erstellung eines Reifegradmodells.
Das Ziel der HU Berlin, institutionelle FDM-Dienste für alle Stationen des Forschungsdatenlebenszyklus anzubieten, kann erreicht werden, wenn geeignete Services als integrierbare IT-Infrastrukturkomponenten entwickelt werden.
Um diese IT-Infrastruktur nachhaltig anbieten zu können, soll eine neue Perspektive (die der dienstleistenden Einrichtungen wie Rechenzentren und Bibliotheken) in der Ausgestaltung des institutionellen FDM etabliert werden [2]. Damit Forschende erfolgreich und disziplinunabhängig bei Forschungsprozessen unterstützt werden, verfolgt der CMS die Anwendung der Methoden
des IT-Service-Managements (kurz: ITSM). Das ITSM umfasst alle Maßnahmen, die genutzt werden können, um Prozesse – vorrangig in Unternehmen – durch die interne IT-Organisation zu unterstützen [3].
Trotz der vielfältigen Herausforderungen bei der Umsetzung des institutionellen FDM müssen Leitungsebenen schnell und zuverlässig Entscheidungen treffen können. Für dieses Ziel ist es erforderlich, den aktuellen Zustand des institutionellen FDM hinsichtlich operativer, strategischer und einrichtungsspezifischer Entwicklungsperspektiven umfassend zu beschreiben. Dafür kann ein Reifegradmodell dienen, das sowohl die Methoden des ITSM als auch die einzelnen Prozesse des FDMs, äquivalent zum Forschungsdatenlebenszyklus, in den Mittelpunkt stellt.
Die Entwicklung eines solchen Reifegradmodells für institutionelle FDM-Dienste erfolgt innerhalb des von der DFG geförderten Verbundprojekts FDNext [4], das für 36 Monate gefördert ist und das Ziel verfolgt, Werkzeuge und Services für das FDM (weiter) zu entwickeln. Die HU Berlin beschäftigt sich hierzu mit der Analyse, dem Management und der Evaluation von FDM-Services sowie zugehöriger technischer Infrastruktur aus der Sicht dienstleistender Einrichtungen.
Zur Erarbeitung des Reifegradmodells Update FDM wurden in einem ersten Schritt Handlungsfelder definiert und formuliert [5], so dass anhand von fünf Anforderungen das Modell entwickelt wird. Diese sind: Ziel, Perspektive, Prozesse des institutionellen FDMs, Praktiken des ITSM und Nachnutzbarkeit. Daraus entsteht in einem nächsten Schritt eine Landkarte, die alle Rollen, Service- und Produktbeschreibungen sowie Prozessvorlagen enthält. Mithilfe der Landkarte kann im Anschluss ein erster Prototyp des Update FDM realisiert werden, der in einem nächsten Schritt in einem Workshop communitygeleitet evaluiert werden soll und mit dem das institutionelle FDM strategisch bewertet und operativ angepasst werden kann.
Das Reifegradmodell Update FDM unterstützt das institutionelle FDM, so wie es die HU Berlin anstrebt: den gängigen Standards des Datenmanagements folgend, ohne die Bedarfe der Forschenden aus dem Blick zu verlieren oder Grundsätze des Wissenschaftsbetriebs zu verletzen.
[1] Oppenländer, Jonas; Glöckler, Falko; Hoffmann, Jana; Müller-Birn, Claudia, 2017. Reifegradmodelle für ein integriertes Forschungsdatenmanagement in multidisziplinären Forschungsorganisationen, in: E-Science-Tage 2017: Forschungsdaten Managen. Heidelberg: HeiBooks.
[2] HRK, 2015. Wie Hochschulleitungen die Entwicklung des Forschungsdatenmanagements steuern können. Orientierungspfade, Handlungsoptionen, Szenarien. Empfehlung der 19. Mitgliederversammlung der HRK am 10. November 2015 in Kiel.
[3] Rohrer, Anselm; Söllner, Dierk, 2017. IT-Service-Management mit FitSM: ein praxisorientiertes und leichtgewichtiges Framework für die IT, 1. Auflage. ed. Heidelberg: dpunkt.verlag.
[4] FDNext Projektwebseite: https://www.forschungsdaten.org/index.php/FDNext. Publikationen via Zenodo: https://zenodo.org/communities/fdnext/.
[5] Odebrecht, Carolin; Lehmann, Anna, 2022. Reifegradmodelle im Forschungsdatenmanagement –
IT-Prozessoptimierung im Wissenschaftsbetrieb. IN: Information – Wissenschaft und Praxis. Berlin:
De Gruyter Saur. (Geplante Publikation). DOI: 10.1515/iwp-2022-2249.