Archiv für Kategorie CMS-Jahresbroschüre 2023/24

Schmuckbilder im Wandel der Zeit: KI als kreativer Partner

In unserer diesjährigen Broschüre haben wir uns entschieden, eine innovative Herangehensweise für das Thema Bebilderung einzuschlagen.
Anstatt Stock-Fotos oder Bilder aus dem eigenen Bestand zu verwenden, haben wir sämtliche Schmuckgrafiken mithilfe verschiedener KI-Modelle generiert. Die Ergebnisse sind vielfältig – einige Bilder sind bereits sehr beeindruckend, ästhetisch ansprechend und veranschaulichen das Potenzial dieser Technologie auf dem Gebiet des Designs. Andere hingegen sind noch im Entwicklungsstadium oder zeigen Bedarfe zur Verbesserung des Generierungsprozesses auf. Genau darin liegt der Wert dieser virtuellen Ausstellung, die Ihnen ermöglichen soll, aus eigener Anschauung heraus die Grafiken zu erleben und ihre eigenen Vorlieben zu reflektieren. Es ist wichtig anzumerken, dass sich die Reife dieser Technologie kontinuierlich weiterentwickeln wird. So kann es ggf. auch sein, dass Sie die Broschüre zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt in die Hand nehmen und mit dem Abstand von vielen Monaten rückblickend genauer bewerten können, wie rasch sich diese Technologie entwickelt hat.

Bei der Auseinandersetzung mit den verwendeten KI-Portalen (ChatGPT, Midjourney, Microsoft Copilot, ArtSmart, NightCafe, Craiyon) waren verschiedene Aspekte zu beachten. Es ging beispielsweise um Fragen der Zugänglichkeit (kostenfrei, kostenpflichtig), die Bedienfreundlichkeit (individuelle Portal-Vorgaben hinsichtlich der Prompt-Kriterien) sowie die Einhaltung ethischer und moralischer Standards (z. B. diskriminierende Darstellung von Personen in den Illustrationen). Unsere Prompts waren bewusst einfach und kurz formuliert, um die alltägliche Praxis widerzuspiegeln. Natürlich sind auch längere komplexere Prompts möglich, die oft zu besseren Ergebnissen führen. Allerdings ist fraglich, wer im Arbeitsalltag die Zeit für hochkomplexe Prompts aufbringen kann. Die Beschäftigung mit diesen KI-Portalen erstreckte sich über mehr als ein halbes Jahr. In dieser Zeit entstanden stetig neue technische KI-Entwicklungen, denn der KI-Sektor zeigt eine besondere Dynamik und Innovationsfreude.

Bei der konkreten Erstellung der Grafiken war es oft notwendig, verschiedene KI-Illustrationen konzipieren zu lassen. Manchmal waren auf der KI-Illustration zu viele technische Details sichtbar oder zu wenig Menschen. Manchmal mussten Perspektive und Farbstimmung angepasst werden. Nicht selten hatte das Ergebnis kaum etwas mit der Aufgabenstellung zu tun. All dies erforderte möglichst präzise Vorgaben, sorgfältige Nachjustierungen und viel Experimentierfreude. Abschließend stimmten wir dann im Team über die besten Entwürfe der verschiedenen KI-Portale ab.

Juristische Fragestellungen ergeben sich bei KI-Portalen aus verschiedenen Gründen: KI-Modelle werden häufig mit urheberrechtlich geschützten Bildern (oder mit Bildern mit unklarem Urheberrechtsstatus) trainiert.
In § 2 Abs. 2 des deutschen Urheberrechtsgesetzes (UrhG) heißt es: „Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen.“ Somit ist es unklar, ob Bilder, die mit Hilfe von KI erstellt wurden, gemäß UrhG urheberrechtlich geschützt sind.
Generell sollte man hinterfragen: Sind bekannte Markennamen und Logos in KI-Bildern integriert? Welche rechtlichen Informationsangebote der jeweiligen KI-Plattform, z. B. in Bezug auf Lizenzvereinbarungen, sind einsehbar? Außerdem empfiehlt es sich, die genaue Quelle des verwendeten KI-Bildes anzugeben.

Das Imitieren von Kunstwerken durch KI ist ein sensibles Thema. Einerseits demonstriert es die Fähigkeiten der KI-Technologie, andererseits stellt es eine Herausforderung für die Wahrung der künstlerischen Integrität und des geistigen Eigentums dar.
Zu den Problemen gehört beispielsweise die unlizenzierte Nutzung von Bildern, also ohne Erlaubnis der Urhebenden. Aber auch die Nachahmung von Kunstwerken schädigt die finanzielle Grundlage von Künstler:innen, da der Markt mit deutlich günstigeren KI-Bildern geradezu geflutet wird. Somit können Kunstschaffende aufwendig erstellte Werke und ihre über längere Zeit entwickelten Stile schlechter verkaufen und verlieren Aufträge für neue Arbeiten. Generell zeigt diese Thematik, wie wichtig die Beachtung von moralischen Standards bei der Nutzung von KI-Plattformen ist.

Die zur Bilderzeugung verwendeten Datensätze reproduzieren oft bestehende gesellschaftliche Vorurteile und Stereotypen. Studien konnten aufzeigen, dass beispielsweise Männer überproportional häufig in generierten KI-Bildern dargestellt sind, insbesondere in beruflichen Kontexten. Frauen hingegen werden vielfach in häuslichen Situationen und selten in der Arbeitswelt in KI-Bildern gezeigt. Weitere Probleme: unrealistische, zu homogene Körperbild-Darstellung sowie überproportionale Darstellung von bestimmten ethnischen Gruppen.

Wenn KI-Modelle Bilder und Illustrationen basierend auf statistisch-mathematischen Mustern und Zusammenhängen erzeugen, fehlt ihnen häufig der „gesunde Menschenverstand“, um zu erkennen, dass gewisse Bildelemente nicht zueinander passen. Häufig treten unharmonische Bildproportionen und unlogische Anordnungen der Bildkomponenten auf. Die KI repliziert visuelle Muster, ohne ein tiefes Verständnis für realistische Proportionen und semantische Beziehungen zwischen den Objekten zu haben, was zu unnatürlichen oder unlogischen Kompositionen führt.
Problematisch ist auch, wenn KI-Software halluziniert, also fehlende Informationen in unlogischer Weise ergänzt. Ebenfalls ein typisches Phänomen KI-generierter Bilder sind unleserliche oder falsch geschriebene Wörter.

In der Broschüre wird ein neuer Ansatz für Schmuckbilder vorgestellt, bei dem KI-generierte Grafiken verwendet werden. Die Ergebnisse sind gemischt, einige Bilder sind beeindruckend und ästhetisch ansprechend, während andere noch Verbesserungen benötigen. Die virtuelle Ausstellung soll den Betrachtenden die Möglichkeit geben, die KI-generierte Kunst zu vergleichen und eigene Vorlieben zu reflektieren. Die verwendeten KI-Portale wurden anhand verschiedener Kriterien wie Zugänglichkeit, Benutzerfreundlichkeit und ethischen Standards ausgewählt. Der Prozess der Erstellung der Grafiken war iterativ und erforderte Feinabstimmungen und Experimente.

https://ki.cms.hu-berlin.de/de

28. August 2024 | Veröffentlicht von cmsredakteur | Kein Kommentar »
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