Nach der Rückkehr in den Präsenzbetrieb gilt es, ein breites Prüfungsportfolio zu ermöglichen – denn auch in Präsenz können unterschiedlichste Prüfungsformen digital umgesetzt werden. Im Gespräch gibt Andreas Vollmer aus dem CMS-Team „Projekte Lehre“ einen Einblick in aktuelle Entwicklungen im Bereich E-Assessment und zeigt Perspektiven für die Zukunft auf.
Welche Themen beschäftigen den Bereich E-Assessment aktuell?
Wir bereiten gerade mit der Medienkommission des Akademischen Senats eine Ausschreibung zum Schwerpunktthema „Digitales Prüfen gestalten“ für das Förderprogramm „Digitale Medien“ im Förderjahr ab Sommer 2023 vor. Diese zielt darauf ab, Lehren, Lernen und Prüfen zu einem Dreiklang zu verbinden. Dabei stellt sich nicht nur die Frage, was Prüfen für Lehrende, sondern auch für Studierende bedeutet. Alle Beteiligten sollen die Prüfungskultur aktiv mitgestalten. Besonders spannend ist dabei für uns die Frage, wie diese Prüfungskultur in hybriden Formen umgesetzt werden kann.
Wie hat sich die Prüfungskultur an der HU nach der Rückkehr in den Präsenzbetrieb entwickelt?
In den digitalen Semestern wurden deutlich mehr als zwei Drittel aller Prüfungen an der HU mit Moodle durchgeführt, 2021 waren das fast 90 % aller schriftlichen Prüfungsleistungen. Nach der Rückkehr in den Präsenzbetrieb ist das Pendel in die andere Richtung geschwungen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Prüfung nur Klausur mit Stift auf Papier bedeutet – elektronische Klausuren sind auch in Präsenz möglich. Zudem differenzieren sich offenere Formen aus, wie Hausarbeiten mit unterschiedlicher Laufzeit und Aufgabenstellung oder andere Prüfungsformen, wie etwa Portfolio-Prüfungen, für die eine Mappe erarbeitet wird. All diese Prüfungsformen können letztlich über Moodle abgewickelt werden, digital und rechtskonform. Die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür liegen nun vor.
Wie sind diese rechtlichen Rahmenbedingungen gestaltet?
Der Berliner Senat hat unter aktiver Beteiligung unserer Studienabteilung eine Basissatzung entwickelt, die die Hochschulen jeweils bei sich umgesetzt haben – an der HU in Form einer Änderung der „Fächerübergreifenden Satzung zur Regelung von Zulassung, Studium und Prüfung (ZSP-HU)“ mit ergänzenden Ausführungsvorschriften. Damit ist geregelt, wie elektronische Prüfungen auch
künftig im Normalbetrieb der HU eingesetzt werden können. Das ist ein grundlegender Schritt – trotzdem bestehen noch Hindernisse in lokalen Prüfungsordnungen, beispielsweise in Bezug auf zulässige Prüfungsformen. Hindernisse, Anpassungsbedarf und nicht zuletzt Möglichkeiten gilt es nun systematisch zu erkennen.
In der E-Assessment-Alliance treibt die Berlin University Alliance die Etablierung digitaler Prüfungen im Verbund voran. Was gibt es aus dem Projekt zu berichten?
Allgemein hat sich der Fokus vom „Feuerwehrbetrieb“ der Pandemiezeit wieder auf ein strategischeres Vorgehen verlagert. Mit Blick auf das Projektende 2025 stellt sich die Frage, wo wir dann als Kompetenznetzwerk mit gemeinsamen und geteilten Dienstleistungen stehen wollen. Die Perspektiven zeigen sich bereits jetzt: Im BUA-Verbund konnten wir den großen Studierfähigkeitstest der HU-Psychologie gemeinsam umsetzen. Der CMS hat dafür eine separate Moodle-Plattform temporär bereitgestellt, auf der 1.000 Studieninteressierte in zwei Durchgängen parallel geprüft wurden – und zwar verteilt an FU, HU und TU mit ihren jeweils unterschiedlichen Raumkonzepten.
Wie sieht das Raumkonzept für elektronische Prüfungen an der HU aus?
Der CMS hat bereits vor der Pandemie begonnen, den PC-Pool im Schrödinger-Zentrum so auszurüsten, dass dort an bis zu 100 Plätzen elektronische Klausuren abgenommen werden können. Dieses Angebot steht im Präsenzbetrieb wieder zur Verfügung und wird vom CMS betreut.
Welche Entwicklungen siehst du für das Geschäftsfeld E-Assessment zukünftig?
Es geht darum, kommende Prüfungsformen und ihre Diversität zu unterstützen. Wir versuchen, an der HU ein möglichst breites Portfolio von Prüfungsmöglichkeiten didaktisch, technisch und rechtlich vorzubereiten, aus dem die jeweils adäquate Prüfung ausgewählt werden kann – daran beteiligt sich der CMS aktiv. Deshalb sind wir auf den Input derjenigen angewiesen, die Prüfungen abnehmen und ablegen. Im Rahmen des HU-Projekts „Prüfen 3D“ soll dieses Feedback eingeholt werden. Auch die Förderprojekte der Medienkommission werden dort einbezogen. Dieses Wissen kann der CMS dann wiederum in den BUA-Verbund einbringen.