Digitale Souveränität bezieht sich hier auf die Fähigkeiten der HU, den Einsatz ihrer digitalen Technologien und Daten selbstständig zu steuern, effektiv zu nutzen und zu schützen.
Fragen der Digitalen Souveränität (DS) haben in den letzten Jahren hinsichtlich Datenschutz, Informationssicherheit, Lieferketten oder Lizenzverträgen an Einfluss gewonnen. So ist die Prüfung, wo und wie genau die eigenen persönlichen Daten bei der Nutzung von Anwendungen verarbeitet werden, heute für viele ein fester Bestandteil bei der Auswahl der eigenen digitalen Arbeitsmittel. Auch Hochschulen müssen für ihre digitalen Umgebungen Entscheidungen treffen, wie selbstbestimmt die digitale Infrastruktur ist, welche Abhängigkeiten bestehen und wie diese beeinflusst werden können. Es gibt mittlerweile unter anderem von der Bundesregierung mit dem ZenDiS (Zentrum für digitale Souveränität der Öffentlichen Verwaltung) eine Einrichtung, die Alternativen für die IT-Technik der Verwaltung fördern und mit dem „Sovereign Tech Fund“ ein Format, mit dem die Entwicklung von Open-Source-Technologien unterstützt werden soll.
Die Existenz eines breiten Anbieterfelds für einzelne Infrastruktur-, Plattform- und Anwendungskomponenten ist auch für Hochschulen eine wesentliche Voraussetzung für DS, denn wo es keine Alternativen gibt, ist auch keine selbstbestimmte Entscheidung möglich.
Hochschulen nutzen und betreiben über den Bereich der Verwaltung hinaus in Forschung und Lehre sehr vielfältige digitale Lösungen und verwenden Daten von Dritten. Ein Überblick zu den Sourcing-Strukturen dieser digitalen Landschaft ist deshalb ein erster notwendiger Schritt, um den Grad der DS zu bestimmen. In den letzten Jahren wurden bspw. im Bereich Videokonferenzen der Aufbau von europäischen Lösungen und die Entwicklung von Open-Source-Software in diesem Bereich
gefördert (etwa BigBlueButton) und bestehende Anbieter haben ihre Lösungen nachgebessert (bspw. Zoom X – die neue Zoom-Version für Deutschland).
Im Bereich Open Science ist diese Transparenz der Dienstleistungszusammenhänge innerhalb der digitalen Ökosysteme eine wesentliche Voraussetzung. Denn Überprüfbarkeit, Reproduzierbarkeit und Nachnutzung von Forschung erfordern auch Informationen zu den Rahmenbedingungen, unter denen die Ergebnisse erzielt wurden. Transparenz kann auch dabei helfen, auf aktuelle Krisen zu reagieren. DS ist deshalb ebenso eine zusätzliche Komponente des Risikomanagements und der Informationssicherheitsarchitektur.
Der Computer- und Medienservice hat neben der bestehenden Open-Source-First-Strategie die Sourcing-Strukturen der eigenen Services analysiert und wir entwickeln daraus Maßnahmen, um die DS zu stärken, z.B. durch Dienstleisterdiversifizierung oder Know-How-Aufbau in Kooperation mit den Dienstleistern.