DFG-Förderprogramme für IT- und Medienzentren – ein Überblick

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ist hierzulande die wichtigste und größte Quelle der wissenschaftlichen Drittmittelförderung. Sie unterteilt ihre Förderportfolio nach verschiedenen Förderräumen, genau genommen nach: Person, Thema, Forum oder Infrastruktur (siehe Abb. 1).

Vor allem die Förderprogramme im Bereich der (Forschungs-)Infrastruktur wurden in den vergangenen Jahren deutlich erweitert, um der beschleunigten Digitalisierung und den Entwicklungen wie Voraussetzungen digitaler Forschungsmethoden besser Rechnung zu tragen. Doch auch der Rahmen thematischer Forschungs-Großvorhaben wurde um Förderanteile digitaler Informationsinfrastruktur (IIS) erweitert, so dass eine aktive Beteiligung universitärer Rechenzentren an derlei Verbundanträgen und bewilligten Großprojekten naheliegt – beispielsweise in den INF-Projekten als Bestandteil von Sonderforschungsbereichen (SFBs) bzw. Transregios.
Im Bereich der „Wissenschaftlichen Literaturversorgungs- und Informationsinfrastrukturen“ (LIS) sind seit 2022 zwei neue Förderlinien hinzugekommen: „Verantwortung für IIS gemeinsam organisieren (VIGO)“ sowie „Forschungssoftwareinfrastrukturen“. Die bereits länger bestehenden Programme für „e-Research-Technologien“ und „IIS für Forschungsdaten“ wurden ebenfalls angepasst und erweitert. Auffällig ist die stärkere Betonung von Organisations- und Betriebsmodellen, um die Infrastrukturen nachhaltig und im Verbund zu betreiben, auch jenseits der Drittmittelförderung. Bekanntermaßen sind spätestens bei Hosting, Administration und Support von derlei Plattformen oder Systemen in der Regel die zentralen Service-Einrichtungen der Hochschulen gefragt, also die IT-Zentren oder Bibliotheken (UBs). Umso sinnvoller erscheint es, dass diese sich von Beginn an auf Augenhöhe mit der Wissenschaft an den Vorhaben beteiligen.

Dieses Förderprogramm umfasst zum einen die Entwicklung und Ausgestaltung von digitalen Forschungs- und Informationsinfrastrukturen und zum anderen die Konzeption von deren Organisationsformen und Finanzierungsmodellen. Außerdem können Studien zum Auf- und Ausbau von e-Research-Technologien beantragt werden.
Die Erstellung der Forschungssoftware bzw. der digitalen Technologien lässt sich in drei Phasen unterteilen, die beantragt werden können: Entweder das Vorhaben zielt auf die „anwendungsbezogene Entwicklung und Erprobung“ hin zum ersten Prototyp ab oder die Förderphase gilt der „Implementierung“, die von weiteren Test- und Aufbauarbeiten bis zur dauerhaften Inbetriebnahme des Dienstes führt oder aber das Projekt dient der „Konsolidierung und Optimierung“ der Technologien, um sowohl die Nutzbarkeit zu verbessern als auch die Zielgruppe zu erweitern und so eine langfristige, möglichst überregionale Etablierung zu bezwecken.
Der CMS ist zurzeit an den Projekten Daidalos (2023 – 2026) und TextPloring (2025 – 2027) beteiligt, jeweils beantragt von den digitalen Geisteswissenschaften mit dem Rechenzentrum. Daidalos visiert die Entwicklung einer Infrastruktur für digitale Methoden der Sprachverarbeitung an, um diese in der Klassischen Philologie zu vermitteln, wohingegen sich TextPloring der Konsolidierung des in der Korpuslinguistik etablierten
Laudatio-Repository widmet, indem dessen Nutzbarkeit signifikant erhöht wird, insbesondere für die Arbeitsweisen der digital history.

Während der Begriff der e-Research-Technologien weiter gefasst ist, geht es in dieser Förderlinie konkret darum, mit den beantragten Vorhaben das „Management von Forschungsdaten (FDM) zu ermöglichen, zu verbessern und weiterzuentwickeln“. Die Projekte können sowohl auf technische Lösungen als auch auf Trainingskonzepte, Unterstützungsangebote oder die Förderung von Datenstandards abzielen. In diesem LIS-Programm gibt es ebenfalls die Möglichkeit, sich eigens den „Organisations- und Verantwortungsstrukturen“ oder „Studien zur Analyse des FDM“ zuzuwenden. Zudem kann nach einem erfolgreichen Vorhaben ein daran anknüpfendes Nachfolgeprojekt beantragt werden. Neben dieser Förderlinie spezifiziert und unterstützt die DFG auch im Rahmen anderer Programme und Handreichungen den „Umgang mit Forschungsdaten“.1
Der CMS hat die Projektleitung von FDLink (2024 – 2027) inne, das als Verbundvorhaben von sechs Hochschulen aus Berlin und Brandenburg durch die DFG bewilligt wurde. Es knüpft an das Vorgängerprojekt FDNext (2020 – 2025) an, FDLink intendiert übergeordnet eine Stärkung der „Rahmenbedingungen für Kulturwandel und gemeinsame Servicelandschaft“. Die sechs Arbeitspakete widmen sich dabei ganz verschiedenen Aspekten nachhaltiger FDM-Verankerung und zielgruppenorientierter Maßnahmen. Der Verbund besteht aus IT-Zentren, UBs und Medienzentren, je nachdem wo die FDM-Teams jeweils situiert sind.

Neben dem Management von Forschungsdaten, von der Erstellung bis zur Publikation und Nachnutzung, wird auch der transparente und nachhaltige – FAIRe – Umgang mit Forschungssoftware immer wichtiger. Im Oktober 2024 veröffentlichte die DFG eine Handreichung zum Thema,2
nachdem sie im Juni des Jahres die neue Förderlinie „Forschungssoftwareinfrastruktur“ (FSI) lanciert hatte. Die Förderung zielt hier gerade nicht auf spezifische Forschungssoftware (FS), sondern auf die Infrastruktur, die Plattformen oder die Standards, mit und anhand derer FS besser publiziert, dokumentiert und nachgenutzt werden kann. Ein Vorhaben kann drei verschiedene Ebenen adressieren: die technische, also die zu entwickelnden Dienste, Lösungen und Umgebungen; die organisatorische, also die „sozialen Aspekte“ bei Erstellung und Betrieb eines übergreifenden Angebots sowie die individuelle Ebene, die den Kompetenzaufbau im Umgang mit FS – für verschiedene Zielgruppen – anstrebt.
Die DFG orientiert sich wieder an einem Drei-Phasen-Modell, also Aufbau und Erprobung (Prototyp), Etablierung (Einrichtung und Organisation), Konsolidierung (Ausbau und Abstimmung). Das Besondere hieran ist der kontinuierliche Dialog mit anderen Projekten der Förderlinie oder anderweitigen FSIs, damit sich die Infrastrukturen komplementär zueinander verhalten. Daher gibt es feste Einreichungsfristen für die Anträge, zweimal pro Jahr, aus denen dann Kohorten entstehen, die sich regelmäßig austauschen. Da die erste Frist im November 2024 war, gibt es noch keine Erfahrungswerte oder Beispiele bewilligter Vorhaben.

Während die drei obigen Programme in DFG-LIS unter der Klammer „Forschungsdaten und Software“ zusammengefasst werden, handelt es sich bei VIGO um eine Linie unter der etwas sperrigen Überschrift „Förderung von Aushandlungsprozessen“. Der Förderumfang ist deutlich kleiner als in den drei anderen Angeboten, da es in VIGO gezielt um die Entwicklung und Koordination von Organisationsmodellen geht. Die DFG unterscheidet zwei Stoßrichtungen: Zum einen sollen „Kommunikationsforen zur kooperativen Weiterentwicklung“ von bestehenden IIS gefördert werden, zum anderen Initiativen, die „an kooperativen Lösungen für projektübergreifende infrastrukturelle Bedarfe“ arbeiten. Die Laufzeit der Förderung beschränkt sich auf zwei Jahre und der Personalumfang in der Regel auf eine 50%-Promotionsstelle, was die Stellenbesetzung – evtl. abgesehen von internen Aufstockern – nicht eben erleichtert. Zusätzlich können allerdings auch Sachmittel für Dienstleister:innen und projektspezifische Workshops mitbeantragt werden.

In Sonderforschungsbereichen (SFBs) geht es um aufwendige langfristige Forschungsvorhaben mit einer Reihe von Teilprojekten, aus denen sich ein fächerübergreifender Forschungsschwerpunkt sowie eine Profilbildung für die jeweilige Hochschule ergibt. Sprich, die Förderung zielt hier primär auf Forschungspersonal und weitere Ressourcen, die im SFB in drei Förderperioden bis zu 12 Jahre lang finanziert werden können.
Doch bereits seit über 20 Jahren ist es zudem möglich, im Rahmen von SFBs außerdem ein INF-Projekt, also ein Teilprojekt mit Fokus auf Informationsmanagement und -infrastruktur mitzubeantragen – sogar ein ‚Nachantrag‘ ist möglich. Die DFG unterstützt so ein nachhaltiges und evidentes Management der Forschungsdaten und -informationen des SFBs.
Ganz explizit wird dafür „die systematische Zusammenarbeit mit Informationseinrichtungen (z. B. Bibliotheken, Rechenzentren)“ angeraten.
Der CMS trägt in zwei HU-geführten SFBs die Ko-Verantwortung für deren INF-Projekte: beim SFB 1412 „Register“ im Teilvorhaben „Data management, modelling and exploration“ mit dem Augenmerk auf Wissensmanagement und research output; beim SFB/CRC 1404 „FONDA“ ab der zweiten Förderperiode im Aufgabenbereich „Testbeds and Repositories“, vor allem um die Infrastruktur der Datenanalyse-Workflows (DAW) zu pflegen und weiterzuentwickeln.

Die DFG betont, dass für eine beständige, erfolgversprechende Forschungsinfrastruktur bestenfalls sowohl die spezifischen Bedarfe und digitalen Methoden der Forschung als auch die Infrastrukturexpertise und Betriebserfahrung der Zentraleinrichtungen der Hochschulen kollaborativ zusammenwirken. Entsprechend ist der CMS bestrebt, sich proaktiv oder als Mitwirkender mit Forschenden der HU und ebenso mit weiteren Verbundpartner:innen an neuen Lösungen zu beteiligen, insbesondere auch im Rahmen von Drittmittelanträgen.

  1. DFG: Umgang mit Forschungsdaten, https://www.dfg.de/de/grundlagen-themen/grundlagen-und-prinzipien-der-foerderung/forschungsdaten ↩︎
  2. DFG: Umgang mit Forschungssoftware im Förderhandeln der DFG, https://www.dfg.de/de/grundlagen-themen/grundlagen-und-prinzipien-der-foerderung/forschungssoftware ↩︎

6. August 2025 | Veröffentlicht von cmsredakteur
Veröffentlicht unter CMS-Jahresbroschüre 2024/25

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