Andreas Goroncy
Computer- und Medienservice, Digitale Medien und Clients
In der letzten Broschüre haben wir das Kameratracking in den Hörsälen im Erwin-Schrödinger-Zentrum auf Basis von Laser-Sensoren vorgestellt.
Beim Umbau des Konferenzraums sollte ein anderer Ansatz getestet und umgesetzt werden: Das Kameratracking sollte mittels eines Deckenmikrofons für Veranstaltungen und Workshops und zusätzlich über ein Setting mit Tischmikrofonen, z. B. für Sitzungen des Akademischen Senat (AS), erfolgen.
Die Digitalisierung macht auch vor der Medientechnik nicht halt, mit der Übertragung von Audio- und Videodaten über das Netzwerk (AVoverIP) etabliert sich dort ein neuer Standard. Zeit also, gemeinsam mit dem Team Network Operations Center (NOC) einen Raum auf AVoverIP-Basis umzurüsten. Zusammen mit dem Vorhaben, andere Kameratrackingmöglichkeiten zu erproben, sollte die notwendige Erneuerung der Medientechnik im Konferenzraum angegangen werden.
Vorab wurden folgende Anforderungen definiert: ein Multi-Kamera-Setting, bei dem die Kameras möglichst schwenken, ohne dass der Schwenk im Bild sichtbar ist und dann erst der Schnitt auf die jeweilige Kamera erfolgt. Die Position der Sprechenden soll automatisch erfasst werden, die Erkennung und Erfassung von Zonen wie Bühne, Pult oder Präsentationstisch wurde als ausreichend definiert. Für den AS soll zudem ein Tracking über die Sprechstelle der Konferenzanlage möglich sein und alle Personen sollen dabei immer möglichst von vorne mit der Kamera aufgenommen werden.
Aufgrund der Deckenhöhe von 5,75 m war zunächst nicht sicher, ob das Audiotracking mit einem Deckenmikrofon bei gleichzeitiger Beschallung des Saales zuverlässig funktioniert. Durch einen Testaufbau zusammen mit dem Mikrofonhersteller konnten die baulichen und technischen Voraussetzungen vorab geprüft werden.
Mit dem System Q-SYS von der Firma QSC wurde dabei eine Lösung gefunden, die die gewünschten Anforderungen erfüllt. Die softwarebasierte Plattform bietet die notwendige Flexibilität bei der Programmierung der Steuerung und der Einbindung von Drittgeräten. Die veraltete Technik wurde bei dem Umbau entfernt, zum Einsatz kommen jetzt vor allem Switche aus der Netzwerktechnik, gleichzeitig wurden die Kabelstrecken erneuert. Durch die Nutzung von nun drei statt zwei Kameras konnte der Rundumblick im Raum auch weitestgehend umgesetzt werden.
Auf der Bühne wird jetzt vom Deckenmikrofon die Position der Sprechenden erkannt und ein vorab festgelegtes Preset angefahren, der Publikumsbereich kann wahlweise ebenfalls berücksichtigt und getrackt werden oder aber vollständig deaktiviert bleiben. Zwar ist je nach Position noch gelegentlich das Schwenken der Kamera sichtbar, dies wurde aber auf ein Minimum reduziert. Neben diesem Automatikmodus konnte auch ein manueller Modus umgesetzt werden, bei dem die drei Kameras über die Mediensteuerung geschwenkt und gezoomt und erst per Knopfdruck in der Videokonferenz oder Aufzeichnung übertragen werden.
Für den AS konnte die Vorgabe vollständig umgesetzt werden. Wird eine der Kameras nicht benötigt, zoomt die Kamera wieder heraus und filmt die Totale. Muss die aktive Kamera schwenken, um eine weitere Position anzufahren, wird erst eine Totale als Zwischenbild übertragen und anschließend werden wieder die Sprechenden übertragen. Dies sorgt trotz der vollständigen Automatisierung für dynamische Schnitte, benötigt allerdings auch eine gewisse Sprech- und Mikrofondisziplin.
Der Umbau des Konferenzraumes ermöglicht es zukünftig, auch komplexe Szenarien zu automatisieren. Q-SYS als Plattform bringt den CMS zusätzlich in die Position, das System anzupassen und stetig zu verbessern. Außerdem ist im Rahmen des Umbaus noch einmal über das Design der Mediensteuerung nachgedacht worden und ein erster Prototyp mit dem Fokus auf Presets und eine vereinfachte Steuerung wurde erstellt, der als Grundlage für die Anpassung aller Mediensteuerungen auf dem Campus Adlershof genutzt werden kann.

