Zur Entwicklung einer HU-Digitalisierungsstrategie

In den vergangenen Jahren hat die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) eine Reihe von Digitalisierungsvorhaben erfolgreich umgesetzt, insbesondere während der Pandemie mit der schnellen und nachhaltigen Umstellung auf Digitale Lehre und der Etablierung von HDL3, einer integrierten digitalen Lehr- und Lernlandschaft. Auch in anderen Bereichen wurden großangelegte Veränderungen bewirkt, von der Umstellung auf SAP als Verwaltungssoftware über Maßnahmen zur Cybersicherheit
bis hin zur Etablierung des zentralisierten Angebots für High Performance Computing mit HPC@HU.

Allerdings stehen viele weitere Herausforderungen im Umfeld der Digitalisierung an, die anhand einer systematischen Digitalisierungsstrategie adressiert werden sollen. Diese reichen von technologischen Neugestaltungen wie der Einführung von HISinOne als Campus-Managementsystem oder des Dokumentenmanagementsystems über die weitere Implementierung nicht-kommerzieller KI-Tools an der HU bis hin zu einem umfassenden Kulturwandel, der alle Ebenen der Universität durchdringt.

Der aktuell gültige, im Februar 2024 unterzeichnete Hochschulvertrag fordert die Berliner Hochschulen dazu auf, „Eckpunkte für eine profilentsprechende Digitalisierungsstrategie“ 1 zu entwickeln. Im Herbst 2024 und Anfang 2025 wurde daher durch den CMS und das Präsidium ein solches Eckpunktepapier für die Digitalisierung an der HU Berlin erarbeitet, das die Bereiche Studium und Lehre, Forschung und Forschungsinfrastruktur, Verwaltung, Infrastruktur und Services sowie Transfer einbezieht. Auf Basis bereits bestehender Aktivitäten wurden die Schwerpunkte und Ziele für die kommenden Jahre definiert, um den kontinuierlichen Prozess und die weiteren Ausbaubedarfe steuerbar zu machen:

  1. Das Handlungsfeld Studium und Lehre umfasst Themen wie das Campus-Management-System (CaMS), den Ausbau der digitalen und hybriden Lehre, neue digitale Prüfungsformen, eine KI-gestützte Prüfungs- und Feedbackkultur, die Stärkung digitaler Kompetenzen und Medienbildung sowie ein föderatives Identitätsmanagement und die Steigerung standortübergreifender Lehrkooperationen.
  2. Im Bereich Forschung und Forschungsinfrastruktur stehen die Erweiterung der Forschungsaktivitäten in Zukunftstechnologien wie Quantenforschung, Materialforschung, Big Data und KI sowie die Kooperation und Etablierung gemeinsamer Ressourcen im Fokus. Zudem werden der Ausbau von Forschungsinfrastrukturen, die Weiterentwicklung der HPC-Strategie, Open Science, die fortschreitende Ausdifferenzierung des Forschungsdatenmanagements, die Beteiligung an der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) und die Weiterentwicklung des Forschungsinformationssystems (HU-FIS) adressiert.
  3. Im Bereich Verwaltung, Infrastruktur und Services werden die ressortübergreifende Digitalisierung, die Weiterentwicklung der gesamtuniversitären digitalen Infrastrukturen und Verwaltungssysteme, die Organisationsentwicklung, die Verständigung über die Anforderungen an mobiles und neues Arbeiten sowie die Archivierung und Sicherung digitaler Verwaltungsunterlagen behandelt. Außerdem widmet sich die HU der Weiterentwicklung der CampusCard, der Stärkung des infrastrukturellen Austauschs
    in der BUA, der Entwicklung eines IT-Sicherheitsmanagementsystems (ISMS), der digitalen Souveränität und der Umsetzung einer Cloud-Strategie.
  4. Im Handlungsfeld Transfer geht es um die Verwertung von Forschungsergebnissen und Innovationen, die Stärkung der Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sowie das Projekt UNITE – datengetriebene Weiterentwicklung durch ein Innovations- und Gründerzentrum für die Hauptstadtregion.
  5. Die Querschnittsfelder umfassen KI-Anwendungen – mit dem weiteren Ausbau der datenschutzkonformen KI-Infrastruktur und der Prüfung der Einführung von KI-basierten Systemen im Bereich der Verwaltung – sowie Digitale Kompetenz und Weiterqualifizierung mit der Förderung der digitalen Kompetenz aller Mitglieder der Universität und dem Ausbau der kompetenten Beratung zum Einsatz von IT-Tools.


Digitalisierungsvorhaben erfordern häufig eine ressortübergreifende Umsetzung und gehen mit unterschiedlichen Anforderungen für Forschung, Lehre und Verwaltung einher. Dabei müssen verschiedene Einheiten sowohl technisch als auch strukturell-organisatorisch miteinander vernetzt werden. Daher ist es notwendig, dass neben dem Computer- und Medienservice alle Einrichtungen der Universität, sowohl auf zentraler als auch dezentraler Ebene, entsprechend involviert werden. Die universitätsweite Verständigung und Akzeptanz von Standards ist ohnehin ein wichtiger Meilenstein bei jeder Prozess-Erneuerung. Die digitale Transformation der HU als komplexer Organisation kann entsprechend nur gelingen, wenn alle Akteur:innen eine gemeinsame Vision verfolgen.

Zudem erfordert das breite Themenspektrum im Bereich der Digitalisierung zur Bearbeitung und Umsetzung erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen und mitunter Kompetenzen, die bislang nicht vorliegen oder ausreichend entwickelt sind. Externe Dienstleistung und Beratung können bei der Umsetzung unterstützen. Dennoch erfordert der Aufbau neuer Kompetenzen und Services eine Organisationsentwicklung, in deren Zuge entschieden wird, welche davon langfristig aufgebaut werden müssen und welche Aufgaben durch externe Dienstleister:innen temporär übernommen werden können. Um eine nachhaltige Überführung in den Betrieb und das Leistungsportfolio zu gewährleisten, bedarf es einer Priorisierung der großen Digitalisierungs­projekte über eine transparente Roadmap, die interne Bedarfe und Ressourcen, gesetzliche Rahmenbedingungen sowie Innovationen im Bereich der Softwarelösungen berücksichtigt. Im Laufe des Jahres 2025 soll die Digitalisierungsstrategie daher innerhalb der HU weiter diskutiert und eine Priorisierung vorgenommen werden.

Landespolitischer Kontext: Der Hochschulvertrag für die Jahre 2024 bis 2028 sieht vor, dass die Berliner Hochschulen und die Charité jeweils Eckpunkte einer Digitalisierungsstrategie entwickeln, auf deren Grundlage sie bis Mitte des zweiten Vertragsjahres dann gemeinschaftlich einen Vorschlag für hochschulübergreifende Eckpunkte und Kooperationsfelder erarbeiten. Dabei soll insbesondere eine gemeinsame Ressourcennutzung geprüft werden, bspw. mit Blick auf die infrastrukturelle Weiterentwicklung, die IT-Sicherheit oder digitale Prüfungen bzw. E-Assessments. Ziel ist es, zusammen mit dem Land Berlin ein „übergeordnetes Digitalisierungsleitbild für den gesamten Hochschul- und Wissenschaftsstandort“2 zu entwickeln.

Vor dem Hintergrund der Kürzungen des Landeshaushalts durch den schwarz-roten Senat und die Einschnitte bei den Hochschulen für 2025 und die kommenden Jahre haben sich die Rahmenbedingungen nunmehr deutlich geändert. Da auch die Ergebnisse für eine Nachverhandlung der Hochschulverträge aktuell (Stand: März 2025) noch nicht feststehen, ist bei der Arbeit an abgestimmten, gemeinsamen Digitalisierungszielen eine Verzögerung zu erwarten. Dennoch wird die hochschulübergreifende digitale Transformation auch künftig von großer Bedeutung sein. Denn Kooperation ist, gerade in Zeiten knapper Mittel und permanent wachsender IT-Bedarfe, die beste Strategie, um vom gegenseitigen Wissen zu profitieren, Synergien zu erzeugen und Infrastrukturen, Services und Dienste effizienter nutzen zu können. Im Rahmen des Exzellenzverbunds Berlin University Alliance (BUA) 3 sowie der landesgeförderten Berliner Qualitäts- und Innovationsoffensive (QIO) 4 wurden dazu bereits einige Schritte unternommen, etwa im QIO-Projekt IDM.Berlin zum Identitätsmanagement oder mit dem BUA-Vorhaben OpenIRIS für den Zugang zu Forschungsressourcen in Richtung eines integrierten Forschungsraums.

  1. zitiert nach: „Hochschulvertrag 2024-2028 Humboldt-Universität zu Berlin inkl. Anlagen“, S. 25. Online verfügbar unter: https://www.berlin.de/sen/wissenschaft/politik/hochschulvertraege/hochschulvertrag-2024-2028-02-hu-inkl-anlagen.pdf?ts=1711017429 ↩︎
  2. „Hochschulvertrag 2024-2028 Humboldt-Universität zu Berlin inkl. Anlagen“, S. 25 ↩︎
  3. vgl. https://www.berlin-university-alliance.de/commitments/sharing-resources/
    index.html
    ↩︎
  4. vgl. https://www.hu-berlin.de/de/einrichtungen-organisation/leitung/lehre-studium/
    qualitaets-und-innovationsoffensive-qio-1/projekte-aus-der-qio
    ↩︎

6. August 2025 | Veröffentlicht von cmsredakteur
Veröffentlicht unter CMS-Jahresbroschüre 2024/25

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